Schauspielerin Bibiana Zeller wird 85

Die Kammerschauspielerin Bibiana Zeller feiert heute ihren 85. Geburtstag. Dabei zeigt sie keine Müdigkeitserscheinungen: Am Mittwoch feiert der Fernsehfilm „Alles Schwindel“ Premiere, und sie freut sich auf die Zusammenarbeit mit Luc Bondy.

In der bevorstehenden Zusammenarbeit mit Luc Bondy im Rahmen der Festwochen-Koproduktion von Molières „Tartuffe“ wird Zeller ab 28. Mai in die Rolle der Madame Pernelle schlüpfen, „die schon ein bisserl senil ist“. Bereits am kommenden Mittwoch feiert ihr jüngster Film „Alles Schwindel“ von Regisseur Wolfgang Murnberger auf ORF 2 Premiere.

Bibiana Zeller und Benno Fürmann in "Alles Schwindel"

ORF/Hubert Mican

Bibiana Zeller und Benno Fürmann in „Alles Schwindel“

Seit 1972 am Burgtheater

Subtilität, feiner Humor und ein Gespür für Skurrilität gehören zu den Markenzeichen der gebürtigen Wienerin. Sie ist eine der meistbeschäftigten Darstellerinnen des Burgtheaters, dem sie seit 1972 angehört.

Bibiana Zeller als "Die Großmutter" am Donnerstag, 15. April 2010, während einer Fotoprobe zu "Geschichten aus dem Wiener Wald"

APA/Georg Hochmuth

Zeller als „Die Großmutter“ in „Geschichten aus dem Wiener Wald“ im Jahr 2010

Zuletzt stand sie in Martin Wuttkes Bearbeitung des Bunuel-Filmes „Der Würgeengel“, in der Uraufführung von Botho Strauß’ „Das blinde Geschehen“ in der Regie von Hausherrn Matthias Hartmann oder als Großmutter in Horvaths „Geschichten aus dem Wiener Wald“ (Regie: Stefan Bachmann) auf der Bühne. Dennoch laufe es am Theater „sehr hart“, es sei ein ständiger Kampf um die nächste Rolle, so Zeller.

Große Popularität als Frau Kottan in den frühen 80ern

„Um nicht ganz klagend durchs Leben zu gehen“, bleibt sie auch weiterhin ihrem zweiten Standbein, dem Film, treu. Was allerdings auch nicht immer ganz einfach war: „Peymann hat mich in der ganzen Zeit keinen Film machen lassen. Ich musste immer bereit stehen, auch wenn er mich dann nicht besetzt hat“, erinnert sich die große Schauspielerin.

„Das war seine Überzeugung: Film und Fernsehen sind eigentlich blöd“, schmunzelt sie. Dennoch liest sich auch Zellers Filmografie eindrucksvoll: Als Frau Kottan in der Fernsehserie „Kottan ermittelt“ erlangte sie in den frühen 80er-Jahren große Popularität. 2002 war sie etwa in Wolfgang Murnbergers TV-Krimi „Taxi für eine Leiche“ zu sehen. Besonders beliebt war sie als Herta in der Serie „Julia - Eine ungewöhnliche Frau“.

Bibiana Zeller in "Kain"  aus dem Jahr 1972, Regie: Dietmar Schönherr

ORF

Bibiana Zeller in „Kain“ aus dem Jahr 1972, Regie: Dietmar Schönherr

Für das Kino spielte die am 25. Februar 1928 geborene Zeller unter anderem in Michael Glawoggers Film „Die Ameisenstraße“ (1995), in Robert Dornhelms Streifen „Der Unfisch“ (1997) oder in Xaver Schwarzenbergs „Zuckeroma“ (2004). 2010 folgte ein weiterer Auftritt in Peter Patzaks „Kottan ermittelt: Rien ne va plus“, 2011 stand sie in der Glavinic-Verfilmung von „Wie man leben soll“ (Regie: David Schalko) vor der Kamera.

Private Schauspielausbildung in der Josefstadt

Ihr erstes Engagement erhielt Zeller nach einer privaten Schauspielausbildung 1950 am Theater in der Josefstadt. In den folgenden 20 Jahren war sie überwiegend auf deutschen Bühnen zu sehen. Erst 1972, als Gerhard Klingenberg sie ans Wiener Burgtheater engagierte, kehrte die Schauspielerin in ihre Heimatstadt zurück.

Dort entwickelte sie sich bald zu einer profilierten Nebenrollendarstellerin: „Eigentlich habe ich mir bei jedem Stück die andere Rolle gewünscht, aber die hat dann immer Gusti Wolf bekommen“, lachte Zeller. „Ich habe immer die kleinere Rolle bekommen, aber ich habe es Gusti gegönnt, wir haben uns gut verstanden.“ Zeller trat etwa in Stücken von Kleist, Ibsen, Brecht, Pirandello, Nestroy, Grillparzer und Shakespeare auf. Bei den Salzburger Festspielen 2005 und 2006 stand sie als Jedermanns Mutter auf der Bühne am Domplatz.

Die Schauspielerin Bibiana Zeller am Mittwoch, 16. Juni 2010,

APA/Georg Hochmuth

In vielen Ur- und Erstaufführungen zu sehen

Ihre besondere Vorliebe gilt aber modernen Autoren. So spielte sie in Claus Peymanns legendären Thomas Bernhard-Inszenierungen die schweigsame Wirtin im „Theatermacher“ und Frau Liebig im „Heldenplatz“.

Auch in den vergangenen Jahren war sie in vielen Ur-und Erstaufführungen zu sehen, etwa in Gert Jonkes „Chorphantasie“ und „Die versunkene Kathedrale“ in der Regie von Christiane Pohle, in „Der Bus (Das Zeug einer Heiligen)“ von Lukas Bärfuss in der Regie von Thomas Langhoff, in „Ende und Anfang“ von Roland Schimmelpfennig in der Regie von Nicolas Stemann sowie Friederike Hellers Handke-Inszenierungen „Untertagblues“ und „Spuren der Verirrten“.

1998 wurde Zeller mit dem Berufstitel Kammerschauspielerin ausgezeichnet, im Rahmen der „Langen Nacht des Hörspiels“ wurde sie 2001 zur Schauspielerin des Jahres gekürt, 2010 erhielt sie die Romy als „Beliebteste Schauspielerin“. Ihre Zukunft am Theater sieht sie selbstkritisch-entspannt: „Es geht um Angebot und Nachfrage. Wenn man mir kein Angebot mehr macht, wird es seinen Grund haben“, so Zeller. „Man muss den Blick, der auf einen fällt, ernst nehmen und respektieren.“

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