Tödliche Geschäfte mit geschützten Arten

Im Keller des Naturhistorischen Museums (NHM) lagern präparierte Kobras, beschlagnahmt auf dem Flughafen. Die Präparate eignen sich gut dafür, einen Grund für das Artensterben zu illustrieren: die Geschäftemacherei mit geschützten Tieren.

„Geschäft mit dem Tod - Das letzte Artensterben?“, fragt das NHM in einer Sonderschau ab dem 23. Oktober. „Pro Stunde sterben weltweit drei Tier- oder Pflanzenarten aus“, erläutert NHM-Direktor Christian Köberl die Beweggründe für die in Kooperation mit der Umweltorganisation WWF Österreich gezeigte Sonderausstellung. Große Artensterben gab es im Laufe der Geschichte des Lebens immer wieder, fünfmal verschwanden u. a. durch geologische Veränderungen mehr als 70 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten von der Erde. Erstmals ist nun aber der Mensch hauptverantwortlich dafür.

Präparierte Tiere

ORF

Blick in den Keller des Museums

Genau das will die Schau auf rund 550 Quadratmetern thematisieren. Sechs Stationen widmen sich Überbegriffen wie „Ausrottung“ durch den Menschen, wo man „in Europa etwa schnell beim Thema Jagd wäre“, wie der für Ausstellungen zuständige Abteilungsdirektor Reinhard Golebiowski sagt. Weitere Themen sind der „Lebensraumverlust“, „tödlicher Luxus“ und damit die grassierende Wilderei von Elefanten, Nashörner, Tigern, etc., „Vergiftung“, „Ausbeutung“ und auch „Klimawandel“.

Ausgestopft mit PU-Schaum

In der Präparationsabteilung des Museums wird schon seit Monaten für die Schau gearbeitet. So wird etwa letzte Hand an einen neuen Tiger gelegt, der in der Ausstellung zu sehen sein wird - wobei von Ausstopfen heute keine Rede mehr sein kann. Vielmehr befindet sich im Inneren des Tiers - das Fell stammt von einem vor einigen Jahren im Schönbrunner Zoo verendeten sibirischen Tiger - ein PU-Schaummodell.

TV-Hinweis

„Wien heute“ zeigt am Mittwochabend die Arbeit der Präparatoren um 19.00 Uhr in ORF2 und in tvthek.ORF.at.

Solche Modelle gibt es für zahlreiche Tierarten im Katalog zu kaufen, vor allem für alle Trophäenjäger, welche die von ihnen erlegten Tiere gerne zu Hause aufstellen oder -hängen. Für Tiger gibt es allerdings kein Modell, weshalb die NHM-Präparatoren auf ein Löwenmodell zurückgreifen und dieses anatomisch adaptierten mussten, berichtete der Leiter der Präparationsabteilung, Robert Illek.

Elefantenfuß als Schirmständer

Kreativität ist offenbar gefragt im Präparatorenberuf, nicht nur für einen Tiger, der tief in seinem Inneren ein Löwe ist: Weil es gar nicht so einfach war, geeignete Präparate zu finden, um die Gefährdung von Tieren durch den Autoverkehr zu demonstrieren, schaute man im Tiefkühler der Abteilung nach. Dort vorhandene Exemplare von Hamstern und Igeln wurden aufgetaut, in Plastiksackerl gesteckt, im Hof des Museums mit dem Auto flach gemacht und dann für die Ausstellung präpariert.

Auch im Tiefspeicher des Museums, wo sich ein Großteil der 70.000 Objekte der Säugetiersammlung befindet, finden sich Exponate, die beeindruckend das Artensterben demonstrieren, etwa ein ausgestopftes Exemplar des vor über 200 Jahren ausgestorbenen Blaubocks, einer Antilopenart, die im südlichen Afrika vorkam und von der es weltweit nur noch vier Präparate gibt. „Auch derlei Schweinereien gibt es immer wieder“, sagt der Leiter der Säugetiersammlung, Frank Zachos, und präsentiert einen zum Schirmständer umfunktionierten Elefantenfuß. Die Ausstellung ist bis April 2014 zu sehen.

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