Akademikerball: Appell von KZ-Überlebenden

Der in zwei Wochen stattfindende Akademikerball sorgt weiter für Proteste. In einem offen Brief fordern KZ-Überlebende, dass der Ball nicht in der Hofburg stattfinden darf. Ballgegner protestierten außerdem vor Hotels der Hofburg-Gesellschaft.

Das von sechs Betroffenen unterzeichneten Schreiben ist an die Wiener Kongresszentrum Hofburg Betriebsges.m.b.H. und ihre Gesellschafter sowie an Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), Vizekanzler Michael Spindelegger sowie Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (beide ÖVP) gerichtet. Darin wird ein Entzug der Nutzungsrechte der Hofburg für den für den 24. Jänner angesetzten Ball gefordert.

Am Donnerstag veröffentlichte die Plattform „Jetzt Zeichen setzen!“ den offenen Brief. Die Unterzeichner wünschen einen Schritt wie in der Stadt Innsbruck, wo der Vertrag für ein in der Innsbrucker Messe geplantes Treffen des Dachverbands „Deutsche Burschenschaft“ seitens der Stadt aufgelöst worden war.

Bildergalerie: Proteste vor einem Hotel der Hofburg-Gesellschaft

Betreibergesellschaft: Ball findet statt

„Wann werden Sie endlich klar sagen: Die Räumlichkeiten unserer Republik stehen für Veranstaltungen und Vernetzungsaktivitäten rechtsextremer Verbände nicht zur Verfügung!“, heißt es im Schreiben. Der Brief wurde unter anderem vom KZ-Überlebenden (KZ Lackenbach) und heutigen Obmann des Kulturvereins Österreichischer Roma, Rudolf Sarközi, mitunterzeichnet.

Knapp fiel das Statement der Hofburg Betriebsgesellschaft zum veröffentlichten offenen Brief aus. „Der Ball findet statt“, hieß es aus der Presseabteilung. Inhalt und Gestaltung des Balles würden dem Veranstalter obliegen. „Die inhaltliche Gestaltung des Balles und dessen Verantwortung liegen ausschließlich in den Händen des Veranstalters, im Fall des ‚Wiener Akademikerballs‘ bei der Wiener FPÖ“, hieß in der Stellungnahme. Seitens des Kanzleramtes sowie des Wirtschaftsministeriums gab es vorerst keinen Kommentar.

Proteste vor Hotels der Hofburg-Gesellschaft

„Jetzt Zeichen setzen!“-Koordinator Nikolaus Kunrath von den Wiener Grünen sagte, Wien habe „keinen Platz für die Vernetzung Rechtsextremer verdient“. Die Initiative plant eine Reihe von Protest-Veranstaltungen im Vorfeld des Balles.

Am Donnerstag gab es eine weitere Kundgebung mit dem Titel „Walk of Shame“ vor einem Hotel in der Leopoodstadt, das im Besitz der Hofburg-Gesellschaft steht. Am Tag des Balles ist bereits eine Kundgebung auf dem Heldenplatz angemeldet, so Kunrath, wobei hier die SPÖ dezidiert nicht mitmachen wird. Am 27. Jänner ist dann am Heldenplatz ein Gedenken anlässlich des internationalen Holocaust-Tages geplant.

Ballveranstalter kritisiert Proteste

Der Veranstalter des von der FPÖ ausgetragenen „Akademikerballs“ übt Kritik an den geplanten Protesten. Die Plattform „Jetzt Zeichen setzen!“ würde mit dem „Walk of Shame“ die Betreibergesellschaft unter Druck setzen und damit auch wirtschaftlich schädigen, sagte Ball-Organisator und FP-Landtagsabgeordneter Udo Guggenbichler.

Gleichzeitig betonte Guggenbichler, die Demonstrationsfreiheit sei ihm „äußerst wichtig“. Allerdings verwehre er sich gegen jede Form von Tätlichkeiten seitens der Demonstranten: „Ich finde es nicht besonders mutig, wenn der Schwarze Block, der ja mittlerweile mit Bussen aus ganz Europa anreist, Damen anspuckt.“

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