Meteoritenschauer war „relativ kleines Ereignis“

Bei dem Meteoriteneinschlag im Gebiet Tscheljabinsk am Uralgebirge hat es sich nach Einschätzung des Impakt-Experten und Direktors des Naturhistorischen Museums (NHM), Christian Köberl, um ein „relativ kleines Ereignis“ gehandelt.

Der Zwischenfall zeige deutlich, „dass wir selbstverständlich im dauernden Kugelhagel der Meteorite und Asteroiden im Sonnensystem stehen und dass die Erde keinen Schutzschild hat“, sagte Köberl.

Der Fachmann für Impakt genannte Einschläge von Meteoriten und Asteroiden auf der Erde vergleicht den Einschlag mit dem „Tunguska-Ereignis“ von 1908, bei dem die Explosion eines Asteroiden oder Kometen in der Atmosphäre ein Gebiet von 2.000 Quadratkilometern verwüstet hat. „Während Ereignisse wie Tunguska alle 1.000 bis 2.000 Jahre stattfinden, kann ein so kleines Ereignis wie heute mehrmals im Jahrhundert vorkommen“, so Köberl.

Der Generaldirektor des Naturhistorischen Museums Christian Köberl

APA/Georg Hochmuth

Köberl: „Stehen im dauernden Kugelhagel der Meteorite und Asteroiden“

Meteorit in mehrere Stücke zerbrochen

Für Köberl sieht das Ereignis nach Sichtung der zahlreichen Videos im Internet „schon so aus wie eine typische Erscheinung eines großen Meteoriten, der in die Erdatmosphäre eindringt“. Die Videos würden alle einen immer heller werdenden Feuerball zeigen, der dann eine maximale Helligkeit erreiche und darauf folgend mehrere Helligkeitsausbrüche. „Dort ist offensichtlich die Explosion erfolgt, der Meteorit in mehrere Stücke zerbrochen und man sieht auch, dass dann auch etwas weiterfliegt“, so Köberl.

In einem der Videos sei auch eine Explosion und zersplitternde Fenster zu hören. Dass diese mit deutlicher Verzögerung im Vergleich zur Leuchterscheinung erfolge sei auch klar, „denn diese kommt mit Lichtgeschwindigkeit, während die Luftdruckwelle mit viel geringerer Geschwindigkeit deutlich später ankommt“.

Objekt für Frühwarnsystem zu klein

Ein so großes Ereignis wie Tunguska sei es jedenfalls mit Sicherheit nicht gewesen. Schließlich seien nur ein paar Fenster zu Bruch gegangen, „wäre das so ähnlich wie Tunguska gewesen, würden die Gebäude nicht mehr stehen“, sagte Köberl. Köberl schätzt, dass es sich um ein rund 20 Meter großes relativ poröses Objekt gehandelt hat. „Das war schon hausgroß, aber bei weitem nicht so groß wie das Objekt von Tunguska, das mindestens 50 Meter hatte“, so der Experte.

Angesichts zunehmender Erdbevölkerung seien aber auch kleinere solcher Ereignisse nicht ohne Konsequenzen. „Vor 100 Jahren hat dort in der Gegend noch kaum jemand gewohnt.“ Köberl betonte auch, dass ein Objekt dieser Größe von den momentan installierten Frühwarnsystemen und Suchprogrammen nicht wahrgenommen werden könnte, weil es viel zu klein sei.

Derzeitige Systeme würden von Objekten größer als einen halben Kilometer ausgehen, man beginne erst damit Objekte mit 100 Meter und mehr zu suchen, wobei man sie meist erst dann finde, wenn sie in Erdbahnnähe sind. „Objekte in der Größenordnung wie der heutige Meteorit wird man auch in den nächsten 20 Jahren nicht entdecken können, weil man die dafür notwendigen Teleskope nicht finanzieren könnte. Von einer Abwehr ist man ohnedies noch viel weiter entfernt“, so Köberl.

Hunderte Verletzte nache Meteoritenschauer

Bei dem spektakulären Meteoritenschauer über dem russischen Ural wurden am Freitag Hunderte Menschen verletzt. Dabei kamen jüngsten Behördenangaben zufolge mehr als 700 Menschen zu Schaden, darunter viele Kinder. Die meisten Verletzten wurden demnach von Scherben zersplitterter Scheiben getroffen. Amateurvideos zeigen weiß glühende Meteoriten, die in niedriger Höhe vorbeiflogen - mehr dazu in Hunderte Verletzte nach Meteoritenregen (news.ORF.at).