Heinrich Treichl feierte 100. Geburtstag

Heinrich Treichl, Ex-Generaldirektor der Creditanstalt (CA), hat am Mittwoch seinen 100. Geburtstag gefeiert. Treichl machte sich auch als Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes und bei der Aktion „Nachbar in Not“ einen Namen.

Der gebürtige Wiener Heinrich Treichl ist der Sohn einer geborenen Baronesse von Ferstel. Sein Vater brachte es aus einer bäuerlichen Familie stammend bis zum Handelskammerfunktionär und Privatbankier. Heinrich Treichl erhielt seine Ausbildung zunächst in Wien und in Frankfurt, wo er Gymnasium und Universität absolvierte.

Noch im Jahr seiner Promotion (1936) zum Doctor juris an der Universität Wien trat er als Devisenhändler in die Zentrale der Pariser Banque des Pays de l’Europe ein. Es folgten Engagements bei der Mercur-Bank und der Länderbank in Wien.

Start bei der CA im Jahr 1958

Die Kriegsjahre verbrachte er zunächst als Soldat der deutschen Wehrmacht, zu der er eingezogen wurde. Er desertierte in Paris und kam schließlich in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Heinrich Treichl zehn Jahre lang im Verlagswesen (Ullstein-Verlag) tätig, bis er 1956 als Leiter der Finanzabteilung in die damalige „Verstaatlichten-Holding“ IBV (Österreichische Industrie- und Bergbauverwaltungs-Ges.m.b.H.) eintrat.

1958 wurde er vom damaligen Generaldirektor der Creditanstalt, Josef Joham, in die mehrheitlich staatliche CA geholt. Bereits vier Jahre später wurde Treichl in den Vorstand berufen, von 1970 bis 1981 prägte er als CA-Generaldirektor die Geschicke der Bank mit zahlreichen Industriebeteiligungen.

Heinrich Treichl bei einem APA-Interview

APA/Herbert Neubauer

Heinrich Treichl

Ärger über Übernahme

In Treichls Ära fällt die Internationalisierung der Bank ebenso wie die Öffnung für den Privatkunden und das Massengeschäft. Unmittelbar nach seiner Bestellung zum Vorstandsvorsitzenden leitete er eine breite Umstrukturierung ein. Seine persönliche Vorliebe galt der „großen Ökonomie“, der Industriepolitik sowie Auftritten in der internationalen Finanzwelt.

Kritiker warfen ihm vor, Adelige bei Postenbesetzungen zu bevorzugen. Sein weltmännisches Auftreten habe der Bank eine angesehene Position verschafft, mussten sie einräumen. Dass sein Nachfolger an der CA-Spitze ausgerechnet der Sozialdemokrat Hannes Androsch wurde, der von Bruno Kreisky dorthin entsandt worden war, und nicht sein eigener bürgerlicher „Kronprinz“ Guido Schmidt-Chiari, konnte Treichl lange nicht verwinden.

1997 - lange nach Treichls Manager-Zeit - wurde die Creditanstalt von der Bank Austria übernommen, diese wiederum von der Münchner HypoVereinsbank und diese von der italienischen UniCredit. Die Übernahme „seiner“ CA stimmte Treichl „tief traurig“: Das sei ein „rein politisches Manöver“ gewesen und ein „großer Fehler“, denn eigentlich hätte die CA die „schwache Bank Austria“ übernehmen sollen.

Sohn Andreas Chef der Erste Bank

Treichls Ehefrau Helga verstarb 1995. Treichls Söhne sind auch in der Finanzbranche tätig: Andreas Treichl ist Chef der Erste Bank. Michael Treichl ist als Investor in Großbritannien tätig. Für seine Leistungen und Verdienste erhielt Heinrich Treichl zahlreiche Auszeichnungen aus dem In- und Ausland, darunter das Große Silberne Ehrenzeichen mit dem Stern und das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

Gratuliert wurde Treichl zum 100. Geburtstag unter anderem von Bundespräsident Heinz Fischer, er würdigte besonders das soziale und humanitäre Wirken von Heinrich Treichl.

Plädoyer für konservative Bankführung

In einem Interview im Oktober 2008, nach dem Ausbruch der weltweiten Finanzkrise, sagte der damals 95-jährige Heinrich Treichl dem „Format“ dass er „oberflächlich“ eine Ähnlichkeit zur Weltwirtschaftskrise der Dreißiger-Jahre sehe. Die 1855 von Anselm Salomon Freiherr von Rothschild gegründete Creditanstalt hatte 1929 die angeschlagenen Bodencreditanstalt übernehmen müssen und war in der Folge selbst zusammengebrochen, was die Finanzkrise in Österreich und Mitteleuropa auslöste.

Die Entwicklung der Finanzbranche geißelte er diskret: „Ich habe eine gewisse Scheu gehabt, als ich versuchte zu verstehen, welche wirklichen Risiken in den neuen Instrumenten der Veranlagung liegen. Das ist für mich nicht mehr durchschaubar und daher unheimlich gewesen.“ Die Banken müssten sich ändern: „Eine Bankführung soll konservativ sein, Angst vor Neuerungen haben und wenig protzen.“

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