Fleischskandal: Amt kontrolliert Lidl

Nachdem der Skandal um Pferdefleisch in Fertiggerichten nun auch Österreich erreicht hat, zieht das Wiener Marktamt mehr als nur Stichproben. Bei Lidl Austria wurde geprüft, ob das betroffene Produkt bereits aus den Regalen entfernt wurde.

Das Marktamt schickte auch Mitarbeiter aus, um zu prüfen, „ob Lidl auch in Wien das betroffene Produkt entfernt. Lidl Austria hat alle Filialen informiert, dass sie alle Produkte aus den Regalen nehmen sollen“, sagte der Leiter der Wiener Lebensmittelaufsicht, Andreas Müller. Mittlerweile soll das Produkt tatsächlich nicht mehr im Sortiment vorhanden sein. Auch bei anderen Waren der Firma Gusto werden sicherheitshalber Proben gezogen. Untersucht wird zudem, ob sich in den entnommenen Proben Medikamentenrückstände befinden.

Gefunden wurde das Pferdefleisch in einem Produkt des Diskonters Lidl Austria in Salzburg. Der Diskonter hat daraufhin eine eine Rückrufaktion gestartet - mehr dazu in Skandal erreicht Österreich (news.ORF.at).

Combino "Tortelloni - Rindfleisch" produziert vom deutschen Hersteller Gusto GmbH und vertrieben durch die Supermarkt-Kette Lidl

APA/Rubra

AGES fand in Tortelloni Pferdefleisch

Lidl zu Rückruf verpflichtet

Lidl ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums auch dazu verpflichtet. „Ein falsch gekennzeichnetes Produkt muss aus den Regalen genommen werden“, sagte Ministeriumssprecher Fabian Fußeis. Wie hoch der Pferdefleisch-Anteil in der als Rindfleisch gekennzeichneten Tortelloni-Füllung ist, wird von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) noch untersucht.

Die Behörden sind seit Montag aktiv und führen verstärkt Kontrollen durch. „In all solchen Krisenfällen läuft dann ein spezielles Programm ab, gesteuert vom Gesundheitsministerium“, sagte Müller. Dabei beschränke man sich nicht auf einzelne Supermarktketten.

Grüne kritisieren Regierung und Bauernbund

Die Grünen werden unterdessen einen „von SPÖ und ÖVP und damit auch vom Bauernbund abgelehnten“ Entschließungsantrag aus dem Jahr 2009 betreffend eine konsequente Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln wieder in den Nationalrat einbringen. Das kündigte der Agrarsprecher der Oppositionspartei, Wolfgang Pirklhuber, am Donnerstag am Rande einer Pressekonferenz an.

Der aktuelle Lebensmittelskandal um als Rindfleisch ausgewiesenes Pferdefleisch sei nur „die Spitze des Eisberges der europaweiten Lebensmittelindustrie, die Zeche bezahlt der Konsument, der das Ergebnis auf seinem Teller hat“, so Pirklhuber.

Pirklhuber sprach von einer „Nagelprobe“, wenn nun derselbe Entschließungsantrag - damals wegen des Dioxins in Schweinefutter und -fleisch - wieder eingebracht wird und später im zuständigen Ausschuss zu behandeln ist.

„Gesetzliche Herkunftskennzeichnung“ gefordert

Im Antrag heißt es, der Nationalrat solle die „Einführung einer gesetzlich geregelten Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln und deren Rohstoffen“ beschließen. Die Bundesregierung wird weiters aufgefordert, sich für die „Einführung einer EU-weiten Ursprungskennzeichnung für landwirtschaftliche Produkte im Sinne der Transparenz und des Konsumentenschutzes“ und für die „Einführung einer verpflichtenden und transparenten Produktkennzeichnung für alle tierischen Produkte, bei welcher das Maß der Tiergerechtheit (...) einfach erkennbar und anschaulich dargestellt wird“, einzusetzen.