Protest und Beifall für Erdogan

Gegen den Auftritt des türkischen Premiers Recep Tayyip Erdogan am Donnerstag in der Albert-Schultz-Halle gibt gibt es zwei Gegendemonstrationen. Bei der Rede werden mehrere tausend Anhänger Erdogans erwartet.

Ein Bündnis mehrerer linksgerichteter Organisationen mobilisiert für eine Demo vom Praterstern/Venediger Au über die Reichsbrücke in die Donaustadt. Beim Donauzentrum in der Siebeckstraße war die Abschlusskundgebung geplant. Dieses Ortswahl könnte sich aber aus Platzgründen noch geringfügig ändern. Laut Roman Hahslinger von der Wiener Polizei geht das Bündnis von rund 10.000 Teilnehmern an der Demo aus.

Ein weiterer Zug, veranstaltet vom Verein zur Förderung des Gedankenguts von Kemal Atatürk, zieht ab 14.00 Uhr von der Oper über den Ring zur Votivkirche. Dabei werden etwa 1.000 Teilnehmer erwartet. „Wir schließen nicht aus, dass an der Demo auch gewaltbereite Gruppen teilnehmen“, sagte Hahslinger. Die Polizei hielt sich bei der Zahl der eingesetzten Beamten wie immer vor solchen Großveranstaltungen mit Zahlen zurück - mehr dazu in Zwei Demos gegen Erdogan.

Gespräch mit Kurz noch offen

Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) hält sich ein Gespräch mit Erdogan offen und ruft ihn zur bedächtigen Wortwahl auf, um nicht zu einer Eskalation der Emotionen Anlass zu geben und die Integration türkischstämmiger Österreicher zu belasten. Zugleich nennt sein Parteikollege Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter den türkischen Premierminister einen „Krawallmacher“.

Von Erdogan selber gibt es noch keine Aussagen zum Auftritt in Wien. Maßstab ist eine Rede, die er am 24. Mai in Köln gehalten hat. Damals hat er einerseits zur Integration aufgerufen - unter Ablehnung einer Assimilation -, andererseits aber seine Zuhörer auf ihr Türkentum eingeschworen, und deutlich auf die Präsidentschaftswahlen im August in der Türkei hingewiesen. Erdogans Partei AKP hat dafür offiziell noch keinen Kandidaten nominiert, allgemein wird aber davon ausgegangen, dass Erdogan selber antritt. Erdogan hat in dieser Rede, wie auch sonst gerne, kritische Medien angegriffen.

Der Verein UETD, der Erdogan anlässlich seines zehnjährigen Bestehens eingeladen hat, geht unterdessen selektiv gegen einzelne Medien vor und hat der Gratiszeitung „Heute“ die Akkreditierung verweigert.

„Privater“ Wahlkampfbesuch in Wien

Der Besuch Erdogans stößt in Wien auf wenig Gegenliebe. Die Wiener FPÖ bekräftigte am Dienstag ihre Kritik an Erdogans Auftritt.

Tedep Tayyip Erdogan

dpa/Tim Brakemeier

Recep Tayyip Erdogan

Klubobmann Johann Gudenus sah einen diplomatischen Affront gegen Österreich: „Mit diesem Auftritt brüskiert er nicht nur das offizielle Österreich, sondern treibt auch einen Spalt in die türkische Community, den wir so nicht brauchen.“ Am Montag hatten sich auch andere Politiker gegen den Auftritt ausgesprochen - mehr dazu in Vor Erdogans „Privatbesuch“ in Wien.

Die Albert-Schultz-Halle war als Veranstaltungsort nicht die erste Wahl. Stadthalle und Krieau wurden aber laut UETD verhindert - mehr dazu in Erdogan-Rede: Veranstalter kritisiert Intervention (wien.ORF.at; 13.6.2014).

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