Heimskandal: Erstes großes Verfahren

Während sich noch immer ehemalige Zöglinge des Kinderheims am Wilhelminenberg als Missbrauchsopfer melden, wird nun auch gegen mehrere mögliche Täter ermittelt. Laut Staatsanwaltschaft läuft ein Verfahren. Ermittelt wird gegen mehr als zehn Personen.

Der Abschlussbericht der Wilhelminenberg-Kommission brachte das Ermittlungsverfahren bei der Wiener Staatsanwaltschaft ins Rollen. Die Ermittlungen laufen gegen mehr als zehn Personen - und die Anschuldigungen wiegen schwer.

Ermittelt wird wegen Vergewaltigung, schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen und Quälen oder Vernachlässigen unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen, bestätigte Staatsanwaltschaftssprecher Thomas Vecsey gegenüber wien.ORF.at.

Schloss Wilhelminenberg

APA/APA/HERBERT PFARRHOFER

Gebäude, in dem einst das Kinderheim am Wilhelminenberg untergebracht war

Erstes Verfahren aufgrund von Kommissionsbericht

Es ist das erste Ermittlungsverfahren aufgrund des Wilhelminenberg-Abschlussberichts. Ob es zu einer Anklage kommt, bleibt abzuwarten. Bereits vor dem Bericht der Wilhelminenberg-Kommission gab es laut Stadt einige Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft, die aber wegen Verjährung eingestellt wurden, oder weil die Beschuldigten bereits verstorben waren.

Unterstützung für Opfer

Personen die Gewalt in ehemaligen Einrichtungen der Wiener Jugendwohlfahrt erleiden mussten, können sich an den Weißen Ring unter der Telefonnummer 4000-85918 wenden.

Die Stadt selbst untersucht indessen noch in mehreren Arbeitsgruppen Misshandlungsvorwürfe in anderen ehemaligen Einrichtungen der Wiener Jugendwohlfahrt, hieß es von der MA 11 auf Anfrage. Es könnte auch sein, dass es neben den bisherigen drei großen Studien zu Missbrauch in Heimen der Stadt noch weitere Studien geben wird, hieß es - mehr dazu in Weitere Heime werden untersucht.

Im Schnitt melden sich noch 44 Betroffene pro Monat

Eineinhalb Jahre lang hat die Wilhelminenberg-Kommission Vorwürfe rund um das ehemalige Kinderheim in Ottakring untersucht. Die Kommission kam zu dem Schluss, dass Kinder und Jugendliche im Laufe der Jahrzehnte in dem Heim massivem sexuellem Missbrauch ausgesetzt gewesen waren. Die Kommissionsvorsitzende Barbara Helige sprach damals von einer Liste mit Personen, gegen die Vorwürfe erhoben wurden. Auf dieser fanden sich laut Helige 20 bis 30 Namen - mehr dazu in Helige: 20 bis 30 Namen von Tätern.

Bis Oktober bekamen 1.320 Betroffene von Gewalt und Missbrauch in Kinderheimen der Stadt Wien von der Opferschutzeinrichtung Weisser Ring eine Entschädigung. Es melden sich aber im Schnitt noch immer 44 Betroffene pro Monat - mehr dazu in Heime: Bisher 1.320 Opfer entschädigt.

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