Ex-Burg-Chef Hartmann: „Bin kein Buchhalter“

Der fristlos entlassene frühere Direktor des Burgtheaters, Matthias Hartmann, sieht die Schuld für die tiefe Finanzkrise des Hauses nicht bei sich. „Ich bin verantwortlich, aber ich bin kein Buchhalter“, sagte er dem „Spiegel“. Bedroht fühle er sich aber nicht.

„Ich übernehme Verantwortung für die Reputation der Burg, für die Ergebnisse aus der Spielzeit, aber nicht für Dinge, auf die ich keinen Einfluss habe - auf die interne Revision durch die Holding, auf die Aufsichtsräte und die Wirtschaftsprüfer, die auch nicht gesehen haben, was da los war.“

„Es hieß, es sei rechtlich in Ordnung“

Hartmann war 2009 nach Wien gekommen. Vor knapp einem Monat wurde er gefeuert. Ihm wurden die desaströse finanzielle Lage des Hauses und die als undurchsichtig geltende Buchführung angelastet. Hartmann bestreitet die Vorwürfe.

Er sagte, er habe früh begonnen, Reformen im kaufmännischen Bereich einzufordern. Seine Fragen zur finanziellen Situation seien nicht beantwortet worden: „Vertröstungen, angebliche Abstimmungsprobleme, über Monate hinweg, alles immer sehr höflich und nett. Es hieß dann aber, es sei alles rechtlich in Ordnung.“

Hartmann fordert knapp zwei Millionen Euro. „Wichtiger als das Geld wäre mir meine Reputation. Die Wahrheit muss ans Licht über die wirklichen Gründe des Schlamassels“, sagte er.

Hartmann kritisiert Holding-Chef Springer

Er sei keineswegs Teil des Systems Silvia Stantejsky gewesen, habe allerdings für seine Vorbereitungsarbeiten auf Vorschlag von der damaligen Kaufmännischen Geschäftsführerin nur einen Beleg unterschrieben, „und wenn ich etwas brauchte, könnte ich mir es jederzeit nehmen. (...) Ich dachte, das sei hier ein besonderer Service für den freundschaftlich verbundenen neuen Direktor.“

Hart kritisiert Hartmann Georg Springer, den Geschäftsführer der Bundestheater-Holding und langjährigen Aufsichtsrats-Chef des Burgtheaters: „Nehmen wir mal an, Springer hätte von der ganzen Sache in dieser Form nichts gewusst, nehmen wir also das Beste an, dann muss er genauso konzedieren, dass ich es auch nicht hätte wissen können, und mich in Schutz nehmen. Nehmen wir aber an, dass er es gewusst hat, dann trifft ihn die doppelte Schuld. Er gibt mich als Bauernopfer preis, schickt mich in dieses Feuer, um von sich und seinem Wissen abzulenken. Diese beiden Szenarien gibt es, ein anderes kann ich mir nicht vorstellen.“

Nicht Porsche, sondern Mercedes

Meldungen, dass auf seinen Porsche geschossen worden sei, seien falsch. Erstens habe es sich um den Beifahrerspiegel seines alten Mercedes gehandelt, in dem eine Neunmillimeterpatrone steckte, zweitens sei das wohl Resultat dessen, dass jemand im nahen Lainzer Tiergarten in die Luft geschossen habe. „Ein Zufall. Gezielt geschossen, hätte die Patrone den Spiegel komplett zerstört.“

Auch seien seine Kinder nicht gemobbt worden. Das hatte Hartmann allerdings in einer Erklärung kurz vor seiner Entlassung selbst behauptet: „Meine Kinder werden bereits angepöbelt.“ Nun sind das für ihn „so typische Ausdrücke für eine Schockreaktion“.

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