Ärztekammer geht gegen ELGA vor

Die Wiener Ärztekammer überlegt „juristische Schachzüge“ gegen die Elektronische Gesundheitsakte ELGA. Kritik gab es einmal mehr wegen der reduzierten Nachtdienste im AKH.

Die sogenannte Opt-out-Regelung bedeutet, dass Patienten solange automatisch im ELGA-System angemeldet sind, bis sie sich aktiv abmelden. Dem Datenschutzgesetz zufolge hätte man aber die umgekehrte Herangehensweise wählen müssen wie etwa in der Schweiz, zeigte sich Thomas Holzgruber, Kammeramtsdirektor der Wiener Ärztekammer, überzeugt. Sprich: Bürger sind nur dann dabei, wenn sie sich aktiv anmelden.

E-Card und Schrift "ELGA"

APA/Helmut Fohringer

Die Ärztekammer macht weiter gegen ELGA mobil

Bedenken wegen Sicherheit der Gesundheitsdaten

„Die Sicherheit der Gesundheitsdaten kann derzeit niemand garantieren“, ist für Thomas Szekeres, Präsident der Wiener Ärztekammer, das „Hauptproblem“ bei ELGA. Der Hausärzteverband hatte bereits vor einiger Zeit angekündigt, den Verfassungsgerichtshof in der Sache anrufen zu wollen. Zuletzt hatte auch die Volksanwaltschaft die „zu komplizierte Abmeldung“ von ELGA kritisiert - mehr dazu in Volksanwalt: „Einige Mängel“ bei ELGA.

Von der Ärztekammer gibt es zudem erneut Zweifel an der Kosten-Nutzen-Rechnung. „Das Einsparungspotenzial wurde viel zu hoch angesetzt“, so die Kritik. Wobei die genauen Kosten noch gar nicht feststünden, da zu den Investitionen von 130 Mio. Euro ja noch die EDV-Ausgaben dazukämen, für die die einzelnen Spitalsträger aufkommen müssten.

Auch an der Praktikabilität des Systems mangelt es aus Ärztesicht. „Wir brauchen Suchfunktionen“, forderte Thomas Holzgruber. Denn Mediziner seien am Verlauf einer Krankheit interessiert, nach jetzigem Stand müssten aber zig einzelne Dokumente durchgesehen werden.

Keine Gespräche nach AKH-Protest

Kritik übte Thomas Szekeres außerdem einmal mehr an den reduzierten Nacht-Journaldiensten an den Unikliniken im AKH, die mit Jahresbeginn wirksam geworden waren und vor rund drei Wochen zu öffentlichen Ärzteprotesten geführt hatten - mehr dazu in Ärzte protestieren vor dem AKH.

Präsident Szekeres kann das Geldargument angesichts der vergleichsweise geringen Einsparungssumme nicht nachvollziehen: „Das ist ein Blödsinn.“ Offenbar wolle die Medizinische Universität Wien (Ärzte fallen in die Kompetenz von Bund bzw. Wissenschaftsministerium) der Stadt Wien „etwas zu Fleiß tun“, indem man die Patientenversorgung - für sie ist die Stadt zuständig - herunterfahre und stattdessen Forschung und Lehre forcieren wolle.

Seit den Ärzteprotesten Mitte Jänner habe sich nichts getan. Die Entscheidungsträger würden das aussitzen. Weitere Protestschritte könnten folgen, wobei diese vom AKH-Betriebsrat ausgehen müssten. Die Kammer würde diese aber unterstützen, kündigte Szekeres an.

Einsparungen bei Schmerztherapie

Eine von den Einsparungen betroffene Abteilung ist jene für Spezielle Anästhesie und Schmerztherapie. Die Fachleute versorgen Patienten, bei denen andere behandelnde Stationen an ihre Grenzen stoßen. Seit Jahresbeginn hätten sich schon einige Patienten beschwert, weil sie stundenlang warten hätten müssen, bis ihnen geholfen wurde, berichtete Abteilungsleiter Hans-Georg Kress.

Die Behandlung in diesem Bereich erfordere differenziertes Wissen und ein ebensolches Instrumentarium und sei darüber hinaus sehr zeitintensiv: „Wir gehen nicht mit wehenden Kitteln durch die Gänge und verteilen ein paar Aspirin.“ Während andere Krankenhäuser mit ihrem Leistungsangebot in der Speziellen Schmerztherapie werben würden, werde im AKH gestrichen. Trotz Einsparungen sei aber bisher in seiner Abteilung noch kein Patient gefährdet gewesen, versicherte er auf Nachfrage.

Links: