Weltmuseum Wien wird 2016 fertig

Das Museum für Völkerkunde Wien nennt sich ab sofort Weltmuseum Wien. Der seit längerem laufende Umbau wird bis Ende 2016 mit 27,5 Mio. Euro „frischem Geld“ fertiggestellt. Das Zoom Kindermuseum bespielt dort künftig drei Säle.

„Hier sitzt ein sehr glücklicher Museumsdirektor“, meinte Steven Engelsman, der seinen Direktorenposten am Völkerkundemuseum mit 1. Mai vorigen Jahres angetreten hatte. Es handle sich um einen „Riesen-Schritt vorwärts“. „Das ganze Geld ist da, um unser neues Konzept für ein altes Museum umzusetzen.“

Pressekonferenz anlässlich der Präsentation des neuen Weltmuseums

APA/Georg Hochmuth

Pressekonferenz: „Aus Museum für Völkerkunde wird das Weltmuseum Wien“

Mehrbedarf von rund zwei Mio. Euro pro Jahr

19 Mio. Euro kommen aus Investitionsmittel des Kulturministeriums, sechs Mio. aus dem Wirtschaftsministerium bzw. der Burghauptmannschaft. 2,5 Mio. wird das Museum aus dem eigenem Budget bzw. über Sponsoren aufbringen. Dazu kommen noch zehn Mio. Euro, die bereits investiert und abgerechnet sind. Für die künftige Bespielung wird pro Jahr mit rund zwei Mio. Euro Mehrbedarf gerechnet.

Außenansicht des neuen Weltmuseums Wien am Mittwoch, 17. April 2013,

APA/Georg Hochmuth

Außenansicht des neuen, „alten“ Weltmuseums Wien

Schmied: „Kann niemanden zu Kooperation zwingen“

Dass das Volkskundemuseum nicht ins Boot geholt werden konnte, liege einzig bei den Verantwortlichen des als Vereinsmuseum geführten Volkskundemuseums, versicherte Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ): „Man kann niemanden zu Kooperationen zwingen. Aber ganz viele Punkte aus diesen Diskussionen sind in das neue Konzept nun mit aufgenommen worden.“

KHM-Generaldirektorin Sabine Haag sagte darüber, dass sie dem „größten und lebendigsten Museumsverband derzeit“ vorstehe: „Es tut sich an allen Ecken und Enden etwas.“

Name dient nur Marketing

„Weltmuseum Wien“ sei „ein Markenname“, sagte Direktor Engelsman. „Der gesetzliche Name bleibt Völkerkundemuseum, aber bitte nennen Sie uns künftig bei dem Namen, den wir jetzt am liebsten haben.“ Er sehe das Weltmuseum Wien als „Treffpunkt für Menschen und Kulturen, wo Wertschätzung und Begeisterung für kulturelle Vielfalt gelebt und vermittelt werden“.

Und weil es um Menschen geht, interpretiert er das neue Logo, bei dem sich viele kleine Punkte zunächst ring-, dann strahlenförmig um einen Kreis gruppieren, nicht als Planeten, sondern „als Menschen, die in Bewegung sind, zunächst durcheinanderlaufen und sich dann um einen Kreis zusammenfinden.“

Hoffen auf den Wow!-, Aha!- und Mmh!-Effekt

Es gehe um die Vermittlung von Begeisterung und um Begegnungen auf Augenhöhe, so der Direktor, der das Museum „zu einem der beliebtesten und bekanntesten Häuser Wiens“ machen möchte: „Eine ganz wichtige Qualität ist und bleibt, dass im Laufe von 500 Jahren die schönsten Kulturschätze der Welt nach Österreich gebracht wurden. Es ist einzigartig, wie da die ganze Welt reflektiert ist.“

Bei der Neuaufstellung der Sammlung (die entsprechende Museumsarchitektur wird noch im Frühjahr international ausgeschrieben, das Ergebnis im Herbst präsentiert) will er drei Effekte bei den Besuchern erzielen: „den Wow!-, den Aha!- und den Mmh!-Effekt“. Sie stehen für Begeisterung, Erkenntnis und Genuss. „Es soll immer so sein, dass der Besucher sagt: Wow, wie schön! Aha, das ist aber interessant! Mmh, da komme ich sicher nochmals her!“

Künftig 19 Säle für die Schausammlung

Ziel ist die vollständige Sanierung der 29 Säle mit insgesamt 4.500 Quadratmetern. 19 Säle sollen für die Schausammlung zur Verfügung stehen und sowohl einen „Korridor des Staunens“ als auch eine „Perlenkette von Geschichten“ bieten, bei der die Sammlung mit schlüssiger Thematisierung und „sehr viel Wiener DNA“ aufbereitet wird.

Als mögliche Themenblöcke nannte Engelsman die Traditionelle Chinesische Medizin und ihre Österreich-Bezüge oder die Geschichte österreichischer Migranten in Südamerika. Die Bedeutung von Migration als „Quelle des kulturellen Austausches und der Begegnung der Kulturen“ sei überaus aktuell. „Da muss noch so einiges geforscht werden.“ Dabei will man mit der Universität Wien eng zusammenarbeiten.

Drei Säle für den neuen "ZOOM-Trakt

„Wir machen nur das, was Sinn macht, und wo wir unseren Spaß daran haben“, versicherte der Direktor. Diesen Spaß sollen auch die minderjährigen Besucher haben, denn „Kinder sind eine ganz wichtige Zielgruppe für unser Museum“.

Das ZOOM Kindermuseum wird künftig neben seinem Stammhaus im Museumsquartier drei eigene Säle im Mezzanintrakt des Weltmuseum Wien bespielen. Der neue „ZOOM-Trakt“ für „kinder- und jugendgerechte Inszenierung anthropologisch relevanter Themen“ soll im Herbst 2015 eröffnet werden. Sieben Säle schließlich werden im Hochparterre rund um die Säulenhalle für Sonderausstellungen bereitstehen.

Im Frühjahr 2014 soll anlässlich des 100. Jahrestags des Attentats in Sarajevo mit der Ausstellung „Kavalierreisen“ zu den Weltreisen und Sammlungen von Thronfolger Franz Ferdinand ein thematischer Prolog auf die künftige Gestaltung der Schausammlung gegeben werden.

Grüne sehen „Worst-Practise-Beispiel“

Das vorgestellte Konzept des „Weltmuseum Wien“ sieht Wolfgang Zinggl, der Kultursprecher der Grünen, als ein „Worst-practice-Beispiel österreichischer Kulturpolitik“. Er konstatiere „eine politische Ersatzhandlung anstelle eines neuen Museumskonzepts“ und kritisiere einen „respektlosen Umgang mit der hervorragenden Arbeit des Volkskundemuseums“, so Zinggl.

Gut sei der neue Name und die Tatsache, „dass die Institution wieder Aufmerksamkeit erhält“. Schlecht sei die „weiter fehlende Planungs- und Finanzhoheit des Weltmuseums“, das im Verband des Kunsthistorischen Museums verbleibe, die Schubladisierung eines „gut durchdachten Konzepts für ein auch die gegenwärtigen Kulturen vergleichendes Museum“ sowie "die völlige Vernachlässigung des Volkskundemuseums, das seit Jahren hervorragende Arbeit unter denkbar ungünstigen finanziellen Voraussetzungen leistet.

Tanzmasken „Black and White“ aus
Thailand

KHM mit MVK und ÖTM

Tanzmasken für die Performance „Black and White“ von Pichet Klunchun

„Getanzte Schöpfung“ als erste Schau

Als Auftaktausstellung gibt es die „getanzte Schöpfung“ im Weltmuseum zu sehen. Mit koreanische Fächern, Tanzkostümen aus Burma und thailändischen Tanzmasken zeigt die Ausstellung die verschiedenen Facetten des asiatischen Tanzes.

Unter den rund 500 Ausstellungsobjekten werden auch Arbeiten von sechs zeitgenössischen asiatischen Künstlern aus Bali, Java, Japan, Korea, Indien und Thailand präsentiert, die als Ko-Kuratoren die Ausstellung mitgestalteten - mehr dazu in „Getanzte Schöpfung“ im Weltmuseum.

Link: