Schönborn: Täter „im besten Fall geistesgestört“

Kardinal Christoph Schönborn hat am Montag klare Worte zu den Vandalenakten in Wiener Kirchen gefunden. Der oder die Täter seien „im besten Fall geistesgestört“. Schönborn will jetzt mehr Kirchen mit Kameras überwachen, die Gotteshäuser aber offen halten.

Am Montagnachmittag machte sich der Kardinal in der Lazaristenkirche in Wien-Neubau ein Bild von den Zerstörungen. Samstagmittag drang der Täter in die Kirche in der Kaiserstraße ein und zerstörte auf dem Haupt- und den Seitenaltären nahezu alle Heiligenfiguren und ein barockes Kreuz.

Video: Kardinal Schönborn im „Wien heute“-Interview

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„Wie nach einem Bombenangriff“

„Man ist fassungslos. Was geht in Menschen vor, die in eine Kirche kommen und dermaßen wüten? Im besten Fall ist der Täter schwer geistesgestört. Im schlimmsten Fall ist es ein erschütternder Angriff auf das, was vielen Menschen heilig ist“, sagte Schönborn. „Es schaut hier aus wie nach einem Bombenangriff. Es sind die Bilder, die wir aus Syrien oder aus dem Bosnien-Krieg kennen. Und das mitten in Wien, vermutlich in sieben Kirchen.“

Bilder: Schönborn in der Lazaristenkirche

Videoüberwachung soll ausgebaut werden

Laut Schönborn werden schon einige Gotteshäuser in Wien videoüberwacht. Das will er jetzt ausbauen. Schönborn will die Kirchen aber auf jeden Fall offen halten. „Ich halte es für ganz wichtig, dass Menschen in die Kirche gehen können. Das sind Tankstellen der Seele. Das dürfen wir uns nicht verderben lassen. Unsere Kirchen müssen offen bleiben und für die Menschen da sein“, sagte Schönborn gegenüber „Wien heute“. Die Kirchen müssten auch komplett zugänglich bleiben. „Wenn man nur durch eine Scheibe oder Gitter hineinschauen kann, ist das zu wenig.“

„Dürfen keine Religionskriege anfangen“

Sollten die Anschläge religiös motiviert gewesen sein, warnt Schönborn vor Konflikten zwischen den Konfessionen. „Wir können nicht Religionskriege anfangen. Das hat Europa lange genug gemacht. Wir wollen den Weg der ausgestreckten Hand gehen. Den werden wir wegen einzelnen nicht verlassen. Das ist der bewährte österreichische und christliche Weg.“

Noch ungeklärt ist laut Polizei die Frage, ob es sich bei dem mutmaßlichen Vandalen, der am Samstag im Stephansdom festgenommen wurde, um einen Serientäter handelt. Die Polizei prüft drei weitere Fälle in Kirchen mittels DNA-Analyse. Zum Zeitpunkt der Festnahme beim Stephansdom seien die drei anderen Vandalenakte nicht bekannt gewesen. Daher sei der 37-jährige Verdächtige auf freien Fuß gesetzt worden. Nun soll er wegen der anderen Fälle befragt werden, so Polizeisprecher Roman Hahslinger.

Beschädigte Statue im Stephansdom

LPD Wien

Vandalenakt im Stephansdom

DNA-Analysen aus drei anderen Kirchen

Bei diesen drei Fällen handelt es sich um Beschädigungen in der Pfarrkirche Breitenfeld (Josefstadt), in der Pfarrkirche Neuottakring (Ottakring) und in der Lazaristenkirche (Neubau). Wegen des örtlichen und zeitlichen Zusammenhangs sowie der Vorgangsweise könnte der 37-Jährige auch dafür als Täter in Frage kommen. Die Spuren aus diesen drei Kirchen werden untersucht. Bis das Ergebnis der DNA-Analysen vorliegt, werden aber laut Hahslinger rund zwei Wochen vergehen.

Dass der Verdächtige auch noch für Beschädigungen in drei Meidlinger Kirchen als Täter in Frage kommt, schließt die Polizei eher aus. Hier passe der Modus nicht mit den anderen Fällen zusammen, weshalb die Polizei hier von anderen Tätern ausgeht.

Statuen und Taufbrunnen beschädigt

In vier Wiener Kirchen sind am Samstag Statuen und Taufbrunnen teilweise schwer beschädigt worden, die Schadenssumme ist noch unklar. Im Stephansdom warf ein 37-Jähriger eine Statue des Heiligen Judas Thaddäus von einem Marmorsockel - mehr dazu in Vandalenakte in Wiener Kirchen.

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