Parlament: Vollabsiedlung empfohlen

Das Projektteam zur Vorbereitung der Sanierung des Parlaments empfiehlt eine nachhaltige Sanierung und eine Vollabsiedlung während der Bauarbeiten. Von den sechs möglichen Varianten wird jene mit Kosten von 352,2 Mio. Euro favorisiert.

„Nicht zum Vergnügen und nicht, weil uns fad ist“, sondern weil es dringend nötig sei, müsse das Haus am Ring renoviert werden, erklärte Parlamentsdirektor Harald Dossi am Mittwochabend bei einem Hintergrundgespräch vor Journalisten. Das Parlament weist zum Teil bereits gravierende Mängel auf, ist es doch über 130 Jahre alt: „Eine grundlegende Sanierung ist erforderlich.“

Parlamentsgebäude

ORF/Sonja Ryzienski

Eine Sanierung des Gebäudes sei „dringend nötig“

Mindestkosten von 15,9 Mio. Euro

Das Projektteam hat sechs Entscheidungsalternativen inklusive „Preiszettel“ aufbereitet, so Dossi. Die Restnutzung (Kosten: 15,9 Mio. Euro) sieht vor, dass aufgrund der stetig steigenden Haftungsproblematik der Betrieb im Gebäude schrittweise eingestellt wird und in eine Ersatzlokation umgesiedelt wird. Die Instandsetzung (280,7 Mio. Euro) ist die minimalste Sanierungsvariante mit der Behebung aller Schäden und der unveränderten Nutzung der Räumlichkeiten.

Die Grundsanierung (329,8 Mio. Euro) beinhaltet die Instandsetzung sowie die Schaffung der baulichen Voraussetzungen, um derzeit ungenutzte Flächen später etwa für Büros nutzen zu können. Die nachhaltige Sanierung (352,2 Mio. Euro) - für diese Variante spricht sich das Projektteam aus - sieht neben der Instandsetzung auch die Nutzung der derzeit nicht genutzten Flächen wie etwa des Dachbodens vor.

Leerer Plenarsaal des Parlaments

APA/Roland Schlager

Eine nachhaltige Sanierung würde 352,2 Mio. Euro kosten

Variante mit Errichtung eines neuen Parlaments

Unter der Sanierungsvariante „Architektonisches Zeichen“ (418,0 Mio. Euro) ist ein architektonisches Konzept mit Außenwirkung vorgesehen. Das könnte etwa ein Turm oder eine Kuppel sein, noch ist nichts konkret. Dem Planer stünden hierzu etwa 30 Mio. Euro zur Verfügung. Die letzte Variante wäre die Errichtung eines neuen Parlamentsgebäudes (484,4 Mio. Euro). Was die Kosten anbelangt, wurde eine Reserve von 25 Prozent vorgesehen.

Ersatzquartier noch offen

Während der Baumaßnahmen müsste der Betrieb abgesiedelt werden, auch hier gibt es mit der Vollabsiedlung oder der Teilabsiedlung zwei in die Baukosten nicht eingerechnete Möglichkeiten. Noch gibt es laut Parlamentsvizedirektor Alexis Wintoniak keine Entscheidung über ein Ersatzquartier. Er verwies etwa auf die in den Medien genannte Wirtschaftsuniversität oder die Hofburg - mehr dazu in Parlament: Umzug noch wenig konkret (wien.ORF.at; 1.11.2013).

Wintoniak unterstrich, dass die Kosten für eine Teilabsiedlung mit 96,9 Mio. Euro höher wären als jene für eine Vollabsiedlung, die sich je nach Ausweichquartier auf 41,41 bis 54,24 Mio. Euro belaufen. Bei einer teilweisen Absiedlung würden die Baumaßnahmen länger dauern und es wären Sicherungsmaßnahmen etwa während Sitzungen nötig, begründet er.

Reinigungskräfte im Plenarsaal des Parlaments

APA/Roland Schlager

Mehr als eine gründliche Reinigung ist für das Parlament notwendig

Baubeginn für 2017 vorgesehen

Am Montag haben sich die Parlamentsparteien trotz drohenden Budgetlochs dafür ausgesprochen, am Fahrplan für die Sanierung festzuhalten, denn der Baubeginn ist ohnehin erst für 2017 vorgesehen. Auch Wintoniak verweist auf die „Schlussrechnung“ im Jahr 2020. Nach drei Jahren Bauzeit soll in diesem Jahr dann - wenn alles wie geplant läuft - auch die erste Sitzung im renovierten Parlament stattfinden. Im Zeitplan läuft derzeit die Suche nach einem Generalplaner, die Entscheidung darüber soll im ersten Quartal 2014 fallen.

Die Empfehlung des Projektteams für die nachhaltige Sanierung sei jedenfalls „eindeutig“, denn es ließen sich dadurch 8.000 Quadratmeter mehr Bürofläche erschließen. Die Mehrinvestitionen sollten sich in fünf bis 15 Jahren amortisieren, so Wintoniak.

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