AKH: Neue Struktur soll 2015 kommen

In die Verhandlungen um eine Auflösung der komplexen Struktur des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (AKH) ist Bewegung gekommen. Ab 2015 wird es eine gemeinsame Betriebsführung geben, teilten die Stadt und die Medizinische Uni mit.

Mit der Einführung der neuen, gemeinsamen Betriebsstruktur wird sich im AKH wohl einiges ändern: „Wir müssen die Strukturen vereinfachen, wir müssen den Ressourceneinsatz verbessern, wir müssen die Effizienz steigern und es müssen in vielen Bereichen jahrzehntelang gepflegte Traditionen hinterfragt werden“, unterstrich Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ).

Die wesentlichen Eckpunkte der künftigen Zusammenarbeit, auf die man sich geeinigt hat, wurden seit 2011 von Stadt und Medizinischer Universität im Rahmen des Projekts „Universitätsmedizin Wien 2020“ erarbeitet. In einer Absichtserklärung, die Anfang dieser Woche unterzeichnet worden ist, haben die Partner die Grundsätze dazu festgehalten. „Wir sind auf einem sehr guten Weg, dieses Kompetenz-Wirr-Warr zu entflechten“, ist Universitäts-Rektor Wolfgang Schütz zuversichtlich.

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AKH: Ministerium will noch prüfen

Personalfrage „noch zu erarbeiten“

Die angestrebte gemeinsame Betriebsführung ab 1. Jänner 2015 sieht vor, dass es eine gemeinsame Planung von Leistungen, Personal, Aufwendungen für Personal und Sachmittel sowie Investitionen gibt. In Zukunft wird es eine Führung des AKH geben, die paritätisch von Vertretern der Stadt und der Universität besetzt wird.

„Wer die Personen sind, das ist eine Frage, die sicherlich noch zu erarbeiten ist“, sagte die Stadträtin dazu. Die Leitung hat die von Stadt und Universität vorgegebenen strategischen Vorgaben umzusetzen und dabei die Schwerpunkte des Spitals, nämlich Patientenversorgung, Forschung und Lehre, gleichrangig zu behandeln.

Denn das war laut Schütz das größten Problem der vergangenen 20 Jahre: „Es hat jede Seite ihre Interessen bevorzugt betreut.“ Das soll es in Zukunft nicht mehr geben. Bei der Umsetzung der Ziele in der gemeinsamen Betriebsführung müssen alle Maßnahmen wechselseitig abgestimmt werden. Zudem wird es eine Geschäftsordnung geben, in der Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten „transparent und verbindlich“ fixiert werden.

Reinvestitionsbedarf steht noch nicht

Weiters wird es auch ein gemeinsames Personalmanagement geben, um den Bedarf für alle Berufsgruppen im klinischen Bereich rechtsträgerübergreifend zu planen. Dieser Prozess sei bereits angelaufen, so Wehsely. Die finanziellen Mittel werden weiterhin sowohl von der Stadt als auch vom Bund kommen. „Das betrifft den Betrieb, aber das betrifft natürlich ganz besonders die Investitionen bei einem Haus, das jetzt 20 Jahre in Betrieb ist und natürlich ein Reinvestitionsbedarf da ist“, so die Stadträtin.

Wie hoch dieser Reinvestitionsbedarf ist, das steht noch nicht fest. Das werde man sich realistisch – „weder wünsch dir was, noch schönreden“ – anschauen und soll Ende des Jahres bzw. Anfang 2014 feststehen, so Wehsely. Schütz ist außerdem zuversichtlich, dass mit der Absichtserklärung wesentliche Ziele erreicht werden können - nämlich ein wirtschaftlicher und zweckmäßiger Betrieb mit klar zugeteilten Kompetenzen. Auch die Effizienz in der Leistungserbringung soll gesteigert werden, war in der, der APA vorliegenden Absichtserklärung zu lesen.

Ministerium will endgültigen Vereinbarungstext prüfen

Das Wissenschaftsministerium, aus dessen Budget das Geld für die Universität kommt, erachtet dieses Vorhaben als „zielführend“, um auch bestehende Schwachstellen zu beseitigen, wie es in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA hieß. Das Ministerium behält es sich aber vor, den endgültigen Vereinbarungstext prüfen.

Die Absichtserklärung zur Zusammenarbeitsvereinbarung sei ein erster Schritt, um einige zuletzt vom Rechnungshof aufgeworfene, wichtige Probleme zu lösen. Dabei dürften aber bestehende Problematiken nicht aus dem Auge verloren werden, wird gemahnt. So sei das Ministerium „gegenüber Fragen zur Rechtsträgerschaft offen, das Ausarbeiten funktionierender Regelungen in den verschiedenen operativen Bereichen ist jedoch ebenso wichtig wie eine etwaige Änderung der rechtlichen Form der Zusammenarbeit“.

Abschließend wies das Wissenschaftsministerium noch auf die Steigerung der finanziellen Mittel für die Medizinische Universität Wien hin. Für die aktuelle Leistungsvereinbarungsperiode, diese läuft von 2013 bis 2015, würden rund 950 Mio. Euro zur Verfügung gestellt werden. Das entspreche einer Steigerung von 128 Mio. Euro bzw. einem Plus von 15,6 Prozent gegenüber der vorhergehenden Periode.

Alte Vereinbarung läuft 2015 aus

Das AKH ist mit rund 2.200 Betten, vier Milliarden Errichtungskosten und knapp 1,2 Milliarden Euro laufender Kosten die größte Krankenanstalt des Landes. Es hat im Vergleich zu anderen städtischen Spitälern eine Sonderstellung, da es eine Doppelfunktion hat - nämlich als allgemeine öffentliche Zentralkrankenanstalt und als Universitätsklinikum.

Gemäß einer aus dem Jahr 2005 stammenden Vereinbarung, die 2015 ausläuft, ist das gesamte ärztliche Personal von der Universität bereitzustellen. Das Pflege- und Erhaltungspersonal wird hingegen von der Stadt bezahlt.

Erst jüngst Kritik vom Rechnungshof

Diese komplexe Struktur wurde kürzlich auch vom Rechnungshof kritisiert. Demnach funktioniere die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Bund in so gut wie allen Bereichen schlecht, die Finanzierung sei intransparent, die Kosten seien hoch - mehr dazu in Rechnungshof kritisiert „teures“ AKH. Überlegungen hinsichtlich einer neuen Betriebsstruktur gibt es schon seit Jahren.

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