Frauentag zu Gerechtigkeit

Am internationalen Tag der Frau ist im „Offenen Rathaus“ die Verteilungsgerechtigkeit im Zentrum gestanden. Themen wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder unterschiedliche Bezahlung von Männern und Frauen müssen auch in Wien noch diskutiert werden.

Die Frauenabteilung der Stadt Wien bot wie jedes Jahr verschiedene Programmpunkte an. Erstmals fand das „Offene Rathaus“ in der Volkshalle im Erdgeschoss des Rathauses statt. Der Frauenbus stand im Arkadenhof. Es gab Workshops zum Thema Verteilungsgerechtigkeit und Gehaltsverhandlungstipps.

Der finanzielle Unterschied

Der biologische Unterschied kommt oft auch auf dem Gehaltszettel zum Ausdruck. Frauen verdienen nach wie vor weniger, derzeit rund ein Viertel weniger als Männer. Die Beseitigung von Einkommensunterschieden ist ein großes Ziel, auch von Wiens Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Doch selbst im Wiener Rathaus verdienen Männer mehr als Frauen.

Frauentag

APA/Herbert Neubauer

Richtige Förderung wirkt stärker als biologische Faktoren.

Der Unterschied ist zwar nicht so hoch wie in der Privatwirtschaft, aber dennoch liegt das Durchschnittsgehalt der Mitarbeiterinnen der Stadt Wien um 11,9 Prozent unter dem der Mitarbeiter. Dass dies trotz fixem Besoldungsschema so ist, liegt laut Stadt daran, dass mehr Männer als Frauen in Führungspositionen sind, die auch besser bezahlt werden. Zudem sind Männer oft in anderen, höherwertigen Verwendungsgruppen.

Lediglich in neun von 59 Berufsfeldern führen die Frauen. Das betrifft vor allem den pädagogischen Bereich. Daher soll laut Frauenberger der Frauenanteil in Berufen mit höherwertigen Funktionen erhöht werden. Gleichzeitig soll in der anstehenden Besoldungsreform der Geschlechteraspekt berücksichtigt werden. Das betrifft vor allem die Frage, wie die Arbeit künftig bewertet wird. Historisch gewachsene Ungleichheiten sollen dadurch ausgeglichen werden.

Klischees verursachen Ungerechtigkeit

Auch in Wien sind es oft banale Klischees wie „Mädchen können nicht rechnen, Buben sind von Natur aus technisch begabt“, die Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern verursachen. Vielleicht sind wir nicht ganz davon überzeugt, aber irgendwie sehen wir dann doch immer wieder Beispiele dafür. Was aber sagt die Wissenschaft? Werden wir als Frauen und Männer mit bestimmten Fähigkeiten geboren?

Wie wichtig ist der biologische Unterschied?

„Wenn wir auf die Welt kommen, sind unsere Nervenzellen noch nicht ausreichend vernetzt. Erst durch Erziehung, durch soziale Erfahrungen werden diese Netzwerke ausgebildet. Davon hängt zum größten Teil ab, was wir später können oder tun“, sieht Karin Gutierrez-Lobos, Fachärztin für Psychiatrie und Vizerektorin an der MedUni Wien, sehr wohl Gründe fernab biologischer Gegebenheiten für bestimmtes Rollenverhalten.

Wir werden also als unfertige kleine Wesen geboren. Zu Männern und Frauen werden wir durch Lernen und Abschauen erst später. Aber das biologische Geschlecht ist nun einmal da: „Beim biologischen Geschlecht ist es ganz klar: Männer können Kinder zeugen, Frauen bekommen Kinder. Sonst aber sind die biologischen Unterschiede sehr klein. Vor allen Dingen gibt es sie nicht im Gehirn“, so Gutierrez-Lobos gegenüber „Radio Wien“.

Das Problem liegt also in der Bedeutung, die wir dem biologischen Unterschied geben, wenn auch oft unbewusst. Dadurch aber wird zum Beispiel Schülerinnen das Gefühl gegeben, in Mathematik gar nicht gut sein zu können. Das zeigt auch eine großangelegte Studie: Dort, wo die Geschlechtergerechtigkeit relativ hoch ist, wie etwa in Skandinavien, nähern sich Männer und Frauen in der mathematischen Leistung an. In Ländern, wo die Chancengleichheit gering ist, dort waren tatsächlich die Mädchen ein bisschen schlechter als Männer.

Nur vier Prozent der Väter in Karenz

Die Frage "Wie bringen Sie Kinder und Karriere unter einen Hut?“ wird in Österreich hauptsächlich an erfolgreiche Frauen gerichtet. Denn auch im Jahr 2013 wird Kinderbetreuung und Hausarbeit grundsätzlich als weibliche Aufgabe betrachtet. Nur rund vier Prozent der österreichischen Väter gehen in Karenz.

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