Ute Bock: Mehr obdachlose Asylwerber

Der Verein Ute Bock registriert in Wien seit einigen Wochen eine steigende Zahl an obdachlosen Asylwerbern. Der Grund dafür sei das überbelegte Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen. Der Verein fordert für Asylsuchende einen Zugang zum regulären Arbeitsmarkt.

Derzeit sind im Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen 1.200 Menschen untergebracht. 480 Personen sind zwischen dem Land Niederösterreich und dem Innenministerium vereinbart, die Kapazität liegt allerdings viel höher. Die Volksanwaltschaft prüft jetzt, ob durch die Massenunterbringung Menschenrechtsverletzungen vorliegen - mehr dazu in noe.ORF.at.

Die Politik nahm die Länder in die Pflicht, für mehr Quartiere für Asylwerber zu suchen. Im Moment erfüllt nur Wien die vereinbarte Quote. Doch auch in Wien ist die Situation derzeit kritisch, berichtete der Verein Ute Bock am Freitag.

Ministerium: Niemand wird abgewiesen

„Wien ist zu“, sagte ein armenischer Flüchtling zu den Betreuern des Vereins. Die Zahl der Neuanmeldungen beim Verein Ute Bock verdoppelte sich im Mai im Vergleich zu den beiden Vormonaten. Die Betreuer des Vereins führen das auf das überbelegte Erstaufnahmezentrum zurück und berichten auch davon, dass Asylsuchende vom Erstaufnahmezentrum abgewiesen worden seien. Die Menschen stünden dann ohne Krankenversicherung und Verpflegung auf der Straße. Vom Innenministerium heißt es, dass in Traiskirchen niemand abgewiesen wird, der als Asylwerber Anspruch auf Grundversorgung hat.

Auch die Flüchtlingseinrichtungen der Caritas in Wien sind seit längerem voll, sagt Caritas-Präsident Michael Landau. Er appelliert an die Bundesländer, ihre Aufnahmequoten zu erfüllen.

22.000 Asylverfahren anhängig

„Wir sind eine der ersten Anlaufstellen für Menschen, die nicht in Traiskirchen aufgenommen werden. Aufgrund des großen Andrangs sind derzeit alle unsere Zimmer und Wohnungen voll belegt. Aber wir bieten obdachlosen Asylwerberinnen und Asylwerbern eine Meldeadresse an, damit sie ihre Post zugestellt bekommen und das Asylverfahren nicht eingestellt wird. Denn das hätte für die Betroffenen fatale Konsequenzen“, so Anna Schoiswohl, Sozialberaterin vom Verein Ute Bock in einer Aussendung.

In Österreich sind rund 22.000 Asylverfahren von Menschen anhängig, die hier Sicherheit suchen. Und mindestens 20, vermutlich aber mehr als 100 Asylwerber bangen schon länger als zehn Jahre, ob sie in Österreich bleiben dürfen - mehr dazu in oe1.ORF.at. Ute Bock arbeitet nach ihrem Schlaganfall seit Mai wieder in ihrem Wohnprojekt für Asylsuchende in Wien-Favoriten - mehr dazu in Ute Bock: „Geht mir noch nicht sehr gut“.

Der Verein Ute Bock fordert Maßnahmen, die es Asylsuchenden ermöglichen, auf eigenen Beinen zu stehen und die Grundversorgung zu verlassen. Dazu gehöre neben Bildung und Beratung vor allem der Zugang zum Arbeitsmarkt.

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