Die „Falschen“ gehen zur Vorsorge

Die Österreicher kümmern sich mehr als erwartet um ihre Gesundheitsvorsorge, zeigt eine Studie der MedUni Wien. Die Beteiligung an Gesundenuntersuchungen ist mit 42 Prozent nicht so schlecht. Zum Teil kommen aber „die Falschen“.

Insgesamt wurden für die Wiener Studie 15.474 Personen in Sachen Gesundheit befragt. Analysiert wurden sie vom Zentrum für Public Health an der Medizin-Uni. Vom Ergebnis war dann Wissenschaftler Thomas Dorner selbst überrascht: „41,6 Prozent der Männer und 41,8 Prozent der Frauen gaben an, in den vorangegangenen drei Jahren bei der kostenlosen Vorsorgeuntersuchung gewesen zu sein.“ Kein schlechter Schnitt, also.

Kaum Migranten bei den Untersuchungen

Die Detailauswertungen nach Geschlecht, Alter, selbst wahrgenommenem Gesundheitszustand, Bildung und Einkommen zeigten allerdings, dass das Angebot für die Gesundenuntersuchung beim Arzt bei weitem nicht immer von jenen genutzt wird, die dies wohl am ehesten benötigen würden.

So hatten 57,5 Prozent der 41- bis 64-jährigen in Österreich geborenen Männer mit Hochschulabschluss und einem Haushaltseinkommen von mehr als 1.500 Euro pro Person an einem solchen „Check-up“ teilgenommen. Aber niemand der 15- bis 40-jährigen Männer mit Pflichtschulabschluss, niedrigem Einkommen und Geburtsort in der Türkei oder in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien waren zur Gesundenuntersuchung gegangen.

Ältere gehen eher zur Vorsorge

Auch bei den Frauen zeigte sich die häufigste Beteiligung mit 66,7 Prozent bei den 41- bis 64-Jährigen mit Matura und in der höchsten Einkommensklasse. Die sozial eher benachteiligten Frauen mit geringer Schulbildung gingen zu 25 Prozent zur Untersuchung. Insgesamt kamen 41- bis 64-jährige Männer doppelt so häufig zur Vorsorgeuntersuchung wie 20- bis 40-jährige, bei den Frauen zwischen 41- und 64 Jahren lag die Frequenz um 66 Prozent höher.

Zwei andere Charakteristika: Männer und Frauen mit ihrer Meinung „gutem“ Gesundheitszustand nehmen häufiger das Angebot zur Gesundenuntersuchung wahr als Personen mit subjektiv „sehr gutem“ oder schlechterem Gesundheitszustand. Außerdem sind es auch die chronisch Kranken, bei denen eine primäre Prävention eigentlich nicht mehr greifen kann.

Dorner: „Chronisch Kranke sind um 20 Prozent häufiger bei der Vorsorgeuntersuchung. Ein Grund dafür kann natürlich sein, dass diese Personen sowieso schon im Versorgungssystem betreut werden.“

Experte: Untersuchungen überarbeiten

Für die Zukunft könnten laut dem Experten mehrere Maßnahmen ergriffen werden, um die Situation zu verbessern. Dorner: „Ganz wichtig wäre es, dass man besser an diejenigen Personen herankommt, die bisher viel zu selten zu der Untersuchung gehen, zum Beispiel die Menschen mit Migrationshintergrund. Die erreicht man offenbar schlecht.“

Er rät auch dazu, den Katalog der Untersuchungen zu überarbeiten. Da habe sich wissenschaftlich einiges getan, so Dorner. Allerdings: „Völlig unumstritten ist, dass man aus Anlass der Gesundenuntersuchung auch die Impfungen propagieren und den Impfschutz aktualisieren sollte.“

Links: