Kampusch-Bericht: Erste Details bekannt

Die erneute Überprüfung der Ermittlungen rund um die Entführung von Natascha Kampusch ist beendet. Der Bericht wird am Montag präsentiert, doch sind bereits erste Details bekannt. Ein Freund von Wolfgang Priklopil steht unter Betrugsverdacht.

Inoffiziell wurde aus dem Umfeld von Innenministerium und Justiz der Betrugsverdacht gegenüber Ö1 bestätigt. Wenn die Vorwürfe stimmen, dann hat Ernst H., der angeblich beste Freund von Entführer Wolfgang Priklopil, dessen Selbstmord ausgenutzt, um sich zu bereichern. Denn er soll angeblich Schulden bei Priklopil gehabt haben.

Nach dem Tod von Priklopil soll Ernst H. allerdings angegeben haben, dass sein einstiger Freund ihm Geld schulde. Dies wurde dann auch im Verlassenschaftsverfahren anerkannt. Eine indirekte Folge dürfte sein, dass die Mutter und Erbin Priklopils nur mehr ein Wohnrecht in einer Wohnung hat, die Ernst H. gehört.

Kampusch

DPA/Zinken

Kampusch gab stets an, nie Mittäter gesehen zu haben

Ergebnis wird am Montag präsentiert

Das internationale Expertenteam soll beim Vergleich der Steuererklärungen von Priklopil und Ernst H. darauf gestoßen sein. Der Anwalt von Ernst H., Manfred Ainedter, kenne den Vorwurf derzeit nicht, wie er sagte. Aber dass sein Mandant mit der Gefangenschaft von Natascha Kampusch nichts zu tun gehabt habe, das sei das Ergebnis umfangreicher Ermittlungen gewesen und letztlich habe es für seinen Mandanten auch einen Freispruch in einem Prozess gegeben.

Immer wieder Gerüchte
Kampusch war 1998 als Zehnjährige von Priklopil entführt worden und konnte im Sommer 2006 aus der Gefangenschaft flüchten. Priklopil beging daraufhin Selbstmord. Immer wieder gab es in dem Fall Gerüchte über mögliche Mittäter.

Dass sich durch die Evaluierungskommission auch etwas Neues bezüglich einer Mittäterschaft bei der Entführung von Natascha Kampusch ergeben hat, glaubt Ainedter nicht. Vom „Ende der Mehrtäter-Theorie“ berichtete auch der Kurier. Laut der Tageszeitung „fanden Experten vom FBI und dem deutschen BKA keine Hinweise auf Komplizen“.

Das Ergebnis der Evaluierungskommission soll am Montag öffentlich kommuniziert werden, sagte Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck. Kursierende Berichte, denen zufolge auch die neuerliche Überprüfung zu dem Ergebnis kam, dass Wolfgang Priklopil ein Einzeltäter gewesen ist, wollte man nicht kommentieren.

Alle Fragen wohl nicht restlos geklärt

Seit Mitte Juli 2012 beschäftigten sich eigens dafür abgestellte Cold-Case-Spezialisten damit, Ungereimtheiten und Ermittlungspannen in der Causa erneut zu überprüfen. Den Ermittlern wurde völlige Akteneinsicht gewährt. Selbst dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss waren bestimmte Akte, wie etwa die erste Einvernahme von Natascha Kampusch, nicht übermittelt worden.

Das neue Team bestand aus einer 14 Mann starken operativen Gruppe und einem siebenköpfigen Lenkungsausschuss, der bei entscheidenden neuen Ermittlungsergebnissen hinzugezogen werden konnte. Dem Ausschuss wurden auch Spezialisten aus dem Ausland - wie etwa Beamte des deutschen Bundeskriminalamtes (BKA) und des FBI - zugezogen. Bei den Ermittlern aus Österreich wurde darauf geachtet, dass sie zwar die entsprechende Kompetenzen aufweisen, aber noch niemals in den Fall Kampusch eingebunden waren.

Das neuerliche Aufrollen des Falles bedeutete allerdings von Anfang nicht, dass die offenen Fragen restlos geklärt werden können. Es war nicht ausgeschlossen, dass die Ermittlungen erneut zum dem Ergebnis kommen könnten, dass es zwar dubiose Personen und Widersprüche in der Causa gibt, aber dies für ein neuerliches Verfahren nicht ausreicht.

Kampusch wies Mehrtäter-Theorie zurück

Gerüchte, sie würde einen Pädophilenring decken, wies Kampusch in einem „Thema“-Interview entschieden zurück: „Alle wissen, was mir passiert ist, dass ich achteinhalb Jahre gefangen war. Ich hab gesagt, was ich sagen konnte, was ich wusste. Ich würde so was nie tun. Ich würde nie verhindern, dass solche Verbrecher zur Rechenschaft gezogen werden, und würde alles daransetzen, dass das anderen Leuten nicht passiert.“

Sie habe auch nie Mittäter gesehen. Mit dem Freund Priklopils, dem diese Rolle schon des öfteren unterstellt wurde, habe sie nach der Flucht mehrmals und lange telefoniert. Das sei geschehen, weil sie unter anderem wissen wollte, was in den letzten Minuten Priklopils geschehen sei und welchen Eindruck Außenstehende von ihm hatten. Zugleich interessierte sie, ob er vielleicht schon länger Bescheid wusste und nichts ausgesagt hat. „Ich wollte, falls er irgendwie doch eine Art Mittäter gewesen wäre, vielleicht auch zur Überführung beitragen.“

Vor mehr als 15 Jahren wurde die damals zehn Jahre alte Natascha Kampusch in Wien entführt, acht Jahre später gelang ihr die Flucht. Am selben Tag beging ihr Entführer Wolfgang Priklopil Selbstmord - mehr dazu in Fall Kampusch: Die Chronologie der Causa.

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