Ambulanz schränkt Betrieb ein

Mit 1. Juli hat das Lorenz-Böhler-Spital in Wien-Brigittenau den Betrieb in der Nacht eingeschränkt. In der Unfallambulanz werden zwischen 22.00 und 6.00 Uhr nur noch akute Notfälle versorgt, Leichtverletzte hingegen an andere Spitäler verwiesen.

Ambulanz Lorenz Böhler Spital

APA/Barbara Gindl

Kein Nachtbetrieb in Unfallambulanz

„Es ist so, dass die Stadt Wien diese maximal 30 Patienten pro Nacht in anderen Krankenhäusern versorgen kann“, bringt Rudolf Silvan vom Management der AUVA-Unfallkrankenhäuser seine Sicht der Dinge auf den Punkt. Man sei im Unfallkrankenhaus Wien Lorenz Böhler an der Kapazitätsgrenze angelangt. Der Grund für die Sperre sei durch das ständige Steigen der Patientenanzahl bedingt. Durch das Lenken der Patientenströme solle die Qualität der Behandlung auf gewohnt hohem AUVA-Niveau gehalten werden.

In den Unfallkrankenhäusern Lorenz Böhler und Meidling werden laut AUVA rund 140.000 Verletzte jährlich versorgt, Tendenz steigend. Kernaufgabe der Unfallkrankenhäuser der AUVA sei es, Menschen nach Arbeitsunfällen zu versorgen. Die Unfallkrankenhäuser könnten nicht die Rolle eines allgemeinen Krankenhauses übernehmen. In Wien gibt es vier weitere Spitäler mit Unfallabteilungen, etwa das AKH, die leichter Verletzte betreuen können. Weiterhin betreut würden akute Notfälle und Patienten, die per Rettung oder Hubschrauber ins Spital gebracht werden.

Gleiches Personal für 40 Prozent mehr Patienten

Dass die Personalproblematik in den beiden AUVA-Spitälern Lorenz Böhler und Meidling einen „dramatischen Punkt“ erreicht habe, bestätigte auch der Obmann der Fachgruppe Unfallchirurgie der Ärztekammer für Wien, Heinz Brenner: „Wir betreuen gesamt 140.000 Patienten im Jahr, das sind 52 Prozent der in Wien unfallchirurgisch versorgten Patienten.“

Wie schwierig die Situation geworden ist, zeigen die Zahlen allein vom Lorenz Böhler: Wurden dort vor 20 Jahren noch 50.000 Patienten betreut, so sind es derzeit bereits 70.000 Patienten. „Und das bei gleichbleibendem Personalstand“, wie Brenner betonte. Er forderte eine deutliche Personalaufstockung bei Ärzten aber auch bei allen anderen relevanten Berufsgruppen: „Wir setzen die Gesundheit unserer Patienten aufs Spiel, wenn wir glauben, mit gleichem Personalstand 40 Prozent mehr Patienten gleich gut behandeln zu können.“

Für Ärztekammer ein „falsches Signal“

Dass man im Lorenz-Böhler-Spital an der Kapazitätsgrenze angelangt sei, will die Ärztekammer so nicht gelten lassen. „Wir plädieren dafür, dass das Lorenz-Böhler-Spital entsprechend viel Personal einstellt, damit diese Ambulanz möglichst bald wieder geöffnet werden kann“, sagte Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres. Er sprach von einem „falschen und verheerenden“ Signal. Die Schließung der Ambulanz im Lorenz-Böhler-Spital während der Nachtstunden sei Beweis dafür, dass „ein Ärztemangel Folgen für die Patienten hat“.

Die Schließung bedeute auch eine steigende Mehrarbeit für die anderen Spitäler. Damit jedoch verdichte sich die Situation in den anderen Unfallabteilungen. Szekeres: „Die Spitalsambulanzen in Wien sind jetzt schon sehr belastet. Wie soll man dann die neu gelenkten Patientenströme bewältigen?“ Auch die Wiener Patientenanwaltschaft kritisiert die Nachtsperre. Diese würde nur die Wartezeiten in den anderen Ambulanzen verlängern.

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