Buch Wien: Eröffnungsrednerin kritisiert Amazon
Die diesjährige Büchner-Preis-Trägerin Sibylle Lewitscharoff sprach als Eröffnungsrednerin über die Zukunft des Buches und wandte sich in starken Worten gegen Amazon, den „Monopolkapitalisten“: „Wenn ich eine Firma hasse, dann diese!“
„Amazon bezahlt keine Steuern in den Ländern, in denen dieser widerliche Club eine Menge Geld verdient, er bezahlt seine Angestellten empörend schlecht, ruiniert die Buchhändler und zunehmend auch die Verlage.“ Mittlerweile gebe es in manchen Stadtteilen von Rom, wo die 59-jährige gebürtige Stuttgarterin derzeit als Stipendiatin der Villa Massimo lebt, keine Buchhandlung mehr. "Das, mit Verlaub, ist eine ziemlich scheußliche neue Welt.

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Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff
„20. Jahrhundert gehört den Österreichern“
„Ebenso katastrophal wie die mir verhasste Firma sind tumbe neue politische Gruppierungen, deren oberstes Ziel es ist, die Urheberrechte zu schleifen und gleich alles kostenlos ins Netz zu stellen“, so Lewitscharoff, für die ein Leben ohne Bücher „nicht vorstellbar“ ist. Obwohl sie persönlich die traditionelle, haptische Form der Lektüre bevorzugt, hält sie das E-Book für keine vorübergehende Erscheinung. „Das elektronische Buch wird wohl so schnell nicht mehr verschwinden. An diese Art des Lesens werde ich mich jedoch nicht gewöhnen.“
Ein schöneres Thema als die Zukunft des Buches sei jedoch die Vergangenheit, „besonders die jüngste Vergangenheit des österreichischen Buches. Denn wahrlich, meine werten Damen und Herren, Sie leben in einem literaturgesegneten Land. Innerhalb der deutschsprachigen Literatur gehört das 20. Jahrhundert ganz und gar den Österreichern“, sagte Lewitscharoff.

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Von Pluhar bis Leon de Winter
Mit rund 8.800 Quadratmetern Ausstellungsfläche stößt die Messe nun flächenmäßig an die Grenzen der Halle D des Messegeländes. Literatur den Lesern nahezubringen ist ein Ziel der Messe. Das geschieht unter anderem auf den sieben Messebühnen (ORF-Bühne, Literaturcafe, Forum, FM4-Bühne, Donau-Lounge, Kinderbühne und Gusto-Kochbühne sowie 3sat-Lounge), auf denen persönliche Begegnungen zwischen Autoren, Stars und Besuchern möglich werden.
Buch Wien 13
21. bis 24. November 2013
Lesefestwoche
18. bis 24. November 2013
Mit dabei sind unter anderen Elfriede Ott und Erika Pluhar, Ida Seeböck mit Alfred Dorfer, Reinhard Nowak, Dirk Stermann, Florian Scheuba und Christoph Fälbl sowie Cornelius Obonya. Mit Per Olov Enquist, Leon de Winter, Viktor Jerofejew, Tanja Maljartschuk, Mahmud Doulatabadi, Jaroslav Rudis und Istvan Kemeny präsentieren auch internationale Literaturstars ihre neuen Bücher.

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Der niederländische Schriftsteller Leon de Winter liest aus seinem neuen Roman
Erwartet werden unter anderen Brigitte Kronauer mit ihrem neuen Roman „Gewäsch und Gewimmel“, Clemens Meyer, Peter Stamm, Günter Brus, Andreas Schäfer und David Schalko, der nicht nur seinen neuen Roman „Knoi“ vorstellen wird, sondern auch Gast im Radio-Wien-Literatursalon sein wird - mehr dazu in Obonya und Schalko im Literatursalon.
Autoren und Experten im Gespräch
Live auf der Messe zu erleben sind auch noch Peter Henisch und Austrofred, Christoph W. Bauer, Egyd Gstättner, Fabian Eder, Nadine Kegele und viele andere mehr. Persönliche Lebensberichte zweier großer österreichischer Journalisten sind ebenfalls zu hören. Barbara Coudenhove-Kalergi und Paul Lendvai spannen einen Bogen von den 1930er Jahren bis heute. Coudenhove-Kalergie wird übrigens bei der Messe ausgezeichnet - mehr dazu in Ehrenpreis für Coudenhove-Kalergi.
Während sich die ORF-Journalisten Ernst Gelegs und Roland Adrowitzer in ihrem neuen Buch Ungarn widmen, stellt Anton Pelinka in seinem Buch „Wir sind alle Amerikaner“ die These auf, dass die westliche Welt sich kulturell immer mehr den USA anpasst. Auch Österreich ist Thema, etwa in „Ist unsere Politik noch zu retten?“ von Robert Misik oder in Armin Thurnhers „Republik ohne Würde“.
Zum zweiten Mal gibt es Gelegenheit, in der Donau-Lounge Literatur aus den Donauraumländern live auf der Messe zu erleben. Istvan Kemeny (HU), Fedia Filkova (BG), Goran Petrovic (RS), Emil Hakl (CZ) und Stanka Hrastelj (SI) stellen ihre Neuerscheinungen vor. In Gesprächen unter anderem mit Christian Wehrschütz, langjähriger ORF-Korrespondent in Belgrad, geht es um Politik und Gesellschaft, Geschichte und Kultur der Donauraumländer.

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Der Erste Weltkrieg als Schwerpunkt
2014 jährt sich der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Die Buch Wien widmet diesem Thema einen Schwerpunkt. Manfried Rauchensteiner präsentiert sein neues Buch „Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie“, Gerhard Jelinek stellt sein Buch „Schöne Tage 1914. Vom Neujahrstag bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs“ vor.
Auch der Direktor des Österreichischen Staatsarchivs, Wolfgang Maderthaner, ist mit seinem neuen Buch „Die letzten Tage“ auf der Messe anzutreffen. Über seine neue Biografie „Franz Ferdinand – Der eigensinnige Thronfolger“ spricht der französische Historiker Jean-Paul Bled. Zentrale Veranstaltung des Schwerpunkts ist aber eine hochkarätig besetzte Diskussionsrunde: Gerhard Jelinek, Manfried Rauchensteiner, Andreas Oplatka, Maria Batorova und Wolfram Dornik diskutieren auf der ORF-Bühne über den Ersten Weltkrieg.
Zahl der Buchhandlungen gesunken
Zum Start der Buchmesse wurden auch neue Zahlen über den österreichischen Buchmarkt bekannt. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres verzeichnete der heimische Buchhandel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Umsatzminus von zwei Prozent. Für das größte Minus sorgten dabei Taschenbücher (minus 7,8 Prozent) und Belletristik (minus 5,5 Prozent).
Die Anzahl der Buchhandlungen ist innerhalb eines Jahres um 5,2 Prozent auf aktuell 1.796 gesunken. Der Anteil des Internethandels liegt nach Schätzung des Hauptverbands des Österreichischen Buchhandels bei knapp über 20 Prozent. Derzeit gibt es 1.477 Verlage mit Gewerbeberechtigung in Österreich, im von der deutschen Fachzeitschrift „buchreport“ erhobenen Ranking der 100 größten Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz findet sich jedoch nur ein einziger österreichischer Verlag: Die Verlagsgruppe Styria wurde auf Platz 80 gereiht.