Maximilian Schell gestorben

Der Oscar-Preisträger Maximilian Schell ist tot. Der in Wien geborene Schauspieler starb in der Nacht auf Samstag im Klinikum Innsbruck „an den Folgen einer plötzlichen und schweren Erkrankung“, teilte seine Agentin mit. Schell wurde 83 Jahre alt.

Nicht vielen gebürtigen Österreichern steht der Beiname „Weltstar“ zu, einer durfte ihn mit Fug und Recht führen: Maximilian Schell, der seinen Durchbruch in Hollywood feierte, am New Yorker Broadway und in London auf der Bühne stand und Anerkennung als Film- und Opernregisseur fand. In der Nacht auf Samstag ist der Oscar-Preisträger im Alter von 83 Jahren in Innsbruck gestorben.

Laut seiner Agentur war seine Frau bis zuletzt bei ihm. Nach Angaben seiner Wiener Agentur ist Schell „nach langwierigen Problemen mit seinem Rücken an den Folgen einer für ihn wichtigen Operation unglücklicherweise verstorben“. Nähere Angaben zur Erkrankung und zu seinem Ableben wolle die Familie nicht machen, hieß es in einem E-Mail.

1930 in Wien geboren

Bevor er sechsmal für den Oscar nominiert wurde, zahlreiche Auszeichnungen gewann und auf den Bühnen, Leinwänden sowie Fernsehbildschirmen Europas und der USA zu sehen war, sah man in ihm nur eines: den „kleinen Bruder“ der großen Schauspielerin Maria Schell. Am 8. Dezember 1930 in Wien geboren, flüchtete er mit den Eltern, dem Schweizer Schriftsteller Ferdinand Schell und der Wiener Schauspielerin Margarethe Noe von Nordberg, und seinen drei Geschwistern nach dem „Anschluss“ Österreichs an Deutschland 1938 in die Schweiz.

Während Schell das Gymnasium in Basel besuchte, eroberte seine ältere Schwester Hollywood. „Maria war die erste Schauspielerin auf dem Titel des ‚Time Magazine‘, ein Weltstar“, erzählte er einmal dem Süddeutschen Magazin. „Ich stand in ihrem Schatten, mein Leben lang.“

Früh in Hollywood aktiv

Doch auch Maximilian Schell führte es früh nach Hollywood. Nachdem er in Film- und Theaterproduktionen mitwirkte, stand er 1958 mit Marlon Brando in „The Young Lions - Die jungen Löwen“ vor der Kamera. Der Durchbruch erfolgte 1961, als er für seine Rolle des Nazi-Verteidigers in „Das Urteil von Nürnberg“ als erster deutschsprachiger Schauspieler seit Ende des Zweiten Weltkriegs den Oscar als bester Hauptdarsteller gewann. Es folgten die US-Streifen „Topkapi“ (1964), „Anruf für einen Toten“ (1967) und „Der Befehl“ (1967), später wurde er für seine Darstellungen in „Der Mann im Glaskasten“ (1975) und „Julia“ (1977) sowohl für einen Oscar als auch für einen Golden Globe nominiert.

TV-Hinweis:

Einen Nachruf auf Maximilian Schell sehen Sie in „Wien heute“, 19.00 Uhr, ORF 2 oder on demand in der ORF TVthek.

Es sind die großen Hollywoodproduktionen, die man bis heute mit dem Namen Maximilian Schell assoziiert. Dabei liegen seine Ursprünge beim Theater. Seit seinem Debüt als 23-Jähriger als Regisseur, Dramaturg und Schauspieler am Basler Stadttheater und einem darauffolgenden Engagement bei den renommierten Münchner Kammerspielen kehrte er immer wieder auf die Bühne zurück. Die Theaterlegende Gustaf Gründgens holte ihn 1959 an das Schauspielhaus Hamburg, wo er als „Hamlet“ bejubelt wurde. Von 1978 bis 1982 verkörperte er den „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen. Im Jahr 2000 trat Schell am New Yorker Broadway in einer Bühnenversion von „Das Urteil von Nürnberg“ auf, 2006 war er in London in Robert Altmans Inszenierung des Arthur-Miller-Stückes „Resurrection Blues“ zu sehen.

Auslandsoscar für Regiedebüt

Doch Schell verwirklichte sich nicht nur als Schauspieler. Für sein Regiedebüt „Erste Liebe“ (1970) erhielt er den Auslands-Oscar, es folgte der Film „Der Fußgänger“ (1974), den er schrieb, produzierte und inszenierte. Große Erfolge feierte er mit „Der Richter und sein Henker“ (1975) nach einer Vorlage von Friedrich Dürrenmatt, den er stets als seinen besten Freund bezeichnete. Auch als Dokumentarfilmer machte sich Schell einen Namen. 1984 drehte er den Film „Marlene“, für den die scheue, zurückgezogene Marlene Dietrich ihm für Interviews bereitstand. Fast 20 Jahre später widmete Schell sich einer anderen Frau - seiner eigenen Schwester. „Meine Schwester Maria“ (2002) ist eine Biografie über die einstige Hollywoodschauspielerin, die zu dieser Zeit bereits seit längerem an Demenz litt und drei Jahre später starb.

Schell mit Schwester Maria

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Maximilian und Maria Schell 1977 in München

Seit den 90ern wirkte Schell regelmäßig in deutschsprachigen Fernsehproduktionen mit, zuletzt u.a. in der ZDF-Serie „Der Fürst und das Mädchen“ oder im TV-Film „Die Rosenkönigin“ (2007) an der Seite seiner Tochter Nastassja. Die war auch in Schells Operettendebüt „Wiener Blut“ zu sehen, das er im Sommer 2007 im Rahmen der Seefestspiele Mörbisch inszenierte. In den Jahren zuvor zeigte er sich auch als Opernregisseur: In Los Angeles inszenierte er auf Einladung von Placido Domingo 2001 Richard Wagners „Lohengrin“, vier Jahre später folgte Richard Strauss’ „Rosenkavalier“.

Von Film bis Fernsehen, vom Theater zur Oper: Schell wusste bis ins hohe Alter „noch immer nicht, was mein Traumberuf ist“. „Es wird wohl ein ewiges Suchen bleiben“, meinte er rund um seinen 80. Geburtstag. Zuletzt lebte Maximilian Schell im Elternhaus an der Grenze zwischen Kärnten und der Steiermark und hatte sowohl den österreichischen als auch den Schweizer Pass. Trotz seiner zwei Heimatländer und US-Engagements bezeichnete er sich einmal als „Herzensösterreicher“, vor allem aber als Europäer.

Joan Crawford und Maximilian Schell

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Joan Crawford überreicht Schell den Oscar 1962

Hochzeit im August 2013

2002 ließ er sich nach 17 Ehejahren, aus der die einzige Tochter Nastassja hervorging, von der russischen Schauspielerin Natalja Andreitschenko scheiden, seit 2008 war er mit der deutschen Opernsängerin Iva Mihanovic liiert, die er im Jahr 2013 schließlich heiratete.

Zuletzt war Schell etwa Werbeträger für die Wiedereröffnung der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums KHM, in dem er den Satz „Grandios. Das muss man gesehen haben“ hauchte. 2012 stand er gemeinsam mit seiner nunmehrigen Frau Iva Mihanovic in einer Neuinszenierung des Singspiels „Im weissen Rössl“ am Münchner Gärtnerplatztheater auf der Bühne. Im selben Jahr erschien auch Schells Autobiografie mit dem Titel „Ich fliege über dunkle Täler“.

Ende Jänner berichteten Medien, dass Schell aufgrund einer Lungenentzündung im Krankenhaus in St. Johann in Tirol behandelt wurde. Der 83-Jährige soll am 18. Jänner in einem Kitzbühler Hotel zusammengebrochen sein. Erst Dienstag dieser Woche war Schell wieder entlassen worden. Am Samstag ist er verstorben.

Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) würdigte den Verstorbenen als einen „der größten Schauspieler des deutschen Sprachraums“. Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) würdigte Schell als „überragenden Künstler, Ausnahmemenschen und intellektuellen Weltbürger“.