Polizei trennt Mutter von kranker Tochter

Eine schwer nierenkranke 18-jährige Tschetschenin ist in Begleitung ihrer Mutter ins AKH eingeliefert worden. Weil die beiden keine Aufenthaltsgenehmigung haben, wurde die Mutter von der Polizei direkt vom Krankenbett ihrer Tochter abgeholt.

Zufällig war Samstagnacht auch die Schriftstellerin Julya Rabinowich in der Notfallambulanz des AKH anwesend. Sie bot sich als Dolmetscherin an und schilderte danach den Verlauf der Behandlung in einem Gedächtnisprotokoll, das von der Journalistin Corinna Milborn in ihrem Blog im Internet veröffentlicht wurde und für allgemeines Aufsehen sorgte.

Pflegepersonal habe Kompetenz überschritten

Dem Blog-Eintrag zufolge habe das AKH nach Eintreffen von Mutter und Tochter die Polizei verständigt, die vier Beamte entsandte. Sie hätten die Pässe der beiden Frauen kontrolliert und die Mutter der schwer nierenkranken Patientin mitgenommen. „Eine Mutter von ihrem Kind mit Polizeigewalt zu trennen, das weint und Schmerzen hat, ist einfach das Letzte“, sagte Rabinowich in einem Interview mit Ö1.

Im Gespräch mit wien.ORF.at sagte Reinhard Krepler, Chefarzt des Wiener AKH, dass die zuständige Pflegeperson zwar in guter Absicht im Aufnahmezentrum Traiskirchen angerufen und versucht habe, auf Wunsch der beiden Frauen einen Transport dorthin zu organisieren.

Da ihr dort aber nicht geholfen wurde, habe sie letztlich die Polizei angerufen. Dieser Anruf sei in solch einem Fall aber nicht das Protokoll, also nicht vorschriftsmäßig. Hier habe die Pflegemitarbeiterin ihre Kompetenzen überschritten, man hätte die Verwaltung und im nächsten Schritt die Rechtsabteilung informieren müssen, sagte Krepler.

Polizei lässt Einsatz bisher unkommentiert

Warum die Beamten nicht die Behandlung der jungen Frau abwarteten, bevor sie sie von ihrer Mutter trennten, wollte die Wiener Polizei bisher nicht kommentieren. Laut Rabinowich sind beide Frauen nun im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen und haben einen Antrag auf Asyl gestellt.

Das 18-jährige Mädchen leidet an einer chronischen Niereninsuffizienz, wurde im AKH in der Nacht mit Infusionen behandelt, am nächsten Tag entlassen und am Montag wieder ambulant behandelt, sagte Krepler.

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