10.000 Fans feierten Conchita Wurst

Mit der Wurst kam die Sonne: Etwa 10.000 Fans haben die „Queen of Austria“ Conchita Wurst am Sonntag auf dem Ballhausplatz gefeiert. Sie widmete ihren Song-Contest-Triumph den „Menschen, die an eine Zukunft mit Fortschritt glauben“.

„Es ist unglaublich, was jetzt passiert. Mein Leben hat sich um 180 Grad geändert. Ich verspüre so eine Freiheit, weil plötzlich träumt man nicht mehr, sondern merkt, dass alles möglich ist. Das zu spüren ist schöner als der Sieg beim Song Contest", sagte Conchita Wurst im Bundeskanzleramt. Draußen wurde sie von gut 10.000 Fans gefeiert.

Bärte und Regenbogenfahnen

Der Ballhausplatz war zu klein für die vielen Menschen, die Conchita Wurst sehen wollten, viele mit aufgeklebten Bärten, Langhaarperücken oder Regenbogenfahnen. Die Fans standen weit in den Heldenplatz hinein oder auch im Volksgarten.

Auch Schauspielerin Elfriede Ott, Grünen-Chefin Eva Glawischnig und SPÖ-Spitzenkandidat Eugen Freund mischten sich unter die Menge. Dabei lautete das Motto: Die Wurst kam und mit ihr die Sonne. Zu ihrem Programm aus Covernummern und natürlich ihrem gleich zweimal vorgetragenen Siegerlied „Rise Like A Phoenix“ lachte die Sonne über der Menge.

Kein Auftritt auf dem Balkon

Die „Queen of Austria“ wollte zuvor lieber nicht wie einst Karl Schranz vom Balkon des Kanzleramts den Fans winken. „Ich fühle mich nicht als Königin. Auf den Balkon zu treten überlasse ich anderen Menschen. Ich will lieber in die Menge und auf die Bühne.“ Österreich habe ein Signal an die Welt gesendet, sagte die Künstlerin. „Es ist überwältigend, woher überall Anfragen und Interesse kommen. Unser Image steht jetzt für Offenheit, es freut mich, dass ich etwas dazu beitragen konnte.“

Die ORF-Sondersendung zum Konzert können sie in der ORF TVthek nachsehen.

Faymann: „Danke für dieses Image“

Vor dem Gratiskonzert wurde die Song-Contest-Gewinnerin noch von Bundeskanzler Werner Faymann und Kulturminister Josef Ostermayer (beide SPÖ) im Kanzleramt empfangen. „Sie haben von unserem Land und von Europa eine Botschaft gezeigt, in eine Richtung, die Toleranz, Liebe und Lebensfreude heißt. In eine Richtung, die gegen den Hass und für den Frieden ist“, sagte Faymann.

„Es gibt wahrscheinlich keine bedeutendere Botschaft als die. Daher großer Respekt für ihre künstlerische Leistung und Danke für dieses Image, diese Worte und diese Ausstrahlung.“ Als Bundeskanzler habe er ja oft die Gelegenheit, jemandem Danke zu sagen - der heutige Moment sei aber doch etwas Besonderes: „Auf das, was Sie beim Song Contest erreicht haben, sind die Österreicherinnen und Österreicher stolz.“

Video: „Rise like a Phoenix“ am Ballhausplatz

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Wurst: „Dieser Sieg war nicht für mich“

Es ehre sie, den Sieg für Österreich nach Hause gebracht zu haben, sagte Conchita Wurst. „Dieser Sieg war nicht für mich, sondern für die Menschen, die an eine Zukunft mit Fortschritt glauben. Ich bin davon überzeugt, dass Österreich zu diesen Ländern gehört. Es freut mich, dass wir diese Botschaft gemeinsam in die Welt hinaustragen durften", sagte Conchita Wurst bei einem kurzen Statement vor Dutzenden Medienvertretern. „Es ist alles ein bisschen viel im Moment, aber wir versuchen, das zu handeln.“ Conchita Wurst will bald ein Album veröffentlichen.

„Eine große Heldin für Österreich“

„Ich bin euphorisch, sonst wäre ich nicht da“, sagte eine Dame, die extra aus Niederösterreich angereist ist. „Sie hat eine Botschaft, singt wunderbar und ist notwendig“, sagte ein männlicher Fan. „Ich finde, sie schaut super aus, als Frau und als Mann. (...) Sie steht für Toleranz öffentlich ein, das war schon lange notwendig, jetzt gibt es eine große Heldin für Österreich.“

Kanzler, Minister und Wurst

APA/Pfarrhofer

Die ÖVP kritisierte den Empfang im Vorfeld und nannte den Bundeskanzler einen „Trittbrettfahrer“ - mehr dazu in oe1.ORF.at. Kulturminister Ostermayer wies den Vorwurf der Vereinnahmung zurück. „Der Neid ist ein Hund“, sagte er der Tageszeitung „Österreich“ kurz vor dem Empfang. Wurst will den Auftritt nicht als parteipolitisches Engagement interpretiert wissen. Parteipolitisches Engagement ist auch abseits der Kanzleramtseinladung von Conchita nicht zu erwarten. „Im Moment ist das überhaupt kein Thema“, so Manager Rene Berto.

Keine parteipolitische Intention

Die Intention der Künstlerin sei schon eine politische, aber diese gehe über die Parteigrenzen hinaus, die Botschaft sei eher in Richtung internationaler Weltpolitik gerichtet, betonte er. Es habe aber schon Einladungen zu diversen Veranstaltungen von Parteien gegeben. Derzeit habe das Team aber ohnehin andere Dinge zu tun, sagte er mit Blick auf zahlreiche internationale TV-Einladungen sowie die laufende Auswahl einer Plattenfirma und die „Suche nach Songs für ein mögliches Album“.

Während Conchita Wurst nach ihrem Triumph auch international gefeiert wird, diskutiert Österreich darüber, wo der Song Contest im nächsten Jahr stattfinden soll. Vor allem wegen der Infrastruktur ist Wien in der Favoritenrolle - mehr dazu in Wiener Locations rittern um Song Contest.

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