Mahü: Initiativen vereint im Widerstand

Der „Wahlkampf“ um die Zukunft der Mariahilfer Straße ist in der heißen Phase. Ab Mittwoch gibt eine Ausstellung ein Bild von der Umgestaltung, Parteien haben Kampagnen gestartet. Die Bürgerinitiativen machen nun gemeinsam gegen das Projekt mobil.

In einer gemeinsamen Pressekonferenz warnten verschiedene Initiativen am Dienstag vor hohen Umbaukosten, der Abwanderung von Geschäften und Umwegen für Autofahrer. „Es geht uns nicht darum, eine ökologische grüne Politik infrage zu stellen, aber hier geht es nicht um Grün, sondern um Sinnhaftigkeit“, so Christian Jirik von der „Initiative pro 1070“.

Man habe wochenlang mit Anrainern Gespräche geführt - das Ergebnis: „Jeder ist sauer.“ Seiner Wahrnehmung nach seien gerade einmal „zwei bis drei Prozent“ für den Umbau. Jiriks Schlussfolgerung: „Sollte bei der Befragung tatsächlich ein Ja herauskommen, dann würde ich die Frage stellen, ob das mit rechten Dingen zugegangen ist.“

Initiativen für und gegen Fußgängerzone

Im Kampf gegen die Verkehrsberuhigung sind auch die Gruppierungen „Nein zur Umgestaltung der Mariahilfer Straße“, „www.agenda-stadt.at“ und „Rettet die Burggasse“ mit im Boot. Sie wollen - falls das nötige Geld noch aufgetrieben wird - allen Haushalten in Mariahilf und Neubau einen „Bürgerbrief“ zukommen lassen. Darin wird die Verkehrsberuhigung als „gescheitert“ bezeichnet und kritisiert, dass Gewerbetreibende und Arbeitnehmer nicht an der Befragung teilnehmen dürfen.

Neben Gegnern gibt es auch Initiativen von Befürwortern der Verkehrsberuhigung. So hat etwa Szene-Gastronom Bernd Schlacher vor einigen Wochen bekanntlich eine Online-Plattform zur Unterstützung der neuen Mariahilfer Straße gestartet.

Ausstellung zeigt Design der neuen Straße

Derzeit ist die Mariahilfer Straße zwar eine Fußgänger- bzw. Begegnungszone, sieht aber nicht so aus. Mit der Ausstellung, die am Mittwoch in der Mariahilfer Straße 103 eröffnet, sollen sich die Bürgerinnen und Bürger ein Bild von der umgestalteten Straße machen können - bis ins kleinste Detail.

TV-Hinweis:

Einen Bericht über die Ausstellung sehen Sie am Abend auch in „Wien heute“ in der ORF TVthek.

Denn neben der Anordnung der Schanigärten und Aufenthaltsbereichen soll etwa auch schon das Design der neuen Lampen und Bänke zu sehen sein. Ein maßstabsgetreues Modell eines Teils der neuen „Mahü“ soll Ein- und Überblick geben. Begleitet wird die Präsentation auch von Geschichte: Fotos zeigen die Verkehrshistorie der Straße seit 1850. Beispiele von Verkehrsberuhigungsprojekten aus anderen Städten sollen gutes Vorbild sein.

Modell neue Mariahilfer Straße

Stadt Wien

Auch die Parteien werben heftig: Die Plakate der Grünen hängen schon seit einiger Zeit, inzwischen hat man das Werbeprogramm durch persönliche Hausbesuche und Infogespräche ersetzt. Der Koalitionspartner SPÖ hat sich bis jetzt dagegen eher zurückgehalten, das soll sich ändern, wie eine Sprecherin der SPÖ bestätigte.

Plakatiert und inseriert wird die Linie von Bürgermeister Michael Häupl: „Die beste Lösung für die Mariahilfer Straße: 1. Echte Fußgängerzone 2. Mit Querungen 3. Ohne Radfahren“. Dazu kommen Infos per Post und Freecards in Lokalen - zudem können die Menschen auch das Servicecenter nahe der Mariahilfer Straße aufsuchen. Das Budget liege „weit unter 50.000“ Euro, betonte die Sprecherin, es sei weder eine groß angelegte Werbekampagne noch ein „Zwischenwahlkampf“. „Wir wollen einfach ganz klar und punktiert die aus unserer Sicht beste Lösung kommunizieren.“

Grafik Mariahilfer Straße

APA-Grafik

Auch die ÖVP setzt auf Plakate - statt zu einer bestimmten Entscheidung aufzurufen, prangert man hier aber vor allem die hohen Kosten der Befragung an. „Die Menschen zu Fragen kostet keine Millionen, Frau Vassilakou“, heißt der Slogan. Auch Broschüren sollen an die Anrainerhaushalte verschickt werden. Außerdem wird die ÖVP Geschäftstreibende bitten, die Fragen zu beantworten - mehr dazu in Nun auch ÖVP-Umfrage zur Mariahilfer Straße.

Der einzige ausgesprochene Gegner der Verkehrsberuhigung - die FPÖ - will dagegen mit Infoständen direkt vor Ort, Inseraten und ebenfalls Broschüren punkten. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache kritisierte am Montag erneut die aus seiner Sicht hohen Kosten der Befragung.

Premiere für „BürgerInnen-Umfrage“

Die nächste Woche startende „BürgerInnen-Umfrage“ stellt eine Premiere dar, eine Abstimmung in dieser Form hat es bisher noch nicht gegeben - mehr dazu in „MaHü“: Premiere für „BürgerInnen-Umfrage“ (wien.ORF.at; 3.2.2014).

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