Neue Gedenkstätte für NS-Opfer

Anlässlich des 75. Jahrestages des „Anschlusses“ ist am Montag auf dem Wiener Zentralfriedhof die Nationale Gedenkstätte für die Opfer der nationalsozialistischen Justiz eingeweiht worden. Eine Metalltafel soll an rund 2.000 Ermordete erinnern.

Anlässlich der Enthüllung fand um 11.00 Uhr ein Festakt auf dem Zentralfriedhof statt. Eingeladen haben dazu Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Die Gedenkstätte entstand auf dem Areal der „Gruppe 40“, wo die Ermordeten auf einem 10.000 Quadratmeter großen Areal begraben sind.

Im Wiener Landesgericht wurden während der NS-Zeit Hunderte Todesurteile vollstreckt. Die Leichen wurden entweder zuerst für medizinische Studien ins Anatomische Institut der Uni Wien gebracht oder sofort auf dem Wiener Zentralfriedhof „formlos verscharrt“, wie es im Text der Gedenktafel heißt.

Gedenkstätte zur Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Justiz

APA/Robert Jäger

Innenministerin Mikl-Leitner und Bundeskanzler Faymann vor der Gedenktafel

Metalltafel mit Texten auf Deutsch und Englisch

Begraben sind dort auch die auf dem Schießplatz Kagran hingerichteten Opfer der NS-Militärjustiz, die Getöteten des SS-Massakers in Hadersdorf am Kamp und die Opfer aus dem KZ Hinterbrühl. An all diese Personen - insgesamt rund 2.000 - soll nun seitens der Regierung mit einer Metalltafel mit Texten auf Deutsch und Englisch erinnert werden. Ein Gedenkstein der Stadt Wien ist dort bereits seit einigen Jahren vorhanden.

„Die österreichische Bundesregierung gedenkt in tiefer Trauer der Opfer des nationalsozialistischen Unrechtsregimes. Ihr Schicksal ist Auftrag und Verpflichtung zur wachsamen Verteidigung der Demokratie, des Rechtsstaates und der Menschenrechte“, wird es in der Inschrift der neuen Gedenkstätte heißen.

Ausstellung zum „Anschluss“

Im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek gedenkt man des „Anschlusses“ 1938 mit der Ausstellung „Nacht über Österreich. Der Anschluss 1938 - Flucht und Vertreibung“. Unter anderem zeichnen Fotografien, Flugblätter und Propagandaschriften die Ereignisse im Frühjahr 1938 nach. Daneben werden 15 Einzelschicksale von Menschen beleuchtet, die Österreich damals verlassen mussten - mehr dazu in Ausstellung: 75. Jahrestag des „Anschlusses“.

Geplatzt ist ein von Burgtheater-Chef Matthias Hartmann, Architekt Wolf D. Prix und Künstler Erwin Wurm geplantes Projekt zum Gedenken an den „Anschluss“. Für die Idee eines leeren Heldenplatzes fanden sich kaum Sponsoren - mehr dazu in „Leerer Heldenplatz“ gescheitert.