Austrianer von Rapid-Fans ins Spital geprügelt

Austria-Spieler Valentin Grubeck ist von mindestens zwei Rapid-Fans verprügelt worden. „Vorher haben sie mich noch gefragt, ob ich zur Austria gehöre“, so Grubeck. Dann prügelten sie auf ihn ein. Ein Verdächtiger wurde festgenommen.

Der 19-jährige Nachwuchskicker, der für die Amateurmannschaft der Austria und die U19-Nationalmannschaft auf Torjagd geht, wurde nach dem Training auf dem Parkplatz hinter der Generali Arena von zehn bis 15 vermummten Personen attackiert, bestätigte die Polizei den Vorfall. „Ich habe das Gelände in Richtung Bus verlassen, weil ich wie immer öffentlich heimfahren wollte. Dann sind 15 vermummte Personen Richtung Stadion gestürmt, zwei sind in meine Richtung abgebogen und auf mich losgegangen", sagte Grubeck.

„Sie haben noch gefragt, ob ich zur Austria dazugehöre. Dann hat mich einer von den beiden zu Boden gerissen, dann haben sie begonnen, dass sie eintreten und einschlagen", so Grubeck im Gespräch mit „Wien heute“. Der Schock sei größer als die Verletzungen, meinte die Nachwuchshoffnung.

Video: Valentin Grubeck im Gespräch mit „Wien heute“-Reporter Martin Lang

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Tatverdächtiger „seit vielen Jahren Rapid-Fan“

Kurze Zeit später nahm die Polizei in der Nähe des Tatorts einen 20-jährigen Verdächtigen fest. Er sei seit vielen Jahren Rapid-Fan, aber bei der Polizei nicht amtsbekannt. Grubeck erlitt laut Austria-Vorstand Markus Kraetschmer Rippen- und Rückenverletzungen. Die einzige positive Nachricht für den jungen Oberösterreicher bei der Austria gab es am Freitag, denn es sei zur keiner schweren Knieverletzung gekommen, Grubeck wolle daher „sobald wie möglich“ zurück auf den Rasen. Er musste die Nacht im Spital verbringen und wird nun das Amateurderby zwischen Austria und Rapid, das am Freitagabend in Hütteldorf stattfindet, verpassen.

Grubeck war nicht das eigentliche Ziel der Attacke. Die vermeintlichen Rapid-Fans wollten Austria-Anhänger angreifen, die gerade an einer Derby-Choreographie bastelten. Da kam ihnen Grubeck, der nach dem Training einen Austria-Rucksack bei sich trug, in die Quere. Die Austria erstattete Anzeige. „Das überschreitet alle Grenzen und ist nicht tolerierbar“, sagte Kraetschmer.

Valentin Grubeck liegt auf Spitalsbett

ORF

Valentin Grubeck war am Freitag noch im Krankenhaus

„Das sind Dinge, die unentschuldbar sind und im Fußball nichts verloren haben. Das sind massive Angriffe gegen die Austria-Familie. Hier wurden Grenzen überschritten, das ist nicht mehr tolerierbar. Wenn man nicht aufpasst, weiß ich nicht, wo das hinführen wird.“ Erst vergangene Woche wurde der neue Bus der Austria-Mannschaft mit dem Schriftzug „Tod und Hass dem FAK“ besprüht.

Valentin Grubeck im Kopfballduell gegen Atletico-Spieler

APA/Fohringer

Grubeck im UEFA-Youth-League-Spiel gegen Atletico Madrid

„Wichtig, kühlen Kopf zu bewahren“

Austria-Trainer Herbert Gager, der den Spieler aus seiner Zeit bei den Amateuren bestens kennt, zeigte sich schockiert. „Wir wollen das Derby am Sonntag für Valentin gewinnen. Für uns ist das eine zusätzliche Motivation, um auf dem Platz die richtige Antwort zu geben“, sagte Gager. Rapid-Trainer Zoran Barisic zeigte dafür kein Verständnis: „Wichtig wird sein, dass jetzt alle einen kühlen Kopf bewahren. Wenn so eine Aktion bei der Austria zur zusätzlichen Motivation beiträgt, dann tut es mir leid.“

Für Rapid-Kapitän Steffen Hofmann wurde mit dem Vorfall eine Grenze überschritten. „Das sind die Dinge, die viel zu weit gehen. Gewalt hat im Fußball nichts verloren. Durch diese Aktion wird das Sportliche sicher verdrängt“, erklärte Hofmann. Der SK Rapid verurteilte in einer Aussendung jegliche Form von Gewalt und kündigte an, dass die mutmaßlichen Täter mit strikten Konsequenzen rechnen müssen, sollten sie tatsächlich in einem Naheverhältnis zum Verein stehen - mehr dazu in sport.ORF.at.

Gewerkschaft: „Zu lax unter Edlinger“

Die Fußballer-Gewerkschaft forderte Videokameras in den Stadien als Standard und das Umsetzen von Stadionverboten für „solche Chaoten“. „Rapid Wien ist leider in dieser Hinsicht kein Vorbild“, meinte die VdF (Vereinigung der Fußballer) in ihrer Stellungnahme. „Unter Präsident Rudolf Edlinger ging man zu lax mit solchen Fans um, die alles Mögliche, aber nur nicht den Fußball im Kopf haben.“

Der Angriff auf Grubeck war nicht die erste Attacke auf einen Vereinsangehörigen der Violetten in den vergangenen Jahren. Im März 2002 wurde Austria-Verteidiger Krzysztof Ratajczyk an einer Wiener Bushaltestelle von vier unbekannten Männern zunächst mit seinem Namen angeredet und dann durch Schläge im Gesicht verletzt. Der Pole war kurz zuvor vom Stadtrivalen Rapid zur Austria gewechselt.

Im Oktober 2006 wurde der damalige Austria-Konditionstrainer Christoph Reisinger in Wien beim Kaffeetrinken in der Nähe des Mannschaftshotels bespuckt und zusammengeschlagen. Einer der beiden unbekannten Täter soll damals ein Shirt der „Ultras Rapid“ getragen haben. Reisinger war mit dem offiziellen Teamtrainingsanzug bekleidet.

Immer wieder negative Schlagzeilen

In den vergangenen Monaten fielen Rapid-Fans wiederholt negativ auf. Der „Capo“ des größten Fanclubs, der Ultras Rapid, wurde im Vorjahr rechtskräftig zu 14 Monaten Haft verurteilt. Heuer saß er wegen Vorfällen nach einem Testspiel gegen Nürnberg in Untersuchungshaft, schließlich wurde ihm eine Fußfessel bewilligt - mehr dazu in Fußfessel für Ex-Chef der Rapid-Ultras.

Trotz dieser langen Liste an Vergehen wurde der Ultras-Capo im Dezember vom Verein feierlich verabschiedet - mehr dazu in Kein Stadionverbot für Ex-Ultras-Chef. Im November kamen Fotos an die Öffentlichkeit, auf denen zu sehen ist, wie ein Rapid-Fan vom offiziellen Meisterteller Kokain schnupft - mehr dazu in Kokain auf Rapid-Meisterteller: „Inakzeptabel“.

Trainings der Austria werden bewacht

Am Sonntag treffen die Erzrivalen in der Generali Arena in Favoriten zum letzten Mal in dieser Saison aufeinander (15.00 Uhr, live in ORF eins und im Livestream). Möglicherweise hat die Attacke auch Auswirkungen auf die ohnehin schon hohen Sicherheitsvorkehrungen rund um das „Hochrisikospiel“.

Ursprünglich war geplant, das 400 Polizisten und 200 Ordner im Einsatz sind. Die Austria und die Polizei werden aber noch besprechen, wie weit die Anzahl an Einsatzkräften aufgestockt werden muss. Die Trainings der Austria werden bis Sonntag überwacht. Kraetschmer appellierte an die Austria-Fans, am Sonntag von „Racheakten“ abzusehen. „Wir werden die Gespräche mit unseren Fans vor dem Sonntag intensivieren. Das soll ein Fußballfest ohne Kurzschlussreaktionen werden“, so der Austria-Vorstand.

Grubeck: „Wird ein Superspiel am Sonntag“

Auch das Opfer Grubeck blickt schon wieder nach vorne. „Ich bin mir sicher, dass es am Sonntag ein Superspiel sein wird. Ich denke, es geht nur darum. Wenn ein paar Chaoten dabei sind, denen andere Dinge als der Fußball wichtiger sind, ist das sehr schade, weil der Fußball einen großen Imageschaden erleidet.“

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