Helige: 20 bis 30 Namen von Tätern

Eineinhalb Jahre lang hat die Wilhelminenberg-Kommission Vorwürfe rund um das ehemalige Kinderheim in Ottakring untersucht. Schwere Vorwürfe sind bestätigt. Vorsitzende Barbara Helige sprach im „Wien heute“-Interview über die Folgen.

Barbara Helige

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„Prinzipiell kann man Täter auch nach längerer Zeit dann noch belangen, wenn die Verjährungsfrist unterbrochen wurde, es ist mehr als 30 Jahre her“, stellte Helige zu Beginn des Gesprächs mit ORF-Wien-Chefredakteur Paul Tesarek fest.

Täter oder Mitwisser könnten zum Beispiel dann noch belangt werden, „wenn der Täter in der Zwischenzeit vielleicht noch eine Gewalttat begangen hat, wenn man ihm draufkommt oder wenn man es schon weiß“, so Helige. Es könne natürlich auch sein, dass der eine oder andere Erzieher in einem anderen Heim noch eine Tat begangen hat. Das wäre etwas gewesen, was die Kommission nicht erfahren hätte. Dafür müssten aber die Strafverfolgungsbehörden davon Kenntnis haben. „Deswegen ist es so wichtig, dass der Bericht auch an die Strafverfolgungsbehörden geht“, sagte Helige.

„Vorgänge in Kinderheim waren bekannt“

Prinzipiell sei die Kommission nicht mit einem Gericht vergleichbar. Es hätten etwa Möglichkeiten wie Zwangsmaßnahmen gefehlt. Dadurch hätten etwa auch bei der Berichterstattung andere Kriterien eine Rolle gespielt, als das bei einem Gericht der Fall gewesen wäre.

TV-Hinweis:

Das gesamte Interview können Sie nach der „Wien heute“-Sendung von Mittwoch in der ORF TVthek nachsehen.

Trotzdem sei die Kommission zu dem Ergebnis gekommen, dass die Vorgänge im Kinderheim bekannt gewesen seien: „Wir gehen auf jeden Fall davon aus, dass von der Gewalt Kenntnis bestand“, so Helige. Aber mit den Verantwortlichen im Bereich Jugendämter und MA 11 habe „im Wesentlichen“ nicht mehr gesprochen werden können, „weil die nicht mehr am Leben sind“.

Auf politischer Seite war die SPÖ-Stadträtin Maria Jacobi für die meiste Zeit, in der die Vorfälle geschahen, verantwortlich. Zu ihrer Rolle sagte Helige: „Wir haben Belege, dass Briefe an die Stadträtin geschrieben wurden, wo Beschwerden über Schläge und Gewalt vorgebracht wurden.“ Es gebe aber keine Belege darüber, dass sie von sexuellem Missbrauch gewusst habe und nichts dagegen getan habe.

Wie geht es weiter?

Der Endbericht soll nun der Staatsanwaltschaft und den Ermittlungsbehörden übergeben werden. Die Justiz müsse dann klären, inwieweit die Täter noch strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden können. Um die Geschehnisse am Wilhelminenberg nun strafrechtlich zu klären, gibt es eine Sachverhaltsdarstellung mit bis zu 30 Namen von Beschuldigten. Die Oberstaatsanwaltschaft werde einen Staatsanwalt für diese Aufgabe freimachen, so Kommissionsvorsitzende Helige im Ö1-Morgenjournal.

Die Kommission forderte außerdem die Stadt zu einer Entschuldigung bei den Betroffenen auf. Das sei schon mehrfach passiert, hieß es dazu in einer Reaktion der SPÖ - mehr dazu in Wilhelminenberg: Opposition sieht sich bestätigt.

Wilhelminenberg-Historiker Michael John fordert nun auch eine Untersuchung des großen früheren Bubenheims Hohe Warte. Es gebe massive Vorwürfe körperlicher und sexueller Gewalt, die Heimakten seien noch vorhanden. Der zuständige Stadtrat. Christian Oxonitsch (SPÖ), kündigte Untersuchungen an, bat „aber noch um Zeit“ - mehr dazu in Weitere Heime werden untersucht.

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