Medizin-Aufnahmetest: MedUni Wien zufrieden

Das Aufnahmeverfahren für das Medizinstudium ist heuer neugestaltet worden. Die Wiener MedUni bewertet die Premiere positiv. Auch Wissenschaftsminister Töchterle und Frauenministerin Heinisch-Hosek zeigen sich zufrieden.

Gendergerechter sollte der Test sein - und damit weder Frauen, noch Männer bevorzugen. Die Testergebnisse zeigen zumindest einen kleinen Erfolg: Denn wie die Ergebnisse der Unis in Innsbruck und Graz zeigen, ist der Gender Gap gegenüber dem Vorjahr etwas geringer geworden. In Wien ist ein direkter Vergleich mit dem Vorjahr nicht möglich, da „gendergerecht“ ausgewertet und dabei die Ergebnisse nach Geschlechtern getrennt ermittelt wurden - mehr dazu in Medizintest: Gender-Auswertung auf dem Prüfstein.

Von den BewerberInnen an der Medizinischen Universität Wien dürfen sich 360 Frauen (48,6 Prozent) und 380 Männer (51,4 Prozent) über einen Studienplatz im kommenden Semester freuen.

Medizin-Aufnahmetests Wien

APA: Georg Hochmuth

In Wien stellten sich 4.515 Bewerber dem neuen Aufnahmeverfahren

Ingesamt 1.500 Studienplätze

Die Vizerektorin der MedUni Wien Karin Gutiérrez-Lobos bewertet die Premiere des neuen, selbst entwickelten Aufnahmeverfahrens in einer Aussendung positiv: „Es ist gelungen, die vorrangigen Ziele umzusetzen, nämlich Aufnahmeverfahren zu entwickeln, die auf Basis eines breiten Spektrums von Kompetenzen und Kenntnissen den bestgeeigneten BewerberInnen das Medizin- bzw. Zahnmedizinstudium ermöglicht und die wissenschaftlichen Ansprüche von Testfairness erfüllen.“

Statistik Torte

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Neben Wien gab es die neuen Aufnahmetests auch in Graz und Innsbruck. Insgesamt traten 8.364 Kandidaten an, rund die Hälfte davon in Wien - mehr dazu in 4.515 bei neuem Medizin-Aufnahmetest. Österreichweit wurden 1.500 Plätze vergeben.

Töchterle und Heinisch-Hosek zufrieden

Für Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) trägt das Engagement der drei Medizin-Unis zur Erarbeitung eines gemeinsamen Aufnahmeverfahrens „erste Früchte“. „Auch die Bemühungen zur verstärkten Ausgewogenheit der Chancen von weiblichen und männlichen Studienwerber/innen zeigen erste Wirkung“, betonte er. Aufnahmeverfahren müssten generell "fair, transparent und prognosestark ausgestaltet sein“, so Töchterle.

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) freute sich in einer Aussendung, dass sich annähernd gleich viele Frauen wie Männer für die Aufnahme eines Medizinstudiums qualifiziert haben. Die Unis hätten gemeinsam „ein genderneutrales Testverfahren entwickelt. Mit diesem ausgewogenen und umfassenden Test wird sichergestellt, dass die bestgeeigneten Kandidatinnen und Kandidaten zum Zug kommen“.

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Bundes-ÖH über Ergebnis erfreut

Unterschiedlich bewerteten die Österreichische HochschülerInennschaft (ÖH) und die lokale HochschülerInnenschaft an der Medizin-Uni die Resultate des Aufnahmeverfahrens. Bei der Bundes-ÖH freute man sich über die „verbesserte Geschlechterausgewogenheit“: „Der neue Test scheint hier eine positive Wirkung gezeigt zu haben“, so Generalsekretärin Viktoria Spielmann (Grüne und Alternative StudentInnen/GRAS).

Die Studentenvertreter an der Medizin-Uni waren dagegen „äußerst enttäuscht, dass es die Universitäten nicht geschafft haben, einen Test ohne Gendergap zu entwickeln“. Dessen Ausgleich müsse künftig oberste Priorität haben, hieß es in einer Aussendung. Sowohl Bundes- als auch lokale ÖH sind sich aber einig, dass es nach wie vor zu wenige Medizin-Studienplätze gebe. Beide fordern einen Ausbau der Studienplätze und den Abbau der Zugangsbeschränkungen.

Schulisches Vorwissen und logisches Denken

Beim Aufnahmetest kam erstmals ein jeweils für Humanmedizin (MedAT-H) und Zahnmedizin (MedAT-Z) einheitlicher schriftlicher Test zum Einsatz. Der MedAT-H bestand aus einem Test über das schulische Vorwissen aus den Fächern Biologie, Chemie, Physik und Mathematik, einem Test zur Überprüfung der Lesekompetenz und des Textverständnisses sowie einem Teil zur Bewertung der „Kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten“. Der wiederum umfasste die vier Aufgabengruppen „Zahlenfolgen“, „Gedächtnis und Merkfähigkeit“, „Figuren zusammensetzen“ sowie „Mathematisches Denken“.

Der MedAT-Z umfasste den Wissenstest, einen Testteil zur Überprüfung manueller Fertigkeiten (Drahtbiegen und Zeichnen) sowie einen gegenüber dem MedAT-H verkürzten Testteil „Kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten“ (Zahlenfolgen, Gedächtnis und Merkfähigkeit, Figuren zusammensetzen).

Mehr Augenmerk auf soziale Kompetenz

Die Universitäten richteten den Blick bereits auf das Aufnahmeverfahren im nächsten Jahr: „Wir analysieren nun die Daten gemeinsam mit einem aus internationalen ExpertInnen zusammengesetzten Advisory Board und werden auf Basis der Ergebnisse einzelne Elemente der Tests weiterentwickeln“, so Gutiérrez-Lobos. Bereits im nächsten Jahr sollen bei der Zulassung zu den Diplomstudien Human-und Zahnmedizin zusätzlich soziale Kompetenzen berücksichtigt werden.

Ausgewertet wurde heuer einheitlich. Deshalb kommt die „gendergerechte“ Auswertung an der Medizin-Uni Wien nicht mehr zur Anwendung. Dabei wurden die Ergebnisse nach Geschlechtern getrennt ermittelt. Das führte dazu, dass Frauen trotz identer oder niedrigerer Punktezahl einen höheren Testwert als Männer aufwiesen und deshalb einen Studienplatz bekamen - mehr dazu in Medizintest: Gender-Auswertung auf dem Prüfstein.

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