NS-Opfer: Gedenken auf der Straße

„Was passiert, wenn wir vergessen, uns zu erinnern?“ ist der Leitsatz von „The Vienna Project“, das heute startet. Das Projekt möchte die Geschichte der Opfer des Nationalsozialismus auf den Straßen Wiens mit Installationen sichtbar machen.

Anlässlich des 75. Jahrestags des Anschlusses Österreichs an Nazi-Deutschland startet das Gedenkprojekt „The Vienna Project“, das an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern soll. Die Ereignisse aus dem Jahr 1938 sollen auf neue Art sichtbar vermittelt werden. Das Projekt dauert sechs Monate.

An 38 Orten in der ganzen Stadt, an denen kriminelle Handlungen gegen Bürger verübt wurden, werden den Besuchern auf Gehwegen Installationen präsentiert. Dabei soll die Geschichte auf den Straßen Wiens sichtbar und lebendig werden.

Das erste öffentliche Mahnmal

Ins Leben gerufen wurde „The Vienna Project“ von Karen Frostig, Künstlerin, Autorin, Professorin und Enkelin österreichischer Holocaust-Opfer. „Es geht nicht darum, eine Erinnerung zu reparieren, sondern um den Dialog, neue Fragen, und eine Relevanz zwischen damals und heute herzustellen“, sagte Frostig im Interview mit Radio Wien.

Das Projekt ist das erste öffentliche Mahnmal, das die verschiedenen Gruppen von Opfern des Nationalsozialismus in einem differenzierten Format darstellt und ihrer gedenkt, heißt es in einer Aussendung. Diese Gruppen umfassen Juden, Roma und Sinti, Opfer der NS-„Euthanasie“, Homosexuelle, politisch Verfolgte und Dissidenten, slowenische Partisanen und Zeugen Jehovas.

Gebäude Vienna Project

Stefan Arztmann

Eröffnet wird „The Vienna Project“ am Mittwoch im Odeon in Wien-Leopoldstadt. Anschließend ist im Rahmen eines „Parcours des Erinnerns“ ein Rundgang entlang des Donaukanals geplant. Dort sind zum Beispiel sieben Videoinstallationen von Studierenden der Universität für angewandte Kunst zu sehen.

Bei der Eröffnung sind unter anderem Bundespräsident Heinz Fischer, Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny sowie Frederic Morton, amerikanisch-österreichischer Schriftsteller jüdischer Herkunft, als Gäste angekündigt.

Die Namen von 90.000 Opfern auf dem Flakturm

„The Vienna Project“ wird von Studierenden, Künstlern, Professoren, Historikern und Pädagogen inhaltlich und künstlerisch umgesetzt. So entsteht eine dynamische Beziehung zwischen unterschiedlichen Disziplinen wie Kunst, Video, neuen Technologien, Typografie, Webdesign, Straßentheater, Tonkunst, Geschichte und Archivforschung.

Die Abschlussveranstaltung soll im Mai 2014 stattfinden. Dabei werden die Namen von mehr als 90.000 österreichischen Opfern und Regimegegnern auf die Fassade des Flakturms im Augarten projiziert, teilten die Organisatoren mit.

Umgesetzt wird „The Vienna Project“ in Zusammenarbeit mit der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, dem Jewish Welcome Service, der Universität für angewandten Kunst, dem Wien Museum, dem Jüdischen Museum Wien und dem Wiesenthal-Institut.