Misshandlungsvorwürfe: Neue Details

Im Fall der schweren Misshandlungsvorwürfe gegen mehrere Polizisten liegt nun ein Bericht der Antikorruptionsbehörde des Innenministeriums (BAK) vor, meldet der „Falter“. Die Beamten sollen einen 36-jährigen Autofahrer schwer misshandelt haben. Auch eine Amtsärztin wird belastet.

In dem 39-seitigen Zwischenbericht sei zu lesen, dass mehrere Beamten verdächtigt werden, den Mann sexuell belästigt, gewürgt und laut Krankenhausbefund mehrere Knochen gebrochen zu haben. Außerdem werde in dem BAK-Schreiben eine Amtsärztin schwer belastet, weil sie das Opfer nach der mutmaßlichen Misshandlung für arrestfähig erklärt habe, obwohl dieser während der Untersuchung „starke Schmerzen“ verspürt haben soll, heißt es in dem „Falter“-Artikel.

Den Beschuldigten werde Amtsmissbrauch, unterlassene Hilfeleistung, schwere Körperverletzung und der Verdacht auf Quälen eines Gefangenen vorgeworfen. Nachdem der Mann im Kommissariat Brigittenau eine Nacht lang in eine Zelle gesperrt war, diagnostizierten Spitalsärzte kurz nach seiner Entlassung acht Knochenbrüche - mehr dazu in Misshandlungsvorwurf gegen Polizei.

BAK zweifelt an Aussagen von Polizisten

Die Ermittler vom BAK schreiben: Es sei auffällig, dass die Stellungnahmen der fünf Polizisten „in der Art übereinstimmend scheinen, als dass die jeweiligen Abläufe von den einzelnen Beamten durchgehend und lückenlos dokumentiert sind“. Die Korruptionsbekämpfer verdächtigen die fünf Beamten also, sich abgesprochen und die Unwahrheit angegeben zu haben, heißt es im „Falter“.

Gregor Rathkolb, der Anwalt des Mannes, sprach davon, dass es sich bei dem Vergehen der Polizisten um „Folter“ gehandelt habe. „Mein Mandant wurde mit schwersten Körperverletzungen einfach stundenlang in der Zelle gelassen. Ihm wurde jede medizinische Hilfe verweigert, obwohl er laut seiner Aussage danach verlangt hat. Dass er die Nacht vor Schmerzen durchgeschrien hat, bestätigten auch Mithäftlinge bei der Einvernahme“, so der Anwalt.

Die Staatsanwaltschaft Wien hat nun einen Sachverständigen beauftragt, ein medizinisches Gutachten über die Verletzungen des Mannes zu erstellen. Danach wird über eine etwaige Anklageerhebung entschieden, hieß es auf Nachfrage.

Unabhängiger Verwaltungssenat prüft

Ende November des Vorjahres wurde der 36-Jährige bei der Messe Wien bei einer Verkehrskontrolle angehalten. Er hatte keinen Führerschein bei sich und verweigerte auch einen Alkotest.

Polizisten brachten den Mann daraufhin zur Polizeistation Ausstellungsstraße. Dort soll es zu gegenseitigen Provokationen und im Anschluss zu den schweren Misshandlungen gekommen sein. Der Unabhängige Verwaltungssenat (UVS) soll klären, was tatsächlich passiert ist. Das Verfahren wird allerdings erst im Herbst fortgesetzt - mehr dazu in Misshandlungsvorwürfe gegen Polizisten.

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