Life-Ball-Plakat polarisiert weiter

Die Provokation funktioniert: Die europäische Plattform CitizenGo hat gegen das Life-Ball-Plakat mit einem Transgender-Model online 18.328 Unterschriften gesammelt. Die FPÖ erstattete Strafanzeige wegen Pornografie.

Die in Spanien eingetragene Stiftung will das Bild „nicht stillschweigend hinnehmen“ und forderte die Sponsoren des Life Balls zur Distanzierung auf, berichtete die Kathpress. Die Kampagne haben bis Mittwoch 18.328 Personen online unterstützt.

Sponsoren sollen „Verantwortung übernehmen“

„Unter dem Vorwand sogenannter ‚Provokation‘ werden Kinder überfordert und Eltern in ihrer Erziehungsfreiheit eingeschränkt“, erklärte CitizenGO. Die Life-Ball-Plakate stellten „aggressive Sujets“ dar, durch die „intimste Gefühle von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen massiv verletzt“ würden. „Wo bleibt der Jugendschutz oder der Schutz der öffentlichen Ordnung?“, so die Initiative.

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„Für den Inhalt mitverantwortlich“ machte CitizenGO die zahlreichen Sponsoren des Life Balls, darunter die Stadt Wien, die „Kronen Zeitung“, Rewe, OMV, Austrian Airlines, ORF und GEWISTA. Mit der Petition werden die Sponsoren aufgefordert, „Verantwortung zu übernehmen und klar Stellung zu beziehen“. Die Bekämpfung von HIV/Aids sei ein berechtigtes, großes Anliegen, „darf aber nicht als Vorwand für einen ideologischen Feldzug dienen, der auf dem Rücken von Kindern und Jugendlichen ausgetragen wird“.

Beschmiertes Life Ball-Plakat

ORF/Florian Kobler

Übermalte Plakate in Wien-Wieden

FPÖ erstattet Strafanzeige

„Das Transgender-Plakat für den Life Ball überschreitet nicht nur die Grenzen des guten Geschmacks - über den man vielleicht noch streiten könnte -, sondern offenbar auch die Grenzen des Strafrechts“, meinte Anneliese Kitzmüller, die die Anzeige gemeinsam mit dem Linzer FPÖ-Stadtparteiobmann Detlef Wimmer einbrachte.

Unzählige Kinder und Jugendliche würden mit „nackten Tatsachen“ zwangsbeglückt, während man sonst - teilweise scheinheilig - über Jugendschutz in Fernsehen und Internet diskutiere. „Diese sittliche Gefährdung samt Irreleitung des Geschlechtstriebes soll umgehend freiwillig entfernt oder sonst durch Staatsanwalt und Gericht geahndet werden“, so die beiden FPÖ-Politiker.

Kitzmüller beruft sich auf den Paragraf 2, der besagt, dass pornografische Schrift, Abbildung oder sonstige Darstellung, die „die sittliche oder gesundheitliche Entwicklung jugendlicher Personen durch Reizung der Lüsternheit oder Irreleitung des Geschlechtstriebes“ gefährdet oder jemand, der „einen solchen Film oder Schallträger einer Person unter 16 Jahren gegen Entgelt anbietet oder überlässt“, zu bestrafen sei.

Jugendanwalt: Keine pornografische Darstellung

Bei den umstrittenen Life-Ball-Plakaten von David LaChapelle handelt es sich nicht um eine pornografische Darstellung. Davon ist jedenfalls der Wiener Kinder- und Jugendanwalt Anton Schmid überzeugt. Auch eine Gefährdung von Jugendlichen bzw. Kindern sei nicht gegeben, hieß es in einer Stellungnahme.

Aus psychologischer bzw. pädagogischer Sicht hat der Jugendanwalt mit dem Sujet ebenfalls kein Problem. Denn kleinen Kindern falle dieses nicht sofort auf, auch Traumata würden nicht ausgelöst - höchstens Verwirrung. Eltern könnten das Plakat ihren Kindern erklären, ähnlich wie die Tatsache, dass Conchita Wurst als Frau einen Bart trage.

Viele Beschwerden auch beim Werberat

Laut Rathaus gab es in der Angelegenheit bisher bereits zahlreiche Beschwerden bzw. Anfragen besorgter Wiener. Auch die Magistratsabteilung 11 (Kinder, Jugend und Familie) habe die Angelegenheit geprüft und sei zum Schluss gekommen, dass Kinder durch die Darstellung nicht gefährdet seien, hieß es im Büro des zuständigen Stadtrats Christian Oxonitsch (SPÖ). Die Stadt betont jedoch, dass nicht sie, sondern eine private Galerie für das Plakat verantwortlich sei.

Zahlreiche Beschwerden gingen auch beim Österreichischen Werberat gegen das Life-Ball-Plakat ein. „Diese völlig schamlose Darstellung von vollkommen nackten Körpern verletzt die Würde und die Unschuld von Passanten und vor allem von Kindern“, hieß es etwa in einer davon - mehr dazu in Life-Ball-Plakat: Viele Beschwerden (wien.ORF.at; 14.5.2014).