Akademie: Flüchtlinge können „hier nicht wohnen“

Die Flüchtlinge aus dem Servitenkloster sind seit Dienstag in der Akademie der bildenden Künste, nachdem sie am Mittwoch aus dem Kloster ausziehen hätten müssen. Doch laut Akademie-Rektorin Eva Blimlinger können sie an der Uni „nicht wohnen“.

Die Flüchtlinge wollen beisammen bleiben und wollen vorerst die Akademie der bildenden Künste für den öffentlichen Protest nützen. Im Servitenkloster sind Bauarbeiten geplant, weshalb eine Unterbringung dort nicht mehr möglich war. Die Flüchtlinge sollten auf verschiedene Quartiere verteilt werden. Die Caritas habe keinen gemeinsamen Platz angeboten, hieß es am Mittwoch bei einer Pressekonferenz der Flüchtlinge.

Blimlinger: „Diskutieren, wie wir weiter vorgehen“

„Sie haben hier die Möglichkeit für Diskussionen, aber sie können hier nicht wohnen. Ich habe zugesichert, dass ich vorerst nicht die Polizei holen werde. Wir sind dabei gemeinsam mit den hier Verantwortlichen zu diskutieren wie wir weiter vorgehen“, sagte Blimlinger gegenüber Radio Wien. Die Flüchtlinge könnten „aus mehreren Gründen hier nicht wohnen“. Schließlich handle es sich um eine Universität und es gehe auch um Sicherheitsfragen, sagte Blimlinger.

Studenten, Professoren zeigen sich solidarisch

Wenn ein anderer Platz gefunden wird, wollen die Flüchtlinge wieder abziehen. Sie fordern auch eine Lösung ihrer Asylprobleme, wollen studieren und arbeiten. Ein Teil der Professoren und Studenten der Akademie zeigte sich solidarisch mit den Flüchtlingen.

Ungewissheit mache „kaputt“

Die Caritas Wien bekräftigte unterdessen, dass sie „keinen der Refugees unversorgt auf die Straße setzt“. Alle hätten vom Fonds Soziales Wien (FSW) einen Platz zugesichert bekommen, erklärte der Generalsekretär der Caritas Wien, Klaus Schwertner.

„Wir führen seit Wochen und Monaten Gespräche und bereiten sie auf den Auszug vor. Ich war sehr betroffen über ihre Verzweiflung und teilweise ihren schlechten psychischen Zustand.“ Die monate- und teils jahrelange Ungewissheit, ob sie bleiben können oder nicht, mache „kaputt“.

Caritas wünscht sich ein Quartier für alle Flüchtlinge

„Wir hätten uns gewünscht, dass wir ein gemeinsames Quartier finden, wo alle Flüchtlinge weiterhin gemeinsam wohnen können.“ Ein solches sei aber bis jetzt nicht gefunden worden. Die Refugees haben durch ihren Protest erstmals selbst auf ihre Anliegen im Asylbereich aufmerksam gemacht. Dies habe viele Menschen irritiert, räumte Schwertner ein. „Verzweiflung ist kein guter Ratgeber“, meinte er sowohl in Richtung der Betroffenen als auch der Bevölkerung.

Laut Schwertner könnte nun zumindest ein Versammlungsraum zur Verfügung gestellt werden. Dort würden sie zwar nicht gemeinsam wohnen, aber weiterhin für ihre Anliegen eintreten können. Ob sie dieses Angebot annehmen, entscheiden die Flüchtlinge. Der Grundversorgungsauftrag der Caritas im Servitenkloster endet am Mittwoch. In der Akademie der Bildenden Künste sei man derzeit nicht vor Ort, so Schwertner.

Akademie seit Dienstagabend besetzt

Die 24 Flüchtlinge waren am Dienstagabend ursprünglich bei einer Diskussionsveranstaltung in der Akademie der Bildenden Künste, rund 200 Studierende waren ebenfalls anwesend. Sie suchten dort Schutz, da sie befürchten, jemand aus der Gruppe könnte abgeschoben werden, erklärte ein Unterstützer.

Weiterhin drängen sie darauf, gemeinsam untergebracht zu werden, doch bis jetzt seien ihnen lediglich Einzelquartiere angeboten worden. War am frühen Abend noch unklar, ob sie tatsächlich in den Räumlichkeiten übernachten werden, veröffentlichten sie später über Twitter den Aufruf, „dringend“ Schlafsäcke und Matratzen in die Akademie zu bringen.

Akademie der bildenden Künste bei Nacht

APA/Oczeret

Die Akademie der bildenden Künste am Dienstagabend

Suche nach gemeinsamem Quartier ergebnislos

In den vergangenen Tagen hat die Caritas die Suche nach einem gemeinsamen Quartier für die Flüchtlinge nochmals verstärkt. Bei Politikern und Unternehmern wurde nachgefragt, eine positive Antwort blieb aber aus, meint Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner. Nur der Unternehmer Hans-Peter Haselsteiner und die Islamische Glaubensgemeinschaft hätten geantwortet, sagt Schwertner - mehr dazu in Servitenkloster: Erste Flüchtlinge ausgezogen.

Servitenkloster von außen

APA/Helmut Fohringer

Das Servitenkloster in Wien-Alsergrund

„Niemand unversorgt auf der Straße“

„Niemand wird unversorgt auf die Straße gestellt. Das hat der Fonds Soziales Wien zugesichert. Leider ist es so, dass sie nicht gemeinsam wohnen können. Aber jeder wird einen Platz haben“, sagt Schwertner. Die Flüchtlinge werden also auf verschiedene Quartiere verteilt, die Caritas beendet die Betreuung, wird die Flüchtlinge aber weiter unterstützen. Wie „Der Standard“ berichtet, soll den „Refugees“, wie sie sich selbst nennen, auch weiter ein Versammlungsraum zur Verfügung stehen, etwa im WUK in Wien-Alsergrund oder in einem Veranstaltungsraum im ersten Bezirk.

Beim Großteil der Betroffenen läuft noch das Asylverfahren. Der Auszug aus dem Servitenkloster wurde schon zwei Mal verschoben, nun gibt es wegen dringend anstehender Sanierungsarbeiten keinen Aufschub mehr. Das Servitenkloster soll ab 2014 als Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge dienen. Die Geschichte der Flüchtlinge im Servitenkloster nahm Ende Juli eine überraschende Wendung. Drei Flüchtlinge wurden unter Schlepperverdacht festgenommen - mehr dazu in Serviten-Flüchtlinge: Schlepper gefasst.

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