U-Haft gegen fünf Rapid-Fans verhängt

Gegen fünf Fans des SK Rapid Wien ist am Donnerstag die Untersuchungshaft verhängt worden. Sie wurden wegen Landfriedensbruchs nach Ausschreitungen beim Testspiel gegen Nürnberg im September des Vorjahres verhaftet.

Sechs Verdächtige wurden am Dienstag festgenommen, auch eine Hausdurchsuchung wurde durchgeführt, bestätigte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft - mehr dazu in Sechs Festnahmen nach Rapid-Testspiel.

Am Donnerstag wurde gegen fünf Personen die Untersuchungshaft wegen Tatbegehungsgefahr verhängt, hieß es vom Landesgericht Wien. Eine Person wurde wegen gelinderer Mittel auf freien Fuß gesetzt. Diese Person darf sich an Spieltagen nicht im Stadion aufhalten und nicht mit Mitgliedern der Fangruppe „Ultras“ verkehren, so ein Sprecher des Gerichts.

Nach Vorfall weiter Zugang zu Stadion

Sämtliche in U-Haft genommene Verdächtige - darunter auch der ehemalige „Ultras“-Chef Oliver P. - waren bereits an den Ausschreitungen am Wiener Westbahnhof vom Mai 2009 beteiligt und sind deswegen rechtskräftig wegen Landfriedensbruchs verurteilt worden. Offensichtlich hinderte das den SK Rapid nicht daran, den somit amtsbekannten Gewalttätern weiterhin Zugang zum Hanappi-Stadion zu gewähren - ein Umstand, der bei der Justiz für Kopfschütteln sorgte.

Polizei: „Einzigartige Gewaltbereitschaft“

Die Verdächtigen sollen nach dem Testspiel Rapid gegen Nürnberg im Hanappi Stadion versucht haben, die Polizei zu attackieren. Bierbänke flogen durch die Luft, die Polizei setzte Pfefferspray ein - mehr dazu in Anzeigen nach Rapid-Freundschaftsspiel.

An den Randalen waren laut Polizei 500 Fans beider Mannschaften beteiligt. 46 Beschuldigte konnten bisher ausgeforscht werden. Mindestens 17 Polizisten und Ordner sollen verletzt worden sein. Die Ausschreitungen im Vorjahr dürften es in sich gehabt haben. Mindestens zehn Polizisten und sieben Ordner sollen - teilweise schwere - Verletzungen davongetragen haben. „Während des gesamten Angriffs war einzigartige und bisher noch nicht da gewesene Aggressions- und Gewaltbereitschaft wahrnehmbar“, heißt es in einem Polizeibericht.

Ausschreitungen in drei Phasen abgelaufen

Zunächst sollen sich gegen 18.25 Uhr in einem unweit vom Stadion gelegenen Parkhaus und auf einem Parkplatz 150 Hooligans „zusammengerottet“ und mit diversen Wurfgegenständen bewaffnet haben. Die Polizei spricht von einem „hohen Organisationsgrad“, die Gewalttäter seien im weiteren Verlauf „in verabredeter Weise“ gegen Polizeibeamte und Ordner vorgegangen. Diese wurden mit Heurigenbänken, Mülleimern Glasflaschen, Steinen, Werbeständern und pyrotechnischen Gegenständen beworfen bzw. beschossen.

Die Tätlichkeiten liefen in drei Phasen ab, nahmen am Süd/Osteingang ihren Anfang, verlagerten sich vor die Westtribüne und endeten gegen 20.30 Uhr vor dem VIP-Bereich, wo vor allem gegen Beamte der Sondereinheit WEGA (Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung) vorgegangen wurde.

Die Sicherheitskräfte dürften anfangs vom Ausmaß der Gewaltbereitschaft überrascht worden sein. Einige Polizisten „konnten sich nur ins Stadion retten und mit Anwendung des Einsatzstockes und Pfeffersprays laufend die Flucht ergreifen“, heißt es in dem Polizeibericht wörtlich. Davonlaufende Ordner sollen von den Angreifern verfolgt und attackiert worden sein. Im Stadion soll es zu erheblichen Beschädigungen gekommen sein, wobei der Schaden von der Polizei mit 20.000 Euro beziffert wird. Weiters wurden zehn Polizeiautos demoliert.

Anwalt: „Stellt sich Frage der Verhältnismäßigkeit“

Gerüchte aus Fan-Kreisen, wonach am Dienstag zwischen 40 und 50 Personen von Hausdurchsuchungen oder vorübergehenden Festnahmen betroffen gewesen sein sollen, konnte die Staatsanwaltschaft nicht bestätigen. Allerdings seien einige Personen am Arbeitsplatz angetroffen worden. Alle seien aber freiwillig zu den Einvernahmen mitgekommen.

„Es stellt sich die Frage der Verhältnismäßigkeit“, sagt Marcus Januschke, Anwalt eines der Verdächtigen, des rechtskräftig zu 14 Monaten Haft verhafteten Ex-Ultras-Chef Oliver P., der jetzt ebenfalls in Untersuchungshaft sitzt. Es bestehe der Verdacht, dass mit zweierlei Maß gemessen werde, wenn man an den Akademikerball denke, so Januschke gegenüber wien.ORF.at.

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