Akademikerball: WK öffnet Notlagenfonds

Mit Geld aus einem Wirtschaftskammer-Notlagenfonds sollen Geschäfte saniert werden, die bei den Krawallen rund um den Akademikerball zerstört wurden. Im Wien heute-Interview wertete Politikexperte Peter Filzmaier eine Ball-Verlegung als naiv.

„Die Betriebe brauchen rasch Hilfe, um wieder den regulären Betrieb aufnehmen zu können“, sagte Brigitte Jank (ÖVP), Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien. Die Kammer aktiviere daher einen Notlagenfonds. Grundsätzlich ist der Fonds unbegrenzt. Zuerst müssten aber die Schäden genau erhoben und auch geprüft werden, was von Versicherungen gedeckt ist, teilte ein Sprecher mit. Die Kammer werde am Montag Kontakt zu den betroffenen Unternehmern aufnehmen.

Besonders betroffen seien Geschäfte und Gastronomiebetriebe am Graben, in der Bognergasse, Wipplingerstraße und rund um den Stephansplatz. Jank kündigte zudem an, Gespräche mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und Polizeipräsident Gerhard Pürstl führen zu wollen. Es sei dringend eine Lösung nötig, „um solche Ausschreitungen künftig zu verhindern“, so Jank.

Zerstörte Scheibe

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Zerstörte Scheibe in Wiener Innenstadt

Verlegung nur „theoretische Lösung“

Generell seien Negativbilder von Demonstrationen schädlich, sagte Filzmaier: „Aber da gibt es viel schlimmere Bilder, und auch vor allem viel häufigere Bilder von anderen Großstädten, von London bis Paris, aber auch in Deutschland, wie in Hamburg beispielsweise. Das wird also nicht das Image von Wien auf immer und ewig beschädigen.“

Peter Filzmaier

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Das gesamte „Wien heute“-Interview mit Peter Filzmaier können Sie on Demand hier sehen.

Vorsichtiger äußerte sich Filzmaier in einem anderen Punkt, wenn es um den Aspekt geht „Wer hat gegen wen protestiert?“: „Es waren auch Holocaust-Opfer unter den Demonstrierenden. Und auf der anderen Seite ist eine Debatte entstanden: Treffen sich hier auch bei weitem nicht nur zu rechts stehende Gäste in der Hofburg? Und da schaut man auf Wien halt kritischer hin aus dem Ausland. Das ist auch verständlich, denn unsere Geschichte von 1938 bis 1945 ist eine andere als etwa in London“.

Eine Verlegung des Balls, der in der symbolträchtigen Hofburg stattfindet, ist laut Filzmaier nicht sinnvoll: „Theoretisch wäre das eine Lösung, aber auch reichlich naiv. Also sich jetzt vorzustellen, dass die FPÖ Wien, die ist ja der Veranstalter, den Ball verlegt, und aus ihrer Sicht sagt: ‚Der Klügere hat nachgegeben‘, und die Demonstrantengruppen könnten sagen ‚Wir haben uns durchgesetzt und sie vertrieben‘, da gibt es auf beiden Seiten viel mehr Interessen, auf dem jeweiligen Standpunkt zu beharren.“

Fotos von Krawallen bei Demonstrationen

Millionenschaden nach Krawallen

Rund 2.000 Beamte waren in der Nacht von Freitag auf Samstag im Einsatz, konnten aber Sachbeschädigungen in der Innenstadt nicht verhindern. Elf Polizeiautos wurden zerstört, bei der Polizeiinspektion Am Hof wurden alle Scheiben zerschlagen. Glas ging auch bei vielen Innenstadt-Firmen, Banken und den Büros der OPEC zu Bruch. Bei zahlreichen privaten Autos wurden Scheiben eingeschlagen oder Spiegel abgerissen.

Insgesamt macht der Sachschaden laut Polizei mehr als eine Mio. Euro aus. Der Einsatz der Polizei kostete laut Sprecher Roman Hahslinger etwa eine Mio. Euro - mehr dazu in Akademikerball: FPÖ-Kritik an Stadt.

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