Nach „Tatort“: Mehr Polizisten gefordert

Die Polizei bestätigt Angaben aus dem „Tatort“ am Sonntag, wonach es in Wien rund 6.000 Prostituierte gibt. Weil aber nur sechs Ermittler auf Prostitution und Menschenhandel spezialisiert sind, fordert die Polizeigewerkschaft mehr Personal.

Die Zahl der Prostituierten ist seit Jahren fast unverändert hoch. Durch die Wirtschaftskrise steigt die Gefahr, dass speziell Rumäninen und Bulgarinnen als Opfer von Menschenhändlern nach Wien kommen.

Aber die Zahl der Ermittler hier ist gesunken. Vor rund fünf Jahren waren in Wien noch 36 auf Menschenhandel und Prostitution spezialisierte Kriminalisten tätig. „Im Bereich Ermittler für Prostitution gibt es eine Gruppe, die mit sechs Kolleginnen und Kollegen ausgestattet ist. Die Zahlen aus dem Tatort stimmen“, bestätigte Hermann Greilinger von der Polizeigewerkschaft im Ö1-Morgenjournal.

Rund 3.000 illegale Prostituierte

Somit kommen sechs Ermittler auf 3.200 offiziell registrierte Prostituierte und von der Polizei geschätzte 3.000 illegale Prostituierte, macht insgesamt geschätzte 6.000 in Wien. Und es gibt 270 genehmigte Rotlichtlokale in der Bundeshauptstadt, weitere 70 sind in der Warteschleife, sagte Gerald Tatzgern, Leiter der Abteilung gegen Menschenhandel im Bundeskriminalamt.

Polizeigewerkschafter Greilinger fordert nun zumindest die Verdoppelung der Ermittlerzahl: „Wir fordern zumindest eine zweite Gruppe, damit man wirklich Kriminalität in diesem Bereich bekämpfen kann.“

Schwierige Ermittlungen, geringes Image

Die Reduktion des Personalstands ist laut Ö1-Morgenjournal nach durch Pensionierungen ohne Nachbesetzung, durch Polizeireformen und Umstrukturierungen entstanden. Der Prostitutionsbereich sei auch nicht besonders beliebt und imagefördernd unter den Kollegen, sagte Albert Lager, Polizeigruppenleiter für Menschenhandel in Wien. Die Ermittlungen seien besonders schwierig, weil die Opfer von Frauenhandel oft eingeschüchtert sind und keine Aussage bei der Polizei machen.

Polizeisprecher Johann Golob sah die Personalsituation nicht dramatisch. Er argumentierte, die sechs Ermittler seien nur die Speerspitze und würden unterstützt - etwa von den knapp 30 Ermittlern im Bereich Schlepperei, von uniformierten Polizisten und von Ermittlern des Bundeskriminalamts.

Das sei aber nur bei großen Schwerpunktaktionen und internationalen Ermittlungen, schränkte Chefermittler Tatzgern ein. Er betonte, dass es bei Ermittlungen im Bereich Prostitution und Menschenhandel auf sensibles Vorgehen, auf die Einhaltung der Menschenrechte sowie Fingerspitzengefühl und Wertschätzung gegenüber den Prostituierten ankomme. Da sei absolutes Spezialistentum nötig - aber es gibt eben nur sechs Spezialisten in Wien.

897.000 Seher bei „Tatort“

Die „Tatort“-Folge „Angezählt“ am Sonntag verzeichnete mit 897.000 Seherinnen und Sehern einen Marktanteil von 31 Prozent und damit den besten Wert einer österreichischen „Tatort“-Folge seit August 2011. „Tatort - Angezählt“ ist nach der TV-Ausstrahlung sieben Tage als Video-on-Demand in der ORF-TVthek abrufbar.

Links: