Kicken mit dem Fahrrad

Nicht nur mit dem Fuß wird Ball gespielt, sondern auch mit dem Fahrrad: Im Juli trifft sich die Wiener Radball-Community am Schwarzenbergplatz und spielt zwei Turniere. Dort können Interessierte die modifizierten Fahrräder ausprobieren.

Vier Spieler mit speziellen Fahrrädern, zwei Klappsessel und einen Ball - mehr braucht es nicht, um eine Runde Radball zu spielen. Wolfgang Hoefler trifft sich bereits seit einigen Jahren regelmäßig mit seinen Freunden am Schwarzenbergplatz, um dort seinem Hobby nachzugehen.

Treffpunkt der Radlerszene

Dabei ziehen die Sportler meistens die Aufmerksamkeit von Touristen und Passanten auf sich - und spielen dann plötzlich vor Publikum. Manchmal bilden sich dadurch spontan neue Mannschaften, wenn auch meistens nur kurzfristig. „Wir haben immer Reservefahrräder mit. Jeder der möchte, kann gerne selbst einmal Radball ausprobieren“, so Hoefler.

Radball am Schwarzenbergplatz

Heavy Pedals

Ein harter Kern an Radballern kickt seit Jahren auf öffentlichen Plätzen in Wien

„Eigentlich spielen wir Banausen-Radball“

Über die Jahre hat sich eine richtige Gemeinschaft rund um den Radballsport in Wien entwickelt. Hoefler, der selbst Fahrräder sammelt und den Fahrradbotendienst Heavy Pedals gegründet hat, schickt regelmäßig Nachrichten an seinen stets wachsenden E-Mail-Verteiler, um Turniere auf öffentlichen Plätzen anzukündigen. Offiziell als Veranstaltungen sind die mehrstündigen Spiele aber nicht gemeldet. „Wir sind kein professioneller Verein, sondern spielen nur aus Spaß“, so Hoefler. Das zeigt sich auch am Regelwerk.

Radball am Schwarzenbergplatz

Die Turniere finden am 15. und 17. Juli am Schwarzenbergplatz ab 17.30 Uhr bei Schönwetter statt. Mehr Termine gibt es online.

Im Gegensatz zu den Profis - Vereine gibt es beispielsweise in Schwechat, Höchst und St. Pölten - spielen die Wiener Radballer nicht in Hallen. „Wir schießen auch nicht auf echte Tore, sondern auf Klappsessel“, so Hoefler. „Statt zweimal sieben Minuten geht das Match bei uns auf drei geschossene Tore. Eigentlich spielen wir Banausen-Radball.“ Regelkonform ist allerdings die Mannschaftsstärke von zwei Spielern pro Mannschaft.

Auch die Regel, dass man vom Ball wegfahren muss, wenn man mit den Füßen den Boden berührt hat, wird von den Wiener Radballern eingehalten. „Es ist daher wichtig, immer die Balance am Rad zu halten“, so Hoefler. Damit das Spielen möglich ist, hat das Fahrrad eine direkte bzw. 1:1-Übersetzung. „Man kann außerdem per Pedal vorwärts und rückwärts fahren“, so Hoefler. Gekickt wird sowohl mit dem Vorder- als auch mit dem Hinterrad.

Radball

Heavy Pedals

Die modifizierten Radball-Fahrräder haben eine 1:1-Übersetzung auf die starre Nabe, einen Hornlenker und eine lange waagerechte Sattelstütze

Gleichgewicht statt Geschwindigkeit

Die Wiener Radballer spielten auch schon in Hallen oder auf dem Rasen. In der Stadt diente bisher neben dem Schwarzenbergplatz auch der Heldenplatz oder der Karlsplatz als Spielfeld. Bisher kam es noch nicht zu Problemen mit Spaziergängern oder anderen Verkehrsteilnehmern. „Manchmal gehen die Leute zwar durchs Spielfeld, aber das macht nichts. Wir können ausweichen“, so Hoefler. „Die meisten freuen sich, wenn sie uns spielen sehen. Sie bleiben stehen und schauen zu.“

Radball-Videos

Einen Eindruck von Radball kann man sich über zahlreiche Videos auf YouTube machen - beispielsweise vom Radball-Weltcup.

Die Sportler haben den Ball auch soweit unter Kontrolle, dass es zu keinen Unfällen kommt oder der Ball auf die Straße springt. Hoefler: „Radball ist kein schneller Sport. Es ist mehr ein artistisches Radfahren, bei dem gesprungen und auf engstem Radius herumgekurvt wird. Das ist wichtig, denn so kann man mit dem Ball drippeln und die Gegenspieler stören.“

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