Burgtheater-Drama findet kein Ende

Matthias Hartmann klagt gegen seine Entlassung, Rechtsgutachten belasten laut Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) jedoch den Ex-Burgtheater-Chef, das Ensemble reagiert betroffen. Das Drama um das Burgtheater findet kein Ende.

Er habe unmittelbar nach dem Gespräch mit Ostermayer die Rechtsanwaltskanzlei Kunz Schima Wallentin beauftragt, Klage gegen die Entlassung einzubringen, erklärte Matthias Hartmann am Dienstag in einer Aussendung.

„Man möchte meinen, dass sich der künstlerische Geschäftsführer auf die kaufmännische Direktion, die Kontrollfunktion der Holding und die Wirtschaftsprüfer verlassen könnte“, so Hartmann. „Da wurde ich offensichtlich völlig im Stich gelassen und muss dafür jetzt büßen. Nun verlangt man, dass ich mehr weiß als die Controller und die Kaufleute. Das ist für jeden deutschsprachigen Theaterbetrieb absurd.“

Hartmann

APA/Georg Hochmuth

Hartmann kassierte eine fristlose Entlassung

Hartmann muss Schreibtisch sofort räumen

Die fristlose Entlassung sei notwendig gewesen, „um Schaden von der Republik und dem Burgtheater abzuwenden“, erklärte Kulturminister Ostermayer bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Zwei Rechtsgutachten hätten bei Matthias Hartmann „erhebliche Verletzungen der Sorgfaltspflicht eines Geschäftsführers“ festgestellt. Erhebliche Mängel im Rechnungswesen seien nicht behoben worden.

Anzeige gegen Hartmann sei aber nicht erstattet worden, so Ostermayer. Der Staatsanwaltschaft liege aber eine Sachverhaltsdarstellung vor. Letztendlich werde auch die Frage zu klären sein, „ob aufgrund der Organhaftung eines Geschäftsführers Schadensersatzforderungen geltend zu machen sind“, so Ostermayer. Er habe Hartmann angeboten, dass dieser von sich aus die Funktion zur Verfügung stelle, sagte Ostermayer. Dieses Angebot habe dieser jedoch nicht angenommen.

Infolge der fristlosen Entlassung muss Hartmann seinen Arbeitsplatz unverzüglich räumen und darf sein Büro künftig nicht mehr betreten. Ostermayer verwies jedoch darauf, dass Hartmanns Tätigkeit als Regisseur von der Entlassung grundsätzlich nicht betroffen sei. Bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung (19. März) werde ein interimistischer künstlerischer Geschäftsführer gesucht, sagte Ostermayer, für eine dauerhafte Lösung sei dagegen unverzüglich eine Ausschreibung notwendig.

Ensemble reagierte „betroffen“

„Betreten" und betroffen“ hätte das Ensemble des Burgtheaters auf die Bekanntgabe von Hartmanns Entlassung reagiert, sagte Burgschauspieler Peter Simonischek: „Es herrschte Schweigen der Betroffenheit. Es war ein sehr emotionaler Moment.“ Das Misstrauensvotum des Ensembles gegenüber Hartmann und Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer, das Mitte Februar beschlossen worden sei, habe jedoch seiner Ansicht nach nichts mit dem heutigen Schritt des Ministers zu tun.

Er habe eine derartige Situation noch nie erlebt, sagte der gebürtige Grazer, der seit 1999 Ensemblemitglied des Burgtheaters ist. Dass die nun gesuchte interimistische Geschäftsführung eventuell aus dem Burgtheater-Ensemble gestellt werden könnte, „hielte ich für durchaus überlegenswert“, so Simonischek. Er selbst strebe das jedoch keinesfalls an: „Ich bin für so etwas nicht geeignet.“

Den „entschlossenen Schritt“ von Ostermayer begrüßte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ). Das Burgtheater sei zu wichtig, „um wochenlang seine wirtschaftliche Situation und nicht den künstlerischen Output in den Schlagzeilen zu finden“.

Auch Georg Springer zieht Konsequenzen

Nicht nur für Burgtheater-Chef Matthias Hartmann hat die Finanzaffäre Konsequenzen. Georg Springer, Chef der Bundestheater-Holding, zieht sich komplett aus den Aufsichtsräten der Töchter zurück. Holding-Prokurist Othmar Stoss wird ihm nachfolgen.

„Ich glaube, dass es dadurch eine wesentliche Verbesserung für die Zukunft geben kann“, zeigte sich Springer bei der offiziellen Pressekonferenz von Ostermayer optimistisch: „Die Vorgänge haben mich ebenso überrascht, vielleicht sogar so entsetzt wie sie.“

Matthias Hartmann

APA/Robert Jaeger

Hartmann wollte Amt ruhend stellen

Der Burgtheater-Direktor hatte am Montag überraschend angeboten, sein Amt bis zur Klärung aller Vorwürfe ruhend zu stellen - mehr dazu in Burgtheater: Hartmann lässt Amt ruhen (wien.ORF.at; 10.3.2014). Er wolle „den Weg für die Versachlichung der Diskussion ermöglichen“, so Hartmann in einer Aussendung.

Außerdem wolle er seine Familie schützen: „Meine Kinder werden bereits angepöbelt.“ Kulturminister Ostermayer und die Bundestheater-Holding zeigten sich am Montag überrascht vom Schritt Matthias Hartmanns.

Am Wochenende war unter anderem bekannt geworden, dass die entlassene kaufmännische Vizedirektorin Silvia Stantejsky auch an Hartmann Barbeträge bezahlt hatte - mehr dazu in Burgtheater sieht sich als „Opfer“ (wien.ORF.at; 9.3.2014).

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