Studie: Mängel bei Geschichtelehrer-Ausbildung

Europas Geschichtelehrer werden zu wenig auf ihre Aufgaben im Klassenzimmer vorbereitet, zeigt eine Studie der Uni Wien. Der Umgang mit kultureller Vielfalt oder der kritische Umgang mit Rassismus stehen nur selten auf dem Ausbildungsplan.

Für die Studie unter der Leitung der Universität Wien wurden die Studienpläne für Geschichtelehrer in 33 Ländern untersucht. Das Ergebnis: Obwohl von Geschichte-Lehrern erwartet wird, dass sie Schülern in Bezug auf Politik und Gesellschaft Orientierung bieten, werden sie darauf kaum vorbereitet.

Der Umgang mit kultureller und sprachlicher Vielfalt, interkulturelle historische Vergleiche oder der kritische Umgang mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit stehen sehr selten als explizite Ziele in den Curricula angehender Geschichtelehrer. Auch Sensibilität für Geschlechtergeschichte, Diversität und Menschenrechte würden in vielen Ausbildungsgängen für Geschichte- und Politiklehrer keine Rolle spielen, so Geschichtsdidaktiker Alois Ecker in einer Aussendung der Uni Wien.

Erfreulich: Fokus weg von Zahlen

Lehrer werden laut der Studie auch nicht dazu ermutigt, im Geschichtsunterricht nicht nur Konflikte zu analysieren, sondern anhand dessen auch Konfliktmanagement und -lösung zu erlernen. Gleichzeitig brachte die Studie das aus Eckers Sicht erfreuliche Ergebnis, dass der Fokus der Ausbildung nicht mehr so stark auf Zahlen, Daten und Fakten liegt. Stattdessen würden „bereits zahlreiche Studiengänge in Europa die Stärkung eines kritischen Geschichtsbewusstseins oder die fachgerechte Analyse historischer Narrative ins Zentrum der GeschichtslehrerInnen-Ausbildung rücken“.

Außerdem finden immer mehr europäische und globalgeschichtliche Perspektiven Eingang in die Schulcurricula, auch wenn das Schulfach Geschichte im europäischen Vergleich - und vor allem in den neuen Staaten in Südosteuropa - noch immer vorrangig dem Aufbau nationaler Identität diene. Laut der Erhebung sind in den Curricula zwischen 25 und 30 Prozent „nationaler Geschichte“ gewidmet, in Österreich sind es rund 20 Prozent.

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