Prozess: Frau spricht von Entführung

Weil sie ihren Mann erschlagen, zersägt und angezündet haben soll, hat sich am Dienstag eine 37-jährige Frau wegen Mordes vor Gericht verantworten müssen. Beim Prozessauftakt wies die Frau die Tat zurück und meinte, sie sei entführt worden.

Wegen Mordes, Brandstiftung und Störung der Totenruhe steht die Frau vor Gericht. Seit langem soll es handgreifliche Auseinandersetzungen in der Beziehung gegeben haben. Die Angeklagte stritt aber auch beim Prozessauftakt die Bluttat ab und behauptete, von Unbekannten entführt und danach ausgesetzt worden zu sein. Man habe auch versucht, sie zu vergewaltigen, in dieser Zeit sei der Mord passiert.

Die Aussage eines Nachbarn, wonach es den ganzen Abend vor der Tat Streit gegeben habe, wies die Angeklagte zurück. Der Mann würde „lügen, weil er mich nicht mag“. Die früheren gewalttätigen Auseinandersetzungen erklärte die Frau damit, dass sich ihr Mann bei Diabetesanfällen „wie ein Wahnsinniger“ benommen habe.

Angeklagte bei Mordprozess

APA/Schlager

Frau wegen Mordes vor Gericht

Leiche mit abgetrenntem Bein entdeckt

Am 9. Jänner 2011 wurde die Feuerwehr ursprünglich zu einem Brand in die Sonnleithnergasse in Favoriten gerufen. Bei den Löscharbeiten fanden die Einsatzkräfte in der Wohnung den 56-jährigen Frühpensionisten. Er lag tot im Bett und wies schwere Verletzungen auf Kopf und Oberkörper auf. Ein Teil eines Beines war abgetrennt. Bei der späteren Obduktion stellte sich heraus, dass der Mann zuerst ermordet und danach das Feuer gelegt wurde.

Seine Frau wurde wenige Stunden nach der Tat von einem Autofahrer in Simmering bemerkt. Sie war lediglich mit einer Unterhose bekleidet und hatte eine Jogginghose um den Hals geschlungen. Mit der Rettung wurde sie in ein Spital gebracht, wo die Polizei sie unter Mordverdacht festnahm.

DNA-Spuren belasten Frau

Für die Staatsanwaltschaft bestand kein Zweifel, dass die Witwe ihren Ehemann gewaltsam zu Tode befördert hat. Sie verwies darauf, dass nach dem Verbrechen am Tatort keine Spuren gefunden wurden, die darauf schließen hätten lassen, dass zum Tatzeitpunkt neben dem Ehepaar auch andere Personen in der Wohnung aufhältig waren.

Gegen die Darstellung der Angeklagten sprach vor allem auch ein DNA-Gutachten: Am Pyjama und an der Innenseite ihres Slips, mit dem die Frau aufgefunden wurde, waren Blutspuren, die die DNA-Experten dem erschlagenen Ehemann zuordnen konnten.

Paar war der Polizei bekannt

Die 37-Jährige wurde nach eigenen Angaben in Ghana geboren. 2001 reiste sie ohne gültige Aufenthaltsbewilligung in Europa ein. Ein Jahr später lernte sie den 56-jährigen Wiener angeblich über eine Kontaktanzeige kennen. Ziemlich bald darauf kam es laut Polizei zur Eheschließung, aber auch zu ersten handgreiflichen Auseinandersetzungen. Täter und Opfer dürften abwechselnd beide gewesen sein. Auslöser waren meist Nebensächlichkeiten.

Mordverdacht in Favoriten:  Ansicht des Hauses in dem der Tote aufgefunden wurde

APA/Georg Hochmuth

In diesem Haus kam es zu der Tat

Zuletzt soll es einen großen Streit im Dezember vor der Tat gegeben haben. Auslöser war damals die Art des Postholens: Der Mann hatte die Schlüssel vergessen und holte die Sendungen daher mit der Hand aus dem Briefkasten. Zwei der Poststücke waren an seine Frau adressiert, die er ihr auch übergab.

Die Frau habe ihm aber nicht geglaubt, dass er mit der Hand die Briefe aus dem Postkasten gefingert hatte, und prügelte ihn. Daraufhin wurde sie mit einem Betretungsverbot belegt. Nach wenigen Tagen dürfte sich das Paar laut Polizei aber versöhnt und sie wieder in die gemeinsame Wohnung eingezogen.

Lebenslange Haft droht

Der Prozess wird am Mittwoch mit Zeugenbefragungen fortgesetzt. Der Frau droht bei einem Schuldspruch eine Freiheitsstrafe von bis zu 20 Jahren oder lebenslange Haft.