Wiener Turmfalken haben zu wenig zu fressen

Turmfalken finden in der Innenstadt zwar attraktive Nistplätze, die zentrale Lage entpuppt sich dennoch als „ökologische Falle“. Denn die Nachkommen der Raubvögel haben mangels tagaktiver Beutetiere weniger Überlebenschancen.

Im ländlichen Raum brüten Turmfalken in Felsnischen oder verlassenen Krähennestern auf Bäumen. Als Beute dienen ihnen etwa Feldmäuse. Aufgrund des verlockenden Angebots an Nistplätzen in Wiens Altbauten wie Dachbodenluken oder Fassadennischen zieht es die Vögel zunehmend in die Stadt.

Petra Sumasgutner initiierte die Beobachtung von mehr als 400 Turmfalken-Nestern in Wien seit 2010. Die Ergebnisse wurden nun im Fachjournal „Frontiers in Zoology“ veröffentlicht. Sumasgutner hat in Wien die bis dato höchste Brutpaar-Dichte von Turmfalken in einer europäischen Großstadt vorgefunden.

Nicht genügend Beutetiere

Allerdings ist der Bruterfolg der Turmfalken deutlich geringer als im ländlichen Raum, erklärte die Wissenschafterin, die derzeit an der Universität Wien dissertiert. Es zeigte sich, dass es nicht genügend Beutetiere gibt, um alle geschlüpften Jungtiere durchzufüttern.

Untersuchung eines jungen Turmfalken am Donnerstag, 4. Juli 2013, am Dach des Naturhistorischen Museums (NHM) in Wien.

APA/Helmut Fohringer

Ein junger Turmfalke

Im Kot der primär bei Tag jagenden Turmfalken aus innerstädtischen Lagen zeigte sich ein vergleichsweise geringer Anteil an Nagern wie Mäusen unter den Beutetieren der Raubvögel. „Der erhöhte Aufwand, andere Beute als Nager zu schlagen, etwa Vögel, könnte sich auf den Bruterfolg der Turmfalken in der Wiener Innenstadt auswirken“, schreibt Sumasgutner in der Arbeit.

Vögel überschätzen Lebensraum Stadt

„Offensichtlich ist es schwierig für Turmfalken, bei der Suche nach Nistplätzen die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln zu beurteilen“, so die Wissenschafterin, die bereits im Rahmen einer Post-Doc-Stelle an der University of Cape Town in Südafrika arbeitet. Fehler könnten dazu führen, dass die Vögel die Qualität des Lebensraums Stadt überschätzen und trotz Verfügbarkeit von besseren Möglichkeiten in innerstädtischen Lagen Nester bauen.

Interessierte können das Forschungsprojekt weiter unterstützen und Beobachtungen über brütende Falken melden, und zwar per Mail unter turmfalkeninfo@gmx.at.

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