Vereinigte Bühnen in Finanznöten

Die Vereinigten Bühnen Wien (VBW) haben 2012 ein geringeres Minus geschrieben als erwartet. Sinkende Karteneinnahmen und niedrige Auslastung bei „Natürlich blond“ lassen Geschäftsführer Thomas Drozda aber „keinen Grund zur Freude“.

„Es nervt mich, dass das hier immer wieder zum Krisenbetrieb ernannt wird - das ist es nicht“, betonte Drozda. Die Stadt Wien als Eigentümer müsste sich klar darüber werden, „was diese Institution leisten kann und soll: Aber mehr Leistung bei weniger Geld, das wird auf Dauer nicht gehen“.

Über die „Wurzel allen Übels“, nämlich den Umstand, die Ronacher-Renovierung finanziert, aber kein zusätzliches Geld für dessen Bespielung zur Verfügung gestellt bekommen zu haben, hätten die „außergewöhnlich erfolgreichen“ Jahre 2010 und 2011 hinweggetäuscht, jedes Jahr könne man damit nicht rechnen.

Karteneinnahmen gesunken

Die VBW bilanzierten 2012 mit einem Minus von 4,3 Millionen Euro. Das ist ein um 2,6 Millionen Euro besseres Ergebnis, als es im Plan stand. Im internationalen Geschäft verbuchte man mit 2,4 Millionen Euro das höchste Plus jemals.

Allerdings sind die Karteneinnahmen 2012 von 28,5 Mio. Euro im Vorjahr um 16 Prozent auf 24 Mio. gesunken, die Besucherzahlen beim Musical auf 463.412 (von 540.935), bei der Oper verzeichnete man eine leichte Steigerung auf 83.802 (2011: 75.090). Die Sitzplatzauslastung beim Musical betrug 82,9 Prozent, bei den szenischen Opern im Theater an der Wien 94,5 Prozent (wobei mittlerweile etwa ein Drittel der Karten über Abos verkauft wird) und bei Konzerten 74,2 Prozent.

Der Eigendeckungsgrad beträgt gesamt 42,8 Prozent, wobei sich das Musical zu 53 Prozent und die Oper zu 20 Prozent selbst finanziert. 36,35 Millionen Euro kamen von der Stadt. Die Subvention pro Besucher falle im internationalen Vergleich mit 66,43 Euro dennoch niedrig aus, verwies Drozda auf die Dotierungen anderer Mehrspartenbetriebe und verwehrte sich gegen Vergleiche mit anderen Bühnen: „Wir haben wesentlich mehr fixe Kosten“, erklärte er und verwies auf das noch bis 2015 vertraglich gebundene Orchester und die dauerhaft angestellte Technik.

Szene aus dem Musical Natürlich Blond

APA/Alina Parigger

Mehr Vorstellungen gibt Markt nicht her

Nicht zuletzt wegen der fixen Kosten wird etwa „Natürlich blond“, das im Ronacher derzeit „deutlich unter den Erwartungen“ zurückbleibt, bis Jahresende weitergespielt. Das Stück hatte im Februar Premiere - mehr dazu in „Natürlich blond“: Hoffen auf Gewinn. Aber obwohl „unter dem Soll“, bringt ein Abend „Natürlich blond“ derzeit mehr Einnahmen als variable Ausgaben. Mehr Vorstellungen und erhöhte Preise habe man als Maßnahmen im „finanziellen Engpass“ getroffen und festgestellt: „Das gibt der Markt nicht her.“ Die Sitzplatzauslastung beträgt 70 Prozent.

Anpassung von Subvention oder Leistung

Das von Drozda schon lange monierte „strukturelle Defizit“ von 7,5 Millionen Euro jährlich soll nun bis zum Sommer durch eine externe Studie zum Subventionsbedarf „objektiviert“ werden. Ende Juni soll eine Studie vorliegen, auf die man sich mit der Stadt geeinigt hat. Dann könne man „auf Basis der Fakten diskutieren“, so Drozda. „Entweder man passt die Subvention der Leistung an, oder die Leistung der Subvention.“ Drozda hatte die Subventionskürzungen von Anfang an kritisiert - mehr dazu in Kritik an Kürzung der Subventionen.

Das sei vorrangig eine politische Entscheidung. „Wenn man sagt, mir ist die Qualität weniger wichtig als das Geld der Steuerzahler, dann ist das eine legitime Position - aber es ist nicht meine.“ Über eine Umverteilung der Finanzierungstöpfe - etwa von der Kultur zum Tourismus - und auch über Leistungsvereinbarungen, sei er gerne bereit, zu sprechen, „Drohgebärden“ werde es von seiner Seite nicht geben. „Im Herbst wird es eine Entscheidung geben müssen.“

Klarheit in Causa „Rebecca“ bis Ende Juli

Eine Entscheidung in der Causa „Rebecca“ wird dann auch bereits gefallen sein - mehr dazu in Betrugsverdacht um „Rebecca“. Noch bis Ende Juli läuft die Lizenzvereinbarung, bis dahin wollen die Produzenten am Broadway die Finanzierung doch noch schaffen. „Sie sind zuversichtlich - aber ich muss zugeben, das waren sie immer“, so Drozda.

Sollte es wieder nicht klappen, werde man die Sicherheiten ziehen. In der aktuellen Bilanz hat man die Investitionskosten „aus kaufmännischer Vorsicht“ komplett abgeschrieben. Der Gewinn aus dem internationalen Geschäft beträgt bei mehr als 1,5 Millionen Besuchern dennoch 2,4 Millionen Euro, die Umsätze stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 80 Prozent. „Wir bezahlen mit 600.000 Euro mehr Gewinnsteuer als irgendein anderes Kulturunternehmen in Österreich.“

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