Badora wird Volkstheater-Direktorin

Anna Badora ist von Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) und Volkstheater-Stiftungsvorstand Wolfgang Ruttenstorfer als neue künstlerische Direktorin ab der Saison 2015/16 vorgestellt worden. Sie erhält einen Fünfjahresvertrag.

Die derzeitige Leiterin des Grazer Schauspielhauses galt als hohe Favoritin für die Nachfolge von Michael Schottenberg. In Graz, wo Badora eigentlich noch bis 2017 unter Vertrag steht, übernahm die 1951 in Tschenstochau geborene Regisseurin 2006 die Direktion. Zuvor war sie Schauspieldirektorin am Staatstheater Mainz sowie Generalintendantin am Düsseldorfer Schauspielhaus. In Wien soll es in den finalen Verhandlungen vor allem um die künftige Subventionierung des von Fachleuten für unterdotiert gehaltenen Hauses gegangen sein.

Anna Badora PK Volkstheater

APA / Hochmuth

Anna Badora wird im September 2015 neue Volkstheater-Direktorin

Subvention wird erhöht

Für ihre Arbeit, zu der ihr der Ende 2014/15 nach zehnjähriger Intendanz ausscheidende Direktor Schottenberg „das Allerbeste“ wünschte, werden Badora deshalb 12,4 statt bisher 11,8 Mio. Euro Subvention zur Verfügung stehen. Die Subventionserhöhung kommt bereits Schottenberg in seiner letzten Spielzeit zugute, außerdem gibt es ein „Übergangsbudget“ von 400.000 Euro. Das „Theater in den Bezirken“ wird weitergeführt, von der Spielstätte Hundsturm habe sie „viel Positives gehört“, sagte Badora.

Bauliche Sanierungen (ein vom Volkstheater vorgelegter Plan rechnet mit 36 Mio. Euro Investitionsbedarf) müssten Bund und Stadt Wien gemeinsam klären, sagte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ), der den sehr professionell durchgeführte Auswahlprozess lobte, der eine Anzahl hochkarätiger Bewerber gebracht habe. Laut Volkstheater-Stiftungsvorstand Wolfgang Ruttenstorfer gab es genau 32 Bewerbungen. Mit sieben Kandidaten seien Hearings abgehalten worden, drei hätten es schließlich in die Endrunde geschafft.

Roter Stern am Hausdach wird abmontiert

In Graz wird man Badora bei der vorzeitigen Auflösung ihres eigentlich bis 2017 laufenden Vertrags nichts in den Weg legen. „Das ist eine gute Grazer Tradition“, meinte die Theaterfrau, die darauf hinwies, dass nicht nur ihre Vorgänger an Grazer Schauspiel- und Opernhaus jeweils vorzeitig weitergezogen seien, sondern sie auch Karrieresprünge ihrer Schauspieler stets unterstützt habe. Dennoch schwinge bei dem Wechsel auch Trauer mit, denn „es ist toll, so arbeiten zu dürfen. Ich bin der Stadt sehr dankbar.“

Erst jüngst habe sich eine Unterstützergruppe von 160 prominenten Grazer Theaterfreunden konstituiert. Sie werde ihr Bestes tun, „dass alle diese Prozesse nicht abgebrochen werden“. Abmontiert wird dagegen der rote Stern am Hausdach. Das sei „das Markenzeichen der Direktion Schottenberg“ und werde möglicherweise zugunsten des Theaters versteigert, sagte Badora. Das dürfte der neue Kultursprecher der FPÖ, Walter Rosenkranz, gerne hören: In einer Aussendung lobte er die Bestellung Badoras als „Erfahrung und Kompetenz statt ideologischer Manipulation“ und nannte Schottenberg einen „Politkommissar“.

Anna Badora PK Volkstheater

APA / Hochmuth

Viel Lob für Badora

Schottenberg seinerseits nannte seine Nachfolgerin „eine großartige, mutige und kluge Theatermacherin“. Mailath-Pokorny lobte an der künftigen Volkstheater-Chefin u. a. die „unendlich große Neugierde auf das Neue“ und die Tatsache, dass sie an ihren bisherigen Häusern stets neue Publikumsschichten erschlossen habe: „Das ist auch für das Volkstheater wichtig.“

Badoras Bestellung wurde auch von der Kultursprecherin der ÖVP Wien, Isabella Leeb, sowie von Grünen-Kultursprecher Klaus Werner-Lobo begrüßt. Der steirische Kulturlandesrat Christian Buchmann (ÖVP) betonte, Badora habe in Graz „herausragende Arbeit“ geleistet. „Auch wenn der Wechsel von Frau Badora schmerzhaft ist, gratuliere ich ihr herzlich zur neuen Aufgabe“, sagte die Grazer Kulturstadträtin Lisa Rücker (Grüne). Die Ausschreibung der künftigen Leitung des Grazer Schauspielhauses soll im Frühjahr erfolgen.

Schottenberg verlängerte Vertrag nicht

Die künstlerische Direktion war ausgeschrieben worden, nachdem Schottenberg Ende August bekanntgegeben hatte, seinen im Sommer 2015 endenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. „Zehn Jahre sind eine ausreichend gute Zeit, wesentliche künstlerische Ziele umzusetzen“, begründete Schottenberg seinen Entschluss - mehr dazu in Volkstheater: Schottenberg geht 2015.

Links: