Weitere Heime werden untersucht

Nach dem erschütternden Endbericht der Wilhelminenberg-Kommisssion rücken nun andere ehemalige Heime der Stadt in den Mittelpunkt. Der Historiker Michael John fordert eine Untersuchung des ehemaligen Bubenheims auf der Hohen Warte. Auch am Steinhof wird untersucht.

Auch im bereits geschlossenen Bubenheim auf der Hohen Warte gibt es massive Vorwürfe von körperlicher und sexueller Gewalt. Und während die Heimakten vom Wilhelminenberg 1977 vernichtet wurden, gibt es die Akten von der Hohen Warte noch. „Aus meiner Sicht gibt es jedenfalls Handlungsbedarf. Wir haben sehr viele Hinweise auf die Hohe Warte bekommen, dass das absolut untersuchensswert wäre“, sagte Historiker John, der auch Mitglied der Wilhelminenberg-Kommission war.

Oxonitsch: „Bitte noch um etwas Zeit“

Der zuständige Stadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) versprach, dass auch diese Vorwürfe der „Aufarbeitung zugeführt“ würden. „Ob die Akten vorhanden sind, wird mit den Kontrollinstanzen der Stadt noch einmal untersucht. Seitens der Jugendwohlfahrt muss man leider davon ausgehen, dass auch diese Akten mit der Schließung des Heims vernichtet wurden“, sagte Oxonitsch gegenüber Ö1.

Wie die Vorwürfe aufgearbeitet werden, ist aber noch offen: „Ob wir das wieder mit einer Kommission machen oder ob wir das gemeinsam mit den Kontrollinstanzen der Stadt machen, da bitte ich noch um etwas Zeit“, sagte Oxonitsch.

Arbeitsgruppe untersucht Kinderpavillon Steinhof

Untersucht werden jedenfalls Vorwürfe in einer anderen Einrichtung. Eine neue Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit Misshandlungsvorwürfen im Kinderpavillon im Krankenhaus am Steinhof. Eine Krankenschwester berichtete von schweren Misshandlungen Anfang der 80er Jahre und brachte damit den Stein ins Rollen.

Für die rund 90 Kinder und Jugendlichen im Pavillon 15 habe es keine Zahnbürsten, keine Sessel und Tische, kein Spielzeug gegeben, sagte die Krankenschwester. „Es hat nicht einmal Windeln gegeben. Wir haben mit zusammengelegten Leintüchern und einer Folie darin gewickelt. Es gab auch ein unglaubliches Konstrukt, wie die Kinder zusammengebunden wurden“, so die Krankenschwester.

Stadt sucht nun Zeitzeugen

Mitglied der Arbeitsgruppe ist Susanne Drapalik, Leiterin des Medizinmanagements im Krankenanstaltenverbund (KAV) der Stadt Wien. Und sie kündigte eine lückenlose Aufklärung an. „Was wiegt es, was hat es. Es geht darum, die Situation von damals wirklich darstellen, wie es war, unabhängig davon, was das Ergebnis davon ist“, so Drapalik.

Die Stadt sucht nun Zeitzeugen, die über die Vorkommnisse am Steinhof Auskunft geben können. Sie können sich unter der Telefonnummer 40409-70970 melden. Erste Ergebnisse soll es bereits in einem halben Jahr geben.

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