Konzerthaus startete 100-Jahr-Feier

Das Wiener Konzerthaus genießt schon seit einem Jahrhundert seinen einzigartigen Ruf. Nach der Jubiläumsfeier am Samstagvormittag steht das Wochenende noch im Zeichen unterschiedlicher Konzerte und einer Uraufführung.

„Das Konzerthaus muss in den Herzen verankert sein - dem eigentlichen Ort kulturellen Geschehens“, meinte Intendant Matthias Naske am Samstag in seiner Festansprache zum 100-Jahr-Jubiläum. Komponistendoyen Friedrich Cerha würdigte das Haus als „meine musikalische Heimstatt“, Bundespräsident Heinz Fischer wünschte „alles Gute für die nächsten 50 Jahre“.

Festveranstaltung anläßlich 100 Jahre Konzerthaus

APA/Peter Lechner

Jubiläumsfeier im Konzerthaus

Uraufführung am Beginn und zum Jubiläum

Ein Ort für die Pflege edler Musik, ein Sammelpunkt künstlerischer Bestrebungen, ein Haus für die Musik und ein Haus für Wien sollte das Konzerthaus von Beginn an sein. In diesem Geist wurde das Konzerthaus am 19. Oktober 1913 unter der Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph I. mit einem feierlichen Konzert eröffnet.

Richard Strauss schuf für diesen Anlass sein „Festliches Präludium op. 61“, anschließend erklang Ludwig van Beethovens Neunte Symphonie. Diese Programmzusammenstellung von einem zeitgenössischen Werk und einem Meisterwerk der Vergangenheit sollte für das Wiener Konzerthaus beispielgebend werden.

Radio-Hinweis:

Am Sonntag ab 11.00 Uhr wird das Konzert wiederholt und auch live auf Ö1 übertragen.

Zum 100-Jahr-Jubiläum gab es wieder einen Auftrag für einen deutschen Komponisten: Der 77-jährige Aribert Reimann schuf den „Prolog zu Beethovens 9. Sinfonie“ und ging dabei wie Beethoven auf einen Text von Friedrich Schiller zurück. Die Wiener Philharmoniker spielten nach der Uraufführung am Samstag wie vor 100 Jahren Beethovens Neunte Symphonie.

Wiener Konzerthaus

Wiener Konzerthaus

„Fest für Freunde“

Am Sonntag treten im gesamten Haus mit dem Konzerthaus eng verbundene Künstler wie das Belcea Quartet, Alfred Brendel, Mamadou Diabate, Die Strottern, Markus Hinterhäuser, Oleg Maisenberg, Wolfgang Muthspiel, Wolfgang Puschnig, Julian Rachlin, das Wiener Klaviertrio oder die Wiener Singakademie auf. Angebote für Kinder und Familien sowie Künstlergespräche runden das vielfältige Programm beim „Fest für Freunde“ ab.

Vision des Konzerthauses als Freiluft-Arena

Die erste Idee für das Konzerthaus war von dem Architekten Ludwig Baumann gekommen. Sein „Olympion“ sollte Räume für Konzerte, Eislaufverein und Bicycleclub enthalten und in einer Freiluft-Arena insgesamt 40.000 Menschen Platz bieten. Der Plan zerschlug sich, aber sein Anliegen lebte fort, denn das jetzige Konzerthaus wurde von Baumann gemeinsam mit den berühmten Theaterarchitekten Ferdinand Fellner und Hermann Gottlieb Helmer so angelegt, dass seine drei Säle gleichzeitig bespielt werden können, ohne dass die Veranstaltungen einander stören.

Gesellschaftliche Umbrüche und finanzielle Krisen während der Zwischenkriegszeit haben das künstlerische Profil des Konzerthauses entscheidend mitgeprägt und führten zu einer Vielseitigkeit im kulturellen Angebot des Hauses, die sich aus heutiger Perspektive als wegweisend darstellt. Die Jahre 1938 bis 1945 waren von kultureller Verarmung geprägt. Unter dem vernichtenden Druck der nationalsozialistischen Diktatur verkam es zum Propaganda- und Unterhaltungsbetrieb und wurde seiner zentralen künstlerischen Inhalte weitgehend beraubt.

Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm das Konzerthaus eine wichtige Rolle bei der Wiederbelebung und Erneuerung des österreichischen Musiklebens ein. Rasch wurde es zum führenden Veranstalter zeitgenössischer Musik in Österreich und zur gesuchten Bühne für den internationalen Jazz in Wien.

Vom Konzerthaus ins Leben gerufene Veranstaltungsreihen setzten entscheidende Akzente im Wiener Kulturleben. Alte und Neue Musik zählen seitdem zu inhaltlichen Schwerpunkten des Konzerthauses und ergänzen seinen künstlerischen Kernbereich – die klassische Musik in der Fülle ihrer Tradition.

Wiener Konzerthaus - Großer Saal

Lukas Beck

Einzigartige Atmosphäre mit einer unsicheren Zukunft

Die einzigartige Atmosphäre des Wiener Konzerthauses zieht nicht nur Künstler des internationalen Musiklebens an. Programm und Angebote sind breit angelegt. Durch die großangelegte Generalsanierung in den Jahren 1998 bis 2001 ist das altehrwürdige Gebäude auch für die Herausforderungen des dritten Jahrtausends gerüstet.

Ob das Wiener Konzerthaus in 100 Jahren wieder ein großes Jubiläum feiern kann, scheint nicht so sicher. Das Wiener Konzerthaus plagen nämlich laut Angaben von Intendant Matthias Naske sechs Millionen Euro Schulden - mehr dazu in Direktor: „Konzerthaus ist bankrott“.

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