Wiener App zeigt Facebook-Daten

Das Online-Netzwerk Facebook feiert seinen zehnten Geburtstag. Dass es viele Daten seiner Nutzer speichert, ist bekannt. Weniger bekannt ist, was diese Daten verraten. Die kostenlose „Privacy Awareness App“ aus Wien kann das sichtbar machen.

Wer ist die beste Freundin, liebt man Männer oder Frauen, und welche Partei wählt man? Das würde man nicht jedem erzählen. Facebook hingegen muss nur die persönliche Daten analysieren und weiß in der Regel Bescheid. Zugriff auf viele dieser Daten hat jedoch nicht nur Facebook selbst, sondern auch die Entwickler von Facebook-Apps, sagt Michael Föls. Er ist einer von vier Studenten an der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien, die eine App programmiert haben, um das transparent zu machen.

Zwar müsse der Benutzer zustimmen, damit ein Entwickler Zugriff auf die Daten bekomme, viele würden das jedoch einfach tun, ohne das ihnen bewusst ist, was das bedeutet. „Es steht zwar dort, aber die meisten drücken einfach ‚O.K.‘ und lesen sich das nicht durch. Wir wollen aufzeigen, welche komplexen Schlüsse man aus diesen Daten ziehen kann“, so Föls.

Welche Schlüsse die Freundesliste zulässt

Da wäre zum Beispiel die Liste der Freunde und wie diese untereinander vernetzt sind. Was auf den ersten Blick unverdächtig scheint, kann sehr persönliche Rückschlüsse ermöglichen, etwa ob jemand homosexuell oder heterosexuell ist. Föls: „Wenn man zum Beispiel einen Freundeskreis hat, der vor allem aus Männern besteht, die untereinander stark vernetzt sind, während die Frauen nur einzelne Punkte sind, dann kann das natürlich so etwas wie ein Fußballverein sein. Es kann aber auch Rückschlüsse auf die Sexualität zulassen.“

Dargestellt werden die Freunde in der App durch blaue (Männer) und rosa (Frauen) Punkte. Verbindungslinien zeigen, welche Freunde einander kennen. Dadurch entstehen Cluster, die die verschiedenen Freundeskreise sichtbar machen - dort die Volksschulfreunde, da der Sportverein. Je besser ein Freund vernetzt ist, desto größer ist sein Punkt. Die beste Freundin oder den besten Freund erkennt man in der Grafik meistens daran, dass sie bzw. er fast alle kennt.

Analyse der Freunde

ORF

Word Cloud zeigt die Themen

Aufschlussreich ist auch die sogenannte „Word Cloud“: Hier sieht man, welche Wörter man auf Facebook am häufigsten verwendet. Auch die privaten Nachrichten werden dabei ausgewertet. Föls: „Man kann herauslesen, mit welchen Themen man sich intensiv beschäftigt. Auch Namen von Personen, mit denen man häufig Kontakt hat, können prominent herausstechen. Das kann unangenehm sein, wenn man zum Beispiel einen Partner hat, aber mit einer anderen Frau dauernd schreibt, dann sieht man das auch in dieser Word Cloud“.

Weitere Daten, die grafisch dargestellt werden, sind zum Beispiel die Aktivitätsstatistik und in welchen Ländern die eigenen Freunde leben. Das Fazit: Bevor man eine Facebook-Anwendung installiert, sollte man genau durchlesen, auf welche Daten diese Zugriff haben will, und abwägen, ob man das will bzw. ob das notwendig ist, empfiehlt Föls. So brauche etwa ein simples Facebook-Spiel wohl keinen Zugriff auf das private Postfach.

App speichert keine Daten

Entstanden ist die „Privacy Awareness App“ im Zuge einer Lehrveranstaltung an der WU Wien. Ideengeber war der Facebook-Kritiker Max Schrems, programmiert wurde sie von den Wirtschaftsinformatikstudenten im Dezember und im Jänner. Um die Anwendung zu nützen, muss man dieser umfassende Rechte einräumen, etwa den Zugriff auf private Nachrichten erlauben.

Michael Föls: „Es wird bei uns jedoch nichts gespeichert, wir haben nicht einmal eine Datenbank angeschlossen. Die Daten werden nur von Facebook geholt, angezeigt, und dann sind sie wieder weg.“ Diese Praxis sei auch der Grund dafür, warum es manchmal zu längeren Ladezeiten komme, eben weil die Daten jeweils neu abgerufen werden müssen. Den Nutzern selbst ermöglicht die App, die eigenen Daten abzuspeichern: Und dabei erhalten diese mehr Daten als bei Facebooks offiziellem Download-Tool.

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