Fall Kampusch: Die Chronologie der Causa

Vor mehr als 15 Jahren ist die damals zehn Jahre alte Natascha Kampusch in Wien entführt worden, acht Jahre später ist ihr die Flucht gelungen. Am selben Tag beging ihr mutmaßlicher Entführer Wolfgang Priklopil Suizid - eine Chronologie:

2. März 1998: Die zehn Jahre alte Natascha Kampusch verschwindet in der Früh auf dem Weg in die Volksschule in Wien-Floridsdorf. Ihre Eltern alarmieren am Abend die Polizei.

3. März 1998: Eine Schülerin erzählt der Polizei, dass sie beobachtet hat, dass Kampusch in einen weißen Bus mit Gänserndorfer Kennzeichen gezerrt worden ist.

Der weisse Mercedes Lieferwagen mit dem Natascha Kampusch am 2. Maerz 1998 entfuehrt wurde

APA/Bundeskriminalamt

Der Lieferwagen mit dem Natascha Kampusch am 2. Maerz 1998 entführt wurde

6. April 1998: Wolfgang Priklopil wird in Strasshof von Ermittlern aufgesucht. Er besitzt einen weißen Lieferwagen.

14. April 1998: Ein Hundeführer der Wiener Polizei macht das Sicherheitsbüro erneut auf den Verdächtigen in Strasshof aufmerksam. Dem Hinweis wird nicht nachgegangen.

Das Haus von Wolfgang Priklopil am 24. August 2006 in Strasshof in Niederoestereich

APA/Herbert P. Oczeret

Das Haus, in dem Natascha Kampusch gefangen gehalten wurde

Flucht nach acht Jahren gelungen

23. August 2006: In Strasshof kann sich Kampusch selbst befreien. Ihr Entführer, der 44-jährige Priklopil, wirft sich in Wien vor einen Zug und stirbt.

Februar 2008: Innenminister Günther Platter (ÖVP) setzt eine Evaluierungskommission in der Causa ein, welcher der ehemalige Verfassungsgerichtshof-Präsident Ludwig Adamovich vorsteht.

23. Oktober 2008: Der Fall Kampusch wird neu aufgerollt. Ermittler sollen sich noch einmal damit auseinandersetzten.

8. Jänner 2010: Der Akt wird wieder geschlossen: Polizei und Staatsanwaltschaft sind überzeugt, dass Priklopil keine Komplizen bzw. Mitwisser hatte. Ein Freund des Entführers, Ernst H., wird allerdings wegen Begünstigung angeklagt. Er soll unmittelbar nach Kampuschs Entkommen von der Entführung erfahren und Priklopil bei der Flucht geholfen haben.

Titelseiten der internationalen Presse, nach dem ersten TV-Interview von Natascha Kampusch im ORF

APA/Barbara Gindl

Fall Kampusch immer wieder in den Medien

„Cold Case“-Spezialisten seit 2012 am Zug

2. November 2010: Neue Ermittlungen gegen fünf in den Fall Kampusch involvierte Staatsanwälte wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs in Innsbruck werden bekannt - darunter der Leiter der Wiener Oberstaatsanwaltschaft, Werner Pleischl, und der Leiter der Staatsanwaltschaft Graz und ehemalige Sonderermittler in der Causa Kampusch, Thomas Mühlbacher. Basis ist eine Sachverhaltsmitteilung des früheren OGH-Präsidenten Johann Rzeszut an die fünf Klubobleute im Parlament. Rzeszut war Mitglied der Evaluierungskommission.

24. November 2011: Das Justizministerium gibt bekannt, dass das Amtsmissbrauchsverfahren gegen die fünf Staatsanwälte eingestellt wird.

28. Juni 2012: Ein Parlamentsausschuss empfiehlt, die Ermittlungen durch „Cold Case“-Spezialisten neuerlich evaluieren zu lassen.

Juli 2012: Die neuerliche Evaluierung startet.

Bericht: Keine Hinweise auf weitere Täter

12. April 2013: Es wird bekannt, dass der Endbericht des Expertenteams am Montag, 15. April, Abgeordneten des Parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Nationalrats übergeben und anschließend öffentlich kommuniziert werden soll. Erste Ergebnisse wurden bereits vorab bekannt - mehr dazu in Kampusch-Bericht: Erste Details bekannt.

Kampusch-Bericht präsentiert. Im Bild: (v.l.) Herbert Anderl (Ex-Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit), der deutsche BKA-Präsident Jörg Ziercke und Sektionschef Christian Pilnacek

APA/Helmut Fohringer

Endbericht der Expertenkommission

15. April 2013: Priklopil war mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Einzeltäter. Zu diesem Ergebnis kommt das Expertenteam unter Beteiligung internationaler Ermittler, das den Entführungsfall seit Juli 2012 noch einmal aufgerollt hat - mehr dazu in Kampusch-Bericht: Keine Mittäter.