Streit um Zucker: AK gegen Plachutta

Zucker, den sich ein Plachutta-Mitarbeiter auf selbst gekaufte Erdbeeren streute, hat nicht nur zu dessen - ungerechtfertigter - Entlassung und einem Prozess geführt, sondern auch zu einer Auseinandersetzung zwischen AK und Plachutta-Chef.

Die Vorgeschichte: In einer erlaubten Pause hat ein Kellner selbst gekaufte Erdbeeren mit Zucker aus dem Plachutta-Lager versüßt. Die Folge: Der Mitarbeiter wurde entlassen. Er ging mit Hilfe der Arbeiterkammer (AK) vor Gericht. Die Entlassung sei zu Unrecht erfolgt. Es sei kein Diebstahl gewesen, weil kein Bereicherungsvorsatz vorhanden war.

„Die Verwendung von etwa 50 Gramm Staubzucker im Wert von nicht einmal zehn Cent, ohne Zustimmung des Dienstgebers, sei kein so gravierender Verstoß gegen die Treuepflicht, als dass dem Dienstgeber nicht die Einhaltung einer Kündigungsfrist zumutbar gewesen wäre“, zitierte die AK aus dem Urteil des Gerichts. Überhaupt hätte mit einer Ermahnung das Auslangen gefunden werden können.

Zucker auf Teller

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AK: „So nicht, Herr Plachutta!“

Laut AK ist dieser Fall nicht der erste bei Plachutta, mit dem sich Arbeitsrechtsexperten beschäftigen mussten. So soll etwa ein Mitarbeiter zu viel gelacht haben und mit den Worten „Raus, auf Wiedersehen“ hinauskomplementiert worden sein. Als sich der Betroffene wehrte, sei behauptet worden, der Mitarbeiter sei selbst gegangen. Vor Gericht habe der Arbeitnehmer recht bekommen.

AK-Präsident Rudolf Kaske fordert mit den Worten „So nicht, Herr Plachutta!“ mehr Respekt vor den Beschäftigten.

Die AK hätte sich auch mit dem Fall eines erkrankten Mitarbeiters beschäftigen müssen, der gekündigt worden sei. Später soll behauptet worden sein, es wäre eine einvernehmliche Beendigung gewesen. Die Auflösungsabgabe, die der Arbeitgeber zu zahlen habe, sei dem Arbeitnehmer verrechnet worden. Auch sollen Beschäftigte nur tageweise angemeldet worden sein, um Geld zu sparen, obwohl regelmäßige Wochenendarbeit vereinbart worden sei.

Plachutta: „So aber auch nicht!“

Mario Plachutta verwies in seiner Reaktion darauf, dass es im „Zuckerfall“ „keineswegs um den Warenwert geht, sondern um die Vorgangsweise und das Agieren des Betroffenen“. Und weiter: „Er hat den Inhalt der Packung auf einen Teller geleert (500g entsprechen dem Monatsverbrauch eines 4köpfigen Haushaltes !!!!) und danach mitgebrachte Erdbeeren verzehrt.“ Es gehe in keinster Weise um den Warenwert des Zuckers, sondern um die Tatsache, dass Waren ohne Absprache mit dem Restaurantleiter aus Lagern entnommen werden.

„Wir können und wollen es als verantwortungsvolles Unternehmen nicht unterstützen, dass Lebensmittel auf diese Art und Weise verschwendet werden, wo viele Menschen sich in diesem Land, ganz geschweige in anderen Regionen der Welt, sich selbst Grundnahrungsmittel kaum leisten können“, hieß es in der Aussendung weiter.

Mario Plachutta war auf Anfrage von wien.ORF.at zu keiner Stellungnahme bereit.

Gegen Ende der Aussendung mit dem Titel „So aber auch nicht!!!“ wendet sich Plachutta direkt an die AK: „Weiters möchten wir festhalten, dass es sich bei dem betreffenden Mitarbeiter um einen slowakischen Staatsbürger handelt, der lediglich zu Arbeitszwecken temporär nach Österreich kommt, und seinen Lebensmittelpunkt und Hauptwohnsitz in der Slowakei unterhält. Es verwundert uns, dass gerade diese Interessensvertretung, die dieses System so anprangert, jene Leute und deren massives Fehlverhalten unterstützt.“

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