Badora: „Volkstheater neu definieren“

Einnahmen steigern, Ausgaben senken, dem Volkstheater ein eigenständiges Profil verpassen: Das sind einige der Ziele, die die designierte Direktorin des Volkstheaters, Anna Badora, in einem Interview nennt. Die 62-Jährige ist ab 2015 im Amt.

„Ich entwickle ein künstlerisches Programm, mit dem ich selbst zufrieden sein will. Ich will das Volkstheater zum Blühen bringen und Wien kann durchaus mehrere ansehnliche Gärten gebrauchen, unterschiedlich bepflanzt, aber im Idealfall alle blühend.“ Mit diesen Worten umreißt die designierte Direktorin des Volkstheaters Wien ihre Pläne.

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) und Volkstheater-Stiftungsvorstand Wolfgang Ruttenstorfer hatten Badora im November als neue künstlerische Direktorin ab der Saison 2015/16 vorgestellt - mehr dazu in Badora wird Volkstheater-Direktorin.

Anna Badora PK Volkstheater

APA / Hochmuth

Ab 2015 am Volkstheater

„Eigenständiges Profil geben“

Sie wolle den Begriff „Volkstheater“ neu definieren. Es solle „moderner, den heutigen Gegebenheiten von Diversität und Inhomogenität der Gesellschaft Rechnung tragend“ werden, schrieb sie in einem APA-Interview. Diese neue Definition wolle sie in der Auswahl der Regisseure und Autoren sowie in bestimmten Formaten und Projekten abbilden: „Ich rechne damit, dass daraus ein völlig eigenständiges, unverwechselbares Profil entsteht“, so Badora.

„Theater und Strukturen verändern“

Nicht nur der Begriff Volkstheater soll neu definiert werden. Badora spricht auch davon, Strukturen im Theater zu verändern. Hauptstoßrichtung sei es, die Einnahmen zu steigern und die Ausgaben zu senken. „Ich will auf der einen Seite natürlich mehr Zuschauer für unser Programm begeistern und sie in das Volkstheater locken. Auf der anderen Seite bestehen eingefahrene Strukturen, die mit einem modernen, flexiblen Theaterbetrieb völlig inkompatibel sind“, so Badora.

Derzeit gebe es am Volkstheater Produktionsabläufe, „die unorganisch sind und den Erfordernissen eines modernen, flexiblen Theaterbetriebs nicht mehr entsprechen. Da muss alles auf den Prüfstand“, so Badora. So könnten Ressourcen freigesetzt werden, die dem "kargen Budget für die Künstlerinnen und Künstler zugute kommen können. „Und dann sehen wir, ob es unter dem Strich für qualitätsvolle Arbeit reicht, oder ob wir die Politik denn doch noch mit dem Thema ‚Budget‘ konfrontieren müssen“, so Badora.

Renovierung „äußerst dringend“

Als „äußerst dringend“ bezeichnete Badora bauliche Renovierungsarbeiten am Volkstheater, vor allem um noch aufwendigere, spätere Reparaturkosten zu vermeiden. Sie gehe davon aus, dass die Bestellung einer neuen künstlerischen Direktion gleichzeitig auch ein Bekenntnis zum Erhalt, auch den baulichen, des Volkstheaters darstellt.

Grazer Stücke für Wien

Badora kündigte bereits an, erfolgreiche Grazer Künstler und Projekte nach Wien zu bringen. Als Beispiel dafür nannte sie etwa Yael Ronens „Hakoah Wien“, das mit dem Nestroypreis geehrt wurde. Damit sei in Graz ein sehr spezifisches Wien-Thema über die Bühne gegangen. Badora: „Solche Stücke wären und sind sicher auch für Wien spannend.“

Mit Bund und Stadt wird Badora in jedem Fall beim Thema Renovierung konfrontiert werden. Über ihre neue Nähe mit den Protagonisten der Bundeskulturpolitik freut sie sich. Natürlich wäre ihr ein eigenes Kulturministerium „als Signal für die Wertigkeit“ sinnvoller erschienen. „Aber nach allem was ich von Herrn (Kulturminister Josef, Anm.) Ostermayer gehört habe, ist er ausgesprochen kulturaffin und hat auch Einflussmöglichkeiten innerhalb der Regierung, um der Kultur eine starke Stimme verleihen zu können.“

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