Demo für Cannabis-Legalisierung

Rund 600 Menschen sind laut Polizei am Samstag für die Entkriminalisierung von Cannabis auf die Straße gegangen. Die Parteien sind mehrheitlich dagegen. Eindeutig ist das Ergebnis im wien.ORF.at-Voting ausgefallen.

Die Demonstranten, laut Polizei waren es zwischen 500 und 600 Teilnehmer, sammelten sich auf dem Europaplatz. Der Demonstrationszug führte mit rund zehn geschmückten Wägen die Mariahilfer Straße entlang über den Ring. Die Organisatoren hatten für heuer bis zu 10.000 Teilnehmer erwartet. Doch viele dürften wohl wegen des schlechten Wetters von einer Teilnahme abgesehen haben. Im Vorjahr waren es rund 7.000.

Seit sechs Jahren fordern verschiedene Gruppierungen mit diesem Protestmarsch dazu auf, natürliches Cannabis in Österreich für medizinische Zwecke zu legalisieren und den Eigenanbau von Cannabis zu entkriminalisieren. Der Wiener Hanfwandertag fand am ersten Maiwochenende statt, da zeitgleich im Rahmen des „Global Cannabis March“ weltweit in über 250 Städten Menschen für die Legalisierung von Cannabis auf den Straßen demonstrieren.

Hanfwandertag

ORF

80 Prozent im wien.ORF.at-Vorting für Legalisierung

Im wien.ORF.at-Voting galt es die Frage zu beantworten, ob Cannabis für medizinische Zwecke legalisiert werden soll. Insgesamt 2.584 Leserinnen und Leser stimmten bei dieser Umfrage ab. 2.084 (80,65 Prozent) stimmten mit Ja, 377 (14,59 Prozent) mit Nein, 123 (4,76) war das Thema egal.

Grüne: „Natürliches Cannabis in der Apotheke“

Auf die Forderung des Österreichischen Hanfverbands, natürliches Cannabis für medizinische Zwecke zu legalisieren, reagierten die Wiener Parteien auf Nachfrage von wien.ORF.at unterschiedlich. Die SPÖ vertraut in dieser Frage auf Hans Haltmayer, den Beauftragten für Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien: „Für eine generelle Freigabe von natürlichem Cannabis zu medizinischen Zwecken fehlt zum jetzigen Zeitpunkt die wissenschaftliche Basis. Der Nachweis, dass natürliches Cannabis besser wirksam und besser verträglich ist als die derzeit verfügbaren synthetischen Cannabinoide, ist noch nicht erbracht.“

„Ja, natürliche Cannabisprodukte sollen auf ärztliche Verschreibung über Apotheken bezogen werden können. Es gibt etliche internationale Studien, die die positive Wirkung von Cannabis belegen“, so die Gesundheitssprecherin der Grünen Wien, Jennifer Kickert. Gänzlich anders sieht das die FPÖ und bezeichnet die Forderung der Grünen als „skandalös“. Eine Freigabe sei abzulehnen, hieß es.

Die ÖVP Wien sieht „keinen Grund zur Legalisierung sogenannter weicher Drogen“. Landesgeschäftsführer Alfred Hoch: „Besonders für junge Menschen dienen diese oft als Einstiegsdroge und markieren den Beginn einer längeren ‚Drogenkarriere‘. Erwiesenermaßen kann der Dauerkonsum von Cannabis zudem irreversible Spätfolgen nach sich ziehen.“ Auch das BZÖ ist „für ein Verbot jeglicher Drogen, gleich ob bei harten oder so genannten weichen Drogen.“ Die NEOS sind der Meinung, dass natürliches Cannabis in Apotheken auf Rezept für medizinische Zwecke erhältlich sein soll. „Sofern ein medizinischer Zusatznutzen gegeben ist“, so die Wien-Koordinatorin der NEOS, Stefanie Sturn.

Wiener Hanfbranche „kennt keine Krise“

In Wien blüht das Geschäft rund um Hanf. „Krise kennen wir keine“, so Samuel Vardjan gegenüber wien.ORF.at. Er betreibt einen „Head-&Grow“-Shop in Wien-Landstraße, der sich auf das Geschäft rund um Hanf spezialisiert hat. Vardjan: „Vom 18-jährigen Maturanten bis hin zum 75-jährigen Hobbygärtner ist unsere Kundschaft breit gefächert.“

Zu den Verkaufsschlagern gehören Samen, Bewässerungssysteme, Dünger und Erde, Homeboxen, Lampen, Töpfe und Netze. „Man muss diese Utensilien nicht zwangsläufig für den Hanfanbau benützen, sondern kann sie auch für den Anbau von Tomaten, Chili, Erdbeeren und Zimmerpflanzen verwenden. Ein Drittel meiner Kundschaft hat mit Hanf nichts zu tun“, so Vardjan.

Hanfstecklinge verkauft Vardjan keine, aber er meint, dass 15 bis 20 Läden in Wien auch Stecklinge verkaufen: „In Österreich haben wir eine liberale Gesetzeslage bei Hanf. Der Graubereich ist hoch, damit der Staat Steuern abschöpfen kann. Der Trend zum Selbstanbau ist da. 15.000 bis 30.000 Euro verdient sicherlich jeder Growshop pro Monat.“

Große Hanfmesse in Vösendorf

Neben den zahlreichen Shops in Wien beschäftigt sich Mitte Oktober in der Eventpyramide Vösendorf die „Cultiva“ mit Hanf. Rund 100 internationale Aussteller und rund 10.000 Besucher werden bei der alljährlichen Hanfmesse erwartet. Neben Vorträgen und Workshops zum Thema Hanf als Nutzpflanze, Medizin, Nahrungsmittel und Rohstoff stehen auch Workshops, Kochshows, Filme und Partys am Programm.

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