Burgtheater: Mängel „auffällig“

Dem Burgtheater-Aufsichtsrat wird am Donnerstag der Endbericht über die Finanzprüfung vorgelegt, dann wird über Konsequenzen entschieden. „Jedem hätte die alarmierende Entwicklung auffallen können“, meinte ein Wirtschaftsprüfer im Vorfeld.

„An der Entwicklung der Bankschulden konnte man leicht erkennen, dass das Haus verlustträchtig ist. Wenn man mehr ausgibt, als man hat, dann steigen die Schulden. Wenn dann trotzdem ein ausgeglichenes Ergebnis vorliegt, sagt einem der Hausverstand, dass da etwas nicht zusammenpasst“, so Martin Wagner, Wirtschaftsprüfer und Senior Partner der betrauten Prüfungsgesellschaft KPMG, in einem Interview mit der Tageszeitung „Die Presse“.

Man habe bereits bei der Jahresabschlussprüfung für das Jahr 2011/12 „einiges gemerkt und das dem Aufsichtsrat in einer sehr frühen Phase, im Jänner 2013, mitgeteilt. Wir haben gesagt, dass wir Mängel beim Vieraugenprinzip sehen und, dass uns Belege fehlen. Wir waren auch die Ersten, die nicht bereit waren, die praktizierte Abschreibungsmethode zu akzeptieren“, meinte der Prüfer.

Kritik an mangelnder Kontrolle

Alles sei bei der entlassenen Burgtheater-Vizedirektorin Silvia Stantejsky „zentralisiert“ gewesen, so Wagner, „was zur Folge hatte, dass es über Jahre hindurch keine effiziente Kontrolle gab“.

Man habe beim soeben abgeschlossenen forensischen Bericht ausschließlich die Aufgabe gehabt, „Geschäftsfälle, für die Stantejsky verantwortlich war, zu untersuchen. Ausgangspunkt waren bestimmte Verrechnungskonten, die auffällig hoch waren, und Belege, die wir hinterfragen mussten. Nicht zu untersuchen hatten wir, ob auch in anderen Bereichen etwas nicht ordnungsgemäß abgelaufen ist“, so Wagner in „Die Presse“.

Ebenso wenig sei die Frage, ob der künstlerische Direktor Matthias Hartmann und Aufsichtsratsvorsitzender und Holding-Chef Georg Springer von Ungereimtheiten etwas hätten bemerken müssen, Gegenstand des Auftrages gewesen. „Es gab sicher ein ungutes Gefühl. Aber man hat offenbar vieles akzeptiert und sich entschieden, nicht tiefer in die Sache hineinzugehen. Diese Frau war das Liebkind aller im Haus. Sie hat für die Schauspieler vieles erledigt und der Holding die Ergebnisse gebracht, die gewollt waren.“

„Geschäftsführer für gesamtes Unternehmen“

Zur Frage der Mitverantwortung des künstlerischen Geschäftsführers Matthias Hartmann meint Wagner: „Jeder Geschäftsführer ist für das gesamte Unternehmen verantwortlich. Ich kann nicht sagen, ich interessiere mich nur für einen Ausschnitt, selbst wenn die Geschäftsführung aufgeteilt ist. Ich denke, es wäre schon gut, wenn er sagte: Ich habe mich blenden lassen, es ist nicht gut gelaufen.“

Hartmann hatte am Montag in der ORF-Sendung „Kulturmontag“ beteuert, von einem System geschönter Bilanzen und möglicherweise manipulierter Belege nichts gewusst zu haben - mehr dazu in Burgtheater: Ostermayer sieht sich als Mediator (wien.ORF.at; 25.2.2014).

Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) hatte im Nationalrat eine Prüfung durch den Rechnungshof angekündigt. NEOS hatte in einer dringlichen Anfrage ein Versagen der Kontrolle angeprangert - mehr dazu in Rechnungshof prüft Burgtheater (wien.ORF.at; 24.2.2014).

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